Erfreulich ist, dass die empirische währungssystemische Evidenz den Abschied von politischen Illusionen, von interessegeleitetem Austritts-Alarmismus und überdrehter Verschleierungsrhetorik in Sachen Griechenland überdeutlich erzwingt: Der IWF will sich an weiteren Zahlungen an Griechenland nicht mehr beteiligen, der deutsche Wirtschaftsminister sieht einen Euro-Austritt Griechenlands mittlerweile „ohne Schrecken“, und selbst die Kanzlerin will nicht noch einmal vor dem Bundestag um weitere Zahlungen an Griechenland bitten. Nüchternheit und Realitätssinn derjenigen Ökonomen, die interessenungebunden und mit ziemlich treffsicherer Analytik den kostenexplosiven Irrweg der Euro-Retter seit langem warnend vorausgezeichnet haben, scheinen zunehmend auch auf die nationalen Inhaber euro(pa)-politischer Macht überzuspringen: Griechenland muss ausscheiden, es wird ausscheiden, es gilt nun, die Modalitäten zu regeln.
Jutta Urpilainen und der EURO
Vier Szenarien zur Zukunft der Währungsunion
Die Krise in der Euro-Zone wandelt sich zusehends von der Krise einzelner überschuldeter Länder zu einer Krise der Währungsunion selbst. Hinter den Länderkrisen stehen letztlich überzogene Ansprüche, die über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hinausgehen. Dabei waren es in Griechenland und Portugal die Einkommensansprüche der Bürger, die sich in rasch steigenden Löhnen und ausufernden staatlichen Wohltaten niederschlugen. In Irland war es die Illusion, der Staat könne seinen überdimensionierten, in die Schieflage geratenen Finanzsektor ohne schmerzliche Strukturanpassung durch die Krise bringen. Bisher haben die Euro-Retter mit Maßnahmen reagiert, die es den Krisenländern erleichtern, ihre Schuldenberge zu tragen. Diese Rettungspakete sind es, die aus den Länderkrisen eine Währungskrise machen.
Wie wird es weitergehen? Wenn man die absehbare Entwicklung konsequent bis zum Ende durchdekliniert, fällt die Antwort gar nicht so schwer. Denn die systemimmanenten Ursachen der Krise sind hinreichend analysiert, die Aussichtslosigkeit der Sanierung der griechischen (und portugiesischen) Staatsfinanzen ist vielfach belegt und die Verhaltensmuster der politischen Akteure lassen sich täglich neu studieren – alles Weitere lässt sich deduktiv ableiten. Dabei sollen die folgenden vier Szenarien helfen, von denen sich am Ende nur eines als tragfähig erweisen wird.
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