Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ist soeben 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Jubiläum gibt es eine Festschrift, in deren Zentrum die Präsidenten Bernhard Harms, der Begründer des Instituts im Jahre 1914, sowie seine Nachfolger Jens Jessen, Andreas Predöhl, Fritz Baade, Erich Schneider, Herbert Giersch, Horst Siebert bis hin zum jetzigen Präsidenten Dennis Snower gewürdigt werden. Der Wirtschaftsjournalist Harald Czychol flügelt gekonnt „locker“ (das war die institutsseitig vorgegebene Konzeption) über die präsidialen Epochen und die mit ihnen verbundenen wissenschaftlichen Institutsprägungen hinweg, läßt sich aber doch auch bei dem einen oder anderen Präsidenten mit journalistisch-tiefergründiger Verweilung ob jeweils dessen spezifischen Wissenschafts- und Forschungsparadigma nieder. Das liest sich fein, wenn man die Wissenschaft von der Ökonomie und die sich mit ihr professionell Beschäftigenden nicht allzu ernst nimmt. Bekanntlich gehören zu der Personengruppe, für die das zutrifft, vor allem Politiker, die sich in ihren wiederwahlorientierten strategischen Spielen durch unabhängige wissenschaftliche Expertisen von Professoren, Sachverständigenräten, Wirtschaftsforschungsinstituten, Think Tanks und dergleichen gestört oder gar bedroht fühlen.
100 Jahre Institut für Weltwirtschaft in Kiel
Währungssystemische Agonien
Die Euro-Zone liegt in Agonie. Währungssystemische Agonien hat es in der Historie vielfältig gegeben. Sie entstehen, wenn im strategischen Spiel zwischen „politischer Macht und ökonomischem Gesetz“ (v. Böhm-Bawerk) die Politik sich allzu lange ökonomischen Zwängen widersetzt will. Und sie enden stets mit dem Ergebnis, daß die Politik letztlich den Kürzeren zieht, wenn sie in währungssystemischer Ignoranz den politischen Konstruktivismus gegenüber den marktlichen Grundprinzipien dauerhaft, handlungsmächtig und selbstzweifelsfrei entgegenzutreten gewillt ist. Das Motto heißt immer: Wir Politiker verteidigen unser politisches Mantra gegen seine marktlichen Feinde, koste es (den Bürger), was es wolle. Erstens, weil wir demokratisch legitimiert sind, gemeinwohlorientiert denken und mithin gegen Irrtümer immunisiert agieren. Und zweitens, weil im Antagonismus zwischen Staat und Markt die Hierarchie von vornherein feststeht: Politik muß den Markt domestizieren, und sie ist auch aufgrund ihres überlegenen Wissens in der Lage, dies erfolgreich zu bewerkstelligen. Dies wird auch dann nicht in Frage gestellt, wenn die Hauptursache für die Krisenentstehung, auf die die Märkte reagieren, im Politikversagen liegt.