Mit Positivismus und Empirismus gegen die Freiheit

I.

In der Volkswirtschaftslehre hat der empirisch-quantitative Ansatz die Oberhand gewonnen. Warum das wissenschaftstheoretisch kein Fortschritt ist, und warum gerade diese – irreführend als „modern“ bezeichnete – Orientierung freiheitsfeindliche Politiken (schein)legitimieren und befördern kann, soll im Folgenden erörtert werden. – Dieser Beitrag verbreitet keine Neuigkeiten, sondern macht auf entscheidende Argumente aufmerksam, die derzeit im „Methodenstreit“ über den Kurs der Volkswirtschaftslehre kaum oder keine Beachtung finden.

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Ordnungsruf:
Krise am Finanzmarkt – Krise auch im Elfenbeinturm?

Reflektiert die aktuelle Finanzkrise eine Krise der Ökonomik? Selbstverständlich tut sie das, wie zuletzt der „Economist“ anhand des gegenwärtigen Zustands der Makroökonomik dargelegt hat. Der „Methodenstreit“, den sich die deutsche Ökonomenzunft gerade wieder gegönnt hat, hat dazu beigetragen, einen Aspekt dieser Krise zu beleuchten: Ökonomen vernachlässigen nach wie vor die institutionellen Rahmenbedingungen des Wirtschaftens. Die Finanzkrise wirft nun ein grelles Licht auf mindestens ein weiteres Defizit ökonomischer Theoriebildung: Ökonomen vernachlässigen die Determinanten und die Rationalität realen menschlichen Verhaltens.

Ordnungsruf:
Krise am Finanzmarkt – Krise auch im Elfenbeinturm?“
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Metapher statt Prophetie
Was Ökonomen von Geisteswissenschaftlern lernen können

Der Anforderungskatalog, den John Maynard Keynes für gute Ökonomen aufstellte, hat es in letzter Zeit (auch in diesem Blog) zu einiger Berühmtheit gebracht. Keynes schreibt über seinen Lehrer Alfred Marshall (und kennt in seiner eigenen Person gewiss zumindest noch einen Ökonomen, auf den all das zutrifft): „Er (i.e. ein Meisterökonom) muss einen hohen Standard in mehreren verschiedenen Richtungen erreichen und Talente miteinander kombinieren, die man nicht oft zusammen findet. Er muss Mathematiker, Historiker, Staatsmann, Philosoph sein – bis zu einem gewissen Grad. Er muss Symbole verstehen und in Worten sprechen. Er muss das besondere im Zusammenhang mit dem Allgemeinen begreifen, und Abstraktes wie Konkretes im selben Gedankengang ertasten. Er muss die Gegenwart im Lichte der Vergangenheit studieren für die Zwecke der Zukunft. Kein Teil der menschlichen Natur oder seiner Institutionen darf sich völlig außerhalb seines Blickes befinden.“

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Kein Grund für ein mea culpa: Die Finanzkrise ist keine Krise der Ökonomen

Es gibt angenehmere Zeiten für Ökonomen als Krisenzeiten. Soweit ich mich zurückerinnere, gingen konjunkturelle Abschwungsphasen meistens mit einem gleichzeitigen, temporären Ansehensverlust der Ökonomen einher. Auf zwei Vorwürfe kann man sich in jeder Rezession gefasst machen: Ihr habt diese Krise nicht rechtzeitig vorhergesehen! ist der eine, Ihr habt uns mit Euren Politikempfehlungen erst in diesen Schlamassel gebracht! ist der andere. Der erste Vorwurf wird aktuell gerne soweit zugespitzt, daß die schärfsten Kritiker der Ökonomik gleich völlige Nutzlosigkeit unterstellen. Ich glaube, daß dieser Vorwurf auf einem Mißverständnis über die Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft beruht, das sich leicht aufklären läßt. Der zweite Vorwurf hingegen hat etwas mit Politik zu tun, und wird daher vielleicht nicht ganz so leicht aus der Welt zu schaffen sein.

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Gastbeitrag:
Die Ökonomik ist keine zweite Physik
Zur Auseinandersetzung um das Fach Wirtschaftspolitik

Die Kontroverse, die um das Schicksal des Faches Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln entstanden ist, spiegelt eine Entwicklung wider, die in der Ökonomik seit langem im Gange ist, die sich aber in jüngerer Zeit durch die Etablierung standardisierter Beurteilungsverfahren, insbesondere bei Berufungen, beschleunigt hat. Wissenschaftliche Exzellenz bemisst sich danach fast ausschließlich nach Zahl und Rang der Veröffentlichungen in ausgewählten Zeitschriften, die nach ihrer Prominenz im Fach (gemessen an Zitationen) gewichtet werden. Solche Verfahren entlasten von der mühsameren inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Werk von Kandidaten und erlauben es, die Erstellung der für die Urteilsfindung notwendigen Daten an Hilfskräfte zu delegieren, die zur Nutzung entsprechender Internetdateien in der Lage sind. Für das Fach birgt ein solches Verfahren allerdings die Gefahr, einen sich selbst verstärkenden homogenisierenden Selektionsprozess in Gang zu setzen, der sich als verhängnisvoll erweisen mag. Dass die Ökonomik sich auf einem problematischen Entwicklungspfad befindet, war jedenfalls die These eines Artikels, der vor einigen Jahren in dem bekannten Monatsmagazin The New Yorker unter dem Titel „The Decline of Economics“ erschien. Die auf Recherchen an amerikanischen Universitäten und in ihrem Umfeld beruhende Diagnose des Autors, John Cassidy, war, dass die Profession sich aufgrund ihrer selbst gegebenen Qualitätskriterien mehr und mehr zu einem Zweig der angewandten Mathematik entwickle, gleichzeitig aber weniger und weniger Interesse bei den potentiellen Nachfragen ihrer Erkenntnisse finde, bei Studenten, die das Fach studieren möchten oder bei Verbandsvertretern und Politikern, die Rat in wirtschaftspolitischen Fragen suchen, und die den Bezug des wissenschaftlichen Ertrages, den das Fach zu bieten hat, zur Welt ihrer Erfahrung nicht mehr erkennen können.

Gastbeitrag:
Die Ökonomik ist keine zweite Physik
Zur Auseinandersetzung um das Fach Wirtschaftspolitik
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