Welchen Einfluss hat die Zahl der Abgeordneten pro Wahlkreis auf die Allokation von öffentlichen Mitteln? Die ökonomische Theorie geht davon aus, dass sich Abgeordnete rational verhalten und auf Wahl- sowie Wiederwahlanreize reagieren. Sie setzen sich für durch Bundesmittel finanzierte öffentliche Leistungen oder auch für zusätzliche Bundesbeschäftige in ihrem Wahlkreis ein. Deshalb können mehr Abgeordnete pro Wahlkreis zu höheren Bundesausgaben für ihren Wahlkreis führen. In der Literatur ist dieses Phänomen unter dem Begriff „Gesetz von 1/n“ bekannt: Die Bürger im Wahlkreis profitieren vollumfänglich von zusätzlichen öffentlichen Leistungen wie zum Beispiel Sicherheit aufgrund von mehr Bundespolizisten, aber sie tragen nur einen kleinen Teil der Kosten, nämlich 1 durch die Anzahl der Wahlbezirke. In einer neuen Studie analysieren wir, ob das „Gesetz von 1/n“ auch in Deutschland gilt. Deutschland bietet eine einzigartige Gelegenheit, den kausalen Effekt von mehr Abgeordneten pro Wahlkreis auf die Allokation von Bundesmitteln empirisch zu identifizieren. Unsere Ergebnisse zeigen einen positiven Effekt von mehr Abgeordneten pro Wahlkreis auf die Anzahl der Beschäftigten des Bundes. In Wahlkreisen, die durch mindestens einen weiteren Abgeordneten von der Parteiliste vertreten werden, arbeiten durchschnittlich 37 Beschäftigte des Bundes mehr als in vergleichbaren Wahlkreisen mit nur einem, direkt gewählten Repräsentanten.