Am 30. Oktober 2016 unterzeichneten die Europäische Union (EU) und Kanada das Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) mit dem Ziel, eine der größten Freihandelszonen der Welt zu schaffen. Nachdem es in diesem Frühjahr alle parlaÂmentarischen Hürden genommen hat, kann es im Sommer 2017 vorläufig in Kraft treten.[1] Neben dem fast kompletÂten Abbau von Zöllen und einem verbesserten InvestiÂtionsschutz sieht das 1600-seitige CETA-Abkommen vor allem die Reduzierung von nicht-tarifären HandelsÂschranken vor: Eine Angleichung von Normen und StanÂdards in möglichst vielen Bereichen, ein vereinfachter Marktzugang ausländischer Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen, sowie die Etablierung handelsfördernder Regeln und Prinzipien. Kritiker befürchten, dass durch den Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse EU-Standards in Bereichen wie Sicherheit und Verbraucherschutz abgeÂsenkt werden.
Ordnungspolitischer Kommentar
Nobelpreis (2)Viel Nutzen für die praktische Regulierung
Erstmals seit über 30 Jahren ist der Nobelpreis für Ökonomie bzw. – genauer gesagt – der von der Schwedischen Reichsbank gestiftete Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften wieder an einen Ökonomen verliehen worden, der sich im Kern seiner Arbeiten mit dem (unvollständigen) Wettbewerb auf Märkten und der Regulierung von Unternehmen befasst. 1982 hat George Stigler, einer der Hauptvertreter der sogenannten Chicago School, den Preis für seine bahnbrechenden Arbeiten über die Funktionsweise von Marktprozessen und über die Ursachen und Auswirkungen staatlicher Regulierung erhalten.[1] Stigler war – ganz typisch für die Chicago School – ein Skeptiker staatlicher Regulierung; er vertraute im Wesentlichen auf die Selbstheilungskräfte von Wettbewerbsprozessen, solange Märkte nicht kartelliert sind.
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Nobelpreis (1)
Die industrieökonomische Revolution
1. Einführung und Überblick
Die königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften hat sich entschieden, den Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Gedenken an Alfred Nobel im Jahre 2014 an den französischen Wissenschaftler Jean Tirole zu vergeben. Nach George Stigler (1982) ist dies das zweite Mal, dass der Preis an einen Forscher vergeben wurde, der sich mit industrieökonomischen Fragen auseinandersetzt. Bemerkenswert ist auch, dass die Akademie nach Paul Krugman (2008) den Nobelpreis zum ersten Mal wieder einem einzigen Wissenschaftler verliehen hat. Jean Tirole erhält den Preis für seine Arbeiten zu den theoretischen Grundlagen der Wettbewerbs- und Regulierungsökonomik. Als er Anfang der 80-er Jahre mit seinen Untersuchungen begann, standen sowohl im Gebiet der Spieltheorie als auch im Gebiet des Mechanism Design neue analytische Werkzeuge zur Verfügung. In dieser Zeit nutzten einige Forscher dieses neue Instrumentarium, um u.a. alte Fragen der Wettbewerbs- und Regulierungspolitik neu zu untersuchen, aber Jean Tirole ragt in Bezug auf logische Stringenz und Breite der Analysen heraus. Sein Buch „The Theory of Industrial Organization“ von 1988, das bis heute eine Standardreferenz für jeden ist, der sich mit Marktmachtphänomenen und Unternehmensstrategien beschäftigt, und sein Buch zusammen mit Jean-Jacques Laffont „The Theory of Incentives in Procurement and Regulation“ von 1993, das dieselbe Rolle im Bereich der Regulierung einnimmt, geben davon Zeugnis.
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