Etwa ein halbes Jahr nach Bekanntgabe der neuen EZB-Strategie hat der deutliche Anstieg der Inflation Schwachstellen der Strategie offengelegt. Problematisch ist, dass sie auf einer unterstellten Treffsicherheit der Inflationsprognose basiert, die im längeren Durchschnitt wohl nicht zu erreichen ist. Dies legt unsere empirische Analyse vergangener Prognosefehler nahe. Es besteht die Gefahr, dass die Effizienz der Geldpolitik längerfristig aufgrund eines Vertrauensverlusts leidet.
Gastbeitrag
Was sollen und können Konjunkturprognosen?
Sind Prognosefehler ein Problem?
Ökonomen, die in den verschiedenen Institutionen mit Prognosen zu tun haben – vor allem wenn sie Prognosen erstellen und rechtfertigen müssen – hatten in den letzten Jahren keinen leichten Stand. Weder das Ausmaß der Finanzmarktkrise noch die kräftige Erholung wurden zufriedenstellend erkannt. Prognosefehler werfen Probleme auf, wenn auf ihrer Basis Entscheidungen getroffen werden, die im Nachhinein negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft haben können. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine falsche Wachstumsprognose zu falschen Erwartungen hinsichtlich der Produktivitätsentwicklung führt. Die Produktivität, also das Produktionsergebnis je eingesetzter Arbeitskraft oder eingesetzter Arbeitsstunde, ist eine wichtige Bestimmungsgröße für den Verteilungsspielraum. Denn Lohnerhöhungen sollen sich am Leistungszuwachs der Arbeitskräfte und damit am Anstieg ihrer Produktivität orientieren.