Gastbeitrag
Die Wahrnehmung wissenschaftlicher Politikberater erfolgt in Lagern

Linke Politiker, so wird behauptet, berufen sich gerne auf Wirtschafts- und Sozial-Wissenschaftler, die Verteilungsfragen bearbeiten, und liberal-konservative Politiker beriefen sich gerne auf marktliberal oder ordnungspolitisch orientierte Ökonomen und Juristen. Freilich sollte wissenschaftliche Politikberatung nicht mit Meinungen und Werturteilen operieren, sondern unvoreingenommen evidenzbasierte Erkenntnisse der Politik und der Öffentlichkeit vermitteln. Das ist aber nicht leicht, da zum einen Politiker und Medien Interesse daran haben können, dass bestimmte Erkenntnisse von den Wissenschaftlern selbst positiv oder negativ bewertet werden. Und auch Wissenschaftler versuchen immer wieder, ihre eigene Meinung zu transportieren: an die Politik und an die Öffentlichkeit. Selbst wenn Wissenschaftler mit reinen Meinungsäußerungen zurückhaltend sind, beruhen ihre Aussagen schlussendlich auf Werturteilen. Sie müssen in ihren Modellen theoretische Annahmen treffen und auch die Auswahl von Forschungsfragen beruht notwendigerweise auf vor-wissenschaftlichen Werturteilen. Deswegen ist es nicht erstaunlich, dass von der Politik Wissenschaftler unterschiedlich gerne gesehen und gehört werden.

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200 Jahre Karl Marx (2)
Karl Marx

In seinem Buch „Radio Heimat“ schrieb der Ruhrpott-Romantiker Frank Goosen: „Eine mittelalterliche Garnisonsstadt mit Stadtmauer, Fachwerkhäusern und Fürstenresidenzen schön finden, das kann jeder. Aber auf dem Gasometer in Oberhausen stehen, sich umgucken und sagen: Wat ne geile Gegend!, das muss man wollen.“ Und als Hape Kerkeling das kulturbeflissene Publikum mit seinem berühmt gewordenen „Hurz!“ konfrontierte, war dem Publikum die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, mit der sich jeder bemühte, genial finden zu wollen, was bei Licht betrachtet doch einfach nur lächerlich war.

Als wir 2017 praktisch ganzjährig über Martin Luther aufgeklärt wurden, gab es durchaus auch kritische Stimmen, die es zumindest etwas weit hergeholt fanden, den Jubilar zum Vordenker der Aufklärungsphilosophie zu küren. Von solcherlei Zurückhaltung finden wir im Marx-Jahr 2018 kaum eine Spur. Im Gegenteil: Kein Philosoph, kein Sozialwissenschaftler und erst Recht kein Feuilleton-Redakteur vergisst es, Karl Marx als herausragenden Denker, Philosophen und Ökonomen zu ehren, als Vorreiter der Arbeiterbewegung, des Sozialstaats und was nicht alles; und vor allem natürlich als großen Visionär, der alles und jedes vorhergesehen hat, womit wir uns heute so herumschlagen. Unnötig zu erwähnen, dass Karl Marx uns auch heute noch etwas zu sagen hat, gar aktueller ist denn je. Warum eigentlich? Solche Fragen zu stellen, ist albern, und wer es doch tut, muss sich wie ein Vater-Unser-Verweigerer in der Osternachtsmesse fühlen.

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Schulfach Wirtschaft
Finaler Schlag des Großkapitals gegen die Arbeiterschaft?

Ab dem Schuljahr 2016/17 wird es in Baden-Württemberg in allen Schulzweigen einschließlich des Gymnasiums das Schulfach „Wirtschaft“ geben. Angesichts der seit langem bekannten Klage, dass junge Menschen der modernen Wirtschafts- und Konsumwelt recht hilflos gegenüberstehen, kann man dies für eine gute Idee halten. Doch wir wären nicht in Deutschland, wenn der Plan der Landesregierung nicht eine ebenso altbekannte wie heftige ideologische Debatte auslösen würde. Spöttisch könnte man sagen, dass es den Gegnern des neuen Lehrkonzepts offenbar darum geht, aufzudecken, dass hinter dem neuen Schulfach mit seinen „neoliberalen“ Inhalten der perfide Plan steht, junge Menschen in den Bann des Kapitalismus zu ziehen, noch bevor sie zu ehrlichen deutschen Arbeitern oder zumindest zu Salonsozialisten werden konnten. Aufklärung jenseits der Ideologie tut also not und soll im Folgenden geleistet werden.

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