Wie der GRADUALISMUS Ihnen das letzte Hemd auszieht

„Gradualism in theory is perpetuity in practice.“
““William Lloyd Garrison (1805 – 1879)

Ändert sich etwas ruckartig, haben die meisten Menschen keine Schwierigkeit, die Veränderung zu erkennen. Sie sind sich noch bewusst, wie das „Vorher“ aussah im Vergleich zum „Nachher“. Anders ist es, wenn sich etwas sehr langsam und in kleinen Schritten ändert. Eine solche Veränderung ist viel schwieriger zu erkennen. Wer also etwas verändern möchte, aber nicht will, dass die Veränderungen von anderen erkannt werden, der gehe in kleinen Schritten vor. In der Politik ist diese verschlagene Weisheit altbekannt, der GRADUALISMUS ist Gang und Gebe.

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Die Werte der Wirtschaft (7)
Wettbewerb jenseits der Grenzmoral

Das Jahr 2015 war kein gutes Jahr für den Respekt, der unserer gemeinsamen Werteordnung entgegengebracht wird. Nach dem Betrug des ADAC bei der Verleihung des Preises „Gelber Engel“ im Vorjahr 2014 haben sich in diesem Jahr insbesondere Volkswagen und der Deutsche Fußballbund als Sünder ertappen lassen, die in erheblichem Umfang unsere Werteordnung missachtet haben. Man fragt sich, warum diese Institutionen dies nötig hatten – ein Existenzkampf im intensiven Wettbewerb erklärt die Notwendigkeit der Missachtung wohl kaum. Denn alle drei genannten Institutionen hatten vor den Skandalen an sich ein gutes Image; und sie hatten und haben eine marktführende Stellung inne, ohne dass ein wirtschaftlicher Abwärtstrend erkennbar gewesen wäre.

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3. Würzburger Ordnungstag (3)
Quo vadis Europa?
Zu den Folgen eines Brexit für die EU

Ein erster Blick auf den europäischen Integrationsprozess der Nachkriegszeit zeigt ein beeindruckendes Bild: Mittlerweile 28 souveräne Staaten haben sich in der EU zu einem Binnenmarkt zusammengeschlossen mit prinzipiell offenen Grenzen, freiem Handel von Waren und Dienstleistungen, freiem Finanzverkehr, Niederlassungsfreiheit von Unternehmen und grenzüberschreitende Freizügigkeit der Arbeitskräfte. Hinzu kommen eine Gemeinsame Agrarpolitik, verschiedene zentrale Unterstützungsfonds im Rahmen der Regional-, Struktur- und Kohäsionspolitik, Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik, im Umweltschutz, Verbraucherschutz, Energiesektor und vielen anderen Bereichen. 19 dieser Länder sind zudem mittlerweile Mitglied der Eurozone und haben eine gemeinsame Währung. Ein solch enger wirtschaftlicher, aber zum Teil auch politischer Zusammenschluss nach wie vor souveräner Staaten ist weltweit einzigartig.

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Quo vadis Europa?
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Lehren aus der Griechenlandkrise

Nach knapp fünf Jahren andauernder Griechenlandkrise und kurz vor Ablauf des Jahres 2015 ist das Thema „Griechenland“ gegenwärtig in den Medien deutlich in den Hintergrund getreten. Gleichwohl erscheint es sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt danach zu fragen, ob und gegebenenfalls welche Lehren bisher aus dieser Krise gezogen wurden.

Dabei soll der Ursprung der Staatsschuldenkrise den Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen bilden, da sich hieraus erste Rückschlüsse bzw. Lehren über deren bisherigen Verlauf ableiten lassen. Die Grundlage der Krise wurde bereits in den Anfangsjahren der Währungsunion gelegt. In den Jahren bis 2007 wiesen die heutigen Krisenländer niedrige – zum Teil sogar negative – (ex-post) Realzinsen auf, die bei nahezu einheitlichen Nominalzinsen für alle Mitgliedsländer durch unterschiedlich hohe Inflationsraten zustande kamen. Hierdurch entstand ein Anreiz sowohl für Private als auch für die Regierungen dieser Länder, sich in immer stärkerem Maße zu verschulden. Dabei fand die private Verschuldung etwa in Irland und Spanien – wie die nachfolgende Abbildung 1 zeigt – ihren Ausdruck insbesondere in einem Boom des Immobiliensektors. In der Spitze ergaben sich im Jahr 2007 Differenzen zwischen dem Hauspreisindex und dem Konsumentenpreisindex als Referenzmaßstab von 80 Indexpunkten in Irland und 90 Indexpunkten in Spanien. Damit entsprach das Ausmaß dieser „Blasen“ etwa dem Wert für die USA, wo zu dieser Zeit eine Differenz von 90 Indexpunkten bestand. In anderen Ländern, wie etwa Griechenland, stand hingegen die staatliche Verschuldung im Vordergrund.

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Offener Brief an den Ratspräsidenten der Europäischen Union

Sehr geehrter Herr Präsident Tusk,

die Europäische Verfassungsgruppe hat sich mit dem Bericht der fünf Präsidenten und den Vorschlägen anderer führender europäischer Politiker (wie Präsident Hollande und Finanzminister Schäuble) befasst. Wir haben auch die von Premierminister Cameron kürzlich angesprochenen Themen mit einbezogen und die britischen Wünsche aus gesamteuropäischer Perspektive analysiert. Dabei haben wir die Ideen, die wir zum ersten Mal 1993 in unserem „Vorschlag für eine europäische Verfassung“ vorgetragen hatten, auf die heutige Situation übertragen und angewendet. Unser Hauptziel ist es, Wege zu finden, wie die Europäische Union ihre derzeitigen inneren Konflikte überwinden kann, denn sie wurde doch geschaffen, um der Völkerverständigung zu dienen.

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Trotz Draghis Brechstange, der Investitionsboom bleibt aus!

Seit mehr als einem Jahr liegt der Leitzins der EZB mit 0,05 % auf einem historischen Tiefpunkt. Die Bilanz der Europäischen Zentralbank wird immer weiter aufgeblasen. Die Europäische Zentralbank will mit der extremen Niedrigzinspolitik Investitionen und Wachstum begünstigen. Dies soll die Nachfrage steigern und die Inflationsrate wieder in die Nähe ihres Zielwertes von 2% bringen (Constâncio 2015). Bisher ohne Erfolg. Mit mit der heutigen Entscheidung des Rats der Europäischen Zentralbank wird deshalb noch mehr Geld in die Finanzmärkte gepumpt. Mario Draghi versucht es mit der Brechstange!

Können Investitionen und Wachstum dann endlich wiederbelebt werden? In der Theorie ist der wichtigste Transmissionskanal von der Geldpolitik zu den Investitionen der Zins: Drückt die Zentralbank die kurzfristigen (realen) Zinsen, dann sinken entsprechend der Erwartungshypothese auch die langfristigen (realen) Zinsen.[1] Mit der unkonventionellen Geldpolitik drückt die Zentralbank durch den Ankauf von Staatsanleihen die langfristigen Zinsen direkt. Durch die niedrigeren Finanzierungskosten erscheinen auch Investitionsprojekte mit geringerer erwarteter Rendite rentabel, die bei höheren Zinslasten nicht durchgeführt worden wären. Zudem macht die Geldpolitik den Zugang zu Krediten leichter, weil durch die Geldpolitik die Gewinne wachsen[2] und der Wert von Sicherheiten steigt.

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Wie die EZB den Zins bekämpft

„Die kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen mit
den überlieferten Eigentumsverhältnissen […]. Für die fortgeschrittensten Länder werden […] die folgenden [Maßnahmen,
a. d. V.] ziemlich allgemein in Anwendung kommen können:

5. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staates durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“

Karl Marx, Friedrich Engels,
Manifest der Kommunistischen Partei.

I.

Die Anleihen der Bundesrepublik Deutschland werden nach wie vor zu den Staatsanleihen mit der besten Bonität gezählt. Das zeigt sich an ihren Renditen, die durchweg niedriger sind als die anderer Euro-Staatsanleihen. Derzeit (am 11. November 2015) beträgt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe 0,60 Prozent. Die Renditen der Bundesanleihen mit Laufzeiten bis sechs Jahren liegen jedoch unter null Prozent. Wie erklärt sich das?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum einen mit ihrer Niedrigzinspolitik und dem Aufkaufen von Euro-Staatsanleihen die Renditen im Euroraum auf historisch niedrige Niveaus gedrückt. Zum anderen erhebt sie mittlerweile einen negativen Einlagezins: Banken müssen, wenn sie bei der EZB „Überschussguthaben“ halten, einen Strafzins in Höhe von 0,2 Prozent bezahlen (der Einlagenzins ist also minus 0,2 Prozent).

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Gastbeitrag
Der Flüchtlingsstrom wird das deutsche Demografie-Problem kaum lösen

Deutschland altert, so viel ist sicher. Seit den 1970er Jahren sinken die Geburtenzahlen und die geburtenstarken Jahrgänge (1955-1969) rücken in der „Alterspyramide“ immer weiter nach oben. Die Älteren von ihnen nähern sich allmählich dem Renteneintritt.[1] Das umlagefinanzierte Sozialversicherungssystem kommt in Bedrängnis, wenn die Zahl der Leistungsempfänger im Verhältnis zu den Leistungserbringern deutlich steigt.

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– zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken –

Öffentliche Finanzen: Nachhaltigkeitslücke

Die Folgen der demografischen Entwicklung für das Sozialversicherungssystem lassen sich in Zahlen fassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag der sogenannte Altenquotient im Jahr 2013 bei rund 34 %. Der Altenquotient wird gebildet, indem die Anzahl der Personen im Alter von über 65 Jahren durch die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) geteilt wird. Auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kamen 2013 also 34 Personen im Rentenalter. Bis zum Jahr 2030 wird der Altenquotient laut der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung auf 50 % und bis 2060 auf rund 65 % steigen. Die erwerbsfähige Bevölkerung wird demnach im Jahr 2060 ungefähr doppelt so viele Personen im Ruhestand finanzieren müssen wie heute.[2]

Gastbeitrag
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Inequality, Redistribution and Mobility
Is there a need for economic policy action?

In general, the art of government consists in taking as much money as possible from one party of the citizens to give to the other.“ (Voltaire)

There are not many things which have the capacity to excite the world time after time, but the unequal distribution of income is one of them. In this case inequality has developed rather ambivalently. The gap between rich and poor countries is becoming smaller worldwide. However, countries are distributing income less equally. External convergence and internal divergence go hand in hand. The debate about inequality is a perennial political issue. Particularly in Europe, the call for more governmental redistribution is becoming louder. It is driven by the moralizing force of “justice“, with allocative and political risks as well as side effects of inequality playing more of a supporting role. In the United States, the debate is progressing differently in spite of relatively high inequality internationally. There it is not so much equal outcomes but rather equal opportunity which is at the forefront of the distribution policy agenda. The issue which matters most to the middleclass is that of social mobility, rather than rising income inequality.

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3. Würzburger Ordnungstag (1)
Digitalisierung – Folgen für das „Geschäftsmodell D“

Digitalisierung als Megatrend im globalen Strukturwandel

Digitalisierung wird nicht erst heute als Megatrend im globalen Strukturwandel diskutiert. Die Entwicklung reicht zurück bis hin zur Erfindung des Transistors in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Seither haben mehrere Wellen der Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft erfasst und zum Teil gravierend verändert. Mikroelektronik, Informatisierung, Wissensgesellschaft und Automation sind Begriffe, die diese Entwicklung charakterisieren. Heute steht eine neue Welle der Digitalisierung bevor, die einen enormen Beschleunigungsschub im globalen Strukturwandel auslösen könnte. Es wird von einer vierten industriellen Revolution gesprochen, eine Phrase, die das Erschütterungspotenzial der neuen Digitalisierungswelle eindringlich beschreibt.

Dabei wird diese neue Welle der Digitalisierung nicht etwa von einer einzigen neuen Basisinnovation getrieben, vielmehr handelt es sich um Weiterentwicklungen bestehender Technologien, teilweise mit disruptivem Charakter. Im Kern sind dabei vier Treiber mit den dahinter stehenden Technologien, die hier interagieren:

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Digitalisierung – Folgen für das „Geschäftsmodell D““
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