Die Ratingagenturen werden seit der Finanzmarktkrise 2007/08 sowie in der aktuellen europäischen Staatsschuldenkrise stark kritisiert. Daher werden Maßnahmen gefordert, die einerseits den Einfluss der Agenturen auf den internationalen Finanzmärkten reduzieren sollen. Andererseits sollen Vorkehrungen getroffen werden, die zu einer Steigerung der Ratingqualität führen. Eine sowohl in der Öffentlichkeit und in der Politik als auch in der Wissenschaft diskutierte Maßnahme betrifft die Steigerung des Wettbewerbs auf dem Ratingmarkt. Begründet wird dies zum einen durch die beschränkt oligopolistische Marktstruktur mit den dominanten Ratingagenturen Moody´s, S&P und Fitch. Zum anderen wird konstatiert, dass ein mangelnder Wettbewerb unter den etablierten Ratingagenturen die Wirkung der Reputation auf die Ratingqualität einschränkt. Allerdings unterbleibt in der aktuellen Diskussion eine kritische Analyse, inwiefern ein erfolgreicher Markteintritt einer neuen Ratingagentur überhaupt möglich ist. Zudem wird die Wirkung einer Wettbewerbsintensivierung auf die Qualität eines Ratings nur ungenügend betrachtet.
Junge Ordnungsökonomik
Gastbeitrag
Stand-alone-Ratings für Staaten
Die aktuelle EU-Schuldenkrise und ihre vorläufige (Schein)Lösung durch den Rettungsschirm hat neben den offenkundigen Komponenten des Staatsversagens – vor allem dem Versagen der Disziplinierungsinstrumente der EU – auch eine Dimension des Marktversagens. Hätten die Märkte das Kreditausfallrisiko bestimmter Staaten realistischer eingeschätzt, wäre es nicht zu einer so weitgehenden Konvergenz der Zinssätze gekommen. Genau diese Konvergenz wurde zwar durch die Schaffung der EWU angestrebt. Sie wurde aber auf dem nicht beabsichtigten Weg der faktischen Ausschaltung der „No bailout“-Klausel des Maastrichter Vertrags realisiert. Dies hatte verheerende Folgen, wie die akute EU-Schuldenkrise zeigt.
BücherMarkt
Hans-Olaf Henkel: Die Abwracker
Kühlschränke könnte man abwracken. Auch Fahrräder. Autos sowieso. Dazu bräuchte man nur eine Schreddermaschine. Aber diese kommt in Hans-Olaf Henkels neuestem Buch „Die Abwracker“ nicht vor. Stattdessen geht es um Papiere, sogenannte Schrottpapiere. Sie waren die Ursache dafür, dass der Schuldenstand in Deutschland nach dem Platzen der amerikanischen Immobilienblase in die Höhe geschnellt ist. Zunächst gab es Schutzschirme für Banken, dann wurden Rettungspakte für die Realwirtschaft geschnürt, jeweils auf Kosten der Allgemeinheit. Aber wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür, dass die Schrottpapiere entstanden und eines Tages bei uns gelandet sind? Richtig, die Abwracker.