In Deutschland liegt die Wohneigentumsquote nach der internationalen Erhebungsmethode mit rd. 50% deutlich unterhalb des europäischen Mittelwertes (gemäß Eurostat bei 70%), und gleichzeitig ist auch das Medianvermögen der deutschen Haushalte im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich. Gemäß des Household Finance and Consumption Surveys (HFCS) der EZB erreichen 50% der deutschen Haushalte nicht mehr als 70.000 EUR Vermögen, während der Vergleichswert für die im Survey berücksichtigten europäischen Länder insgesamt bei knapp 100.000 EUR liegt. Natürlich dürfen solche Statistiken nicht überstrapaziert werden: in Zypern oder Malta waren sicherlich andere Faktoren als die Wohneigentumsbildung für die hohen ausgewiesenen Vermögen maßgeblich (jeweils etwa doppelt so hoch wie der europäische Mittelwert), und natürlich lässt sich ein Teil des Rückstands bei der Wohneigentumsbildung in Deutschland auch auf die deutsche Geschichte zurückführen.
Pro & Contra
Geht die Schere zwischen Arm und Reich bei uns auseinander?
Eine mehr oder weniger stark empfundene soziale Ungerechtigkeit treibt weite Teile der Bevölkerung in Deutschland um, aber auch viele Politiker und Ökonomen. Die erste strittige Frage ist, woran man sie festmacht: An ungleichen Einkommen? Am ungleich verteilten Vermögen? Oder an ungleichen Chancen? Konsens besteht darüber, dass in einer sozialen Marktwirtschaft eine Ergebnisungleichheit nicht zu vermeiden, wahrscheinlich sogar unabdingbar ist, um die richtigen Anreize zu setzen. Doch wenn die Schere zu weit auseinandergeht, sorgt dies für sozialen Unfrieden. DIW-Direktor Marcel Fratzscher und RWI-Präsident Christoph M. Schmidt sind unterschiedlicher Meinung darüber, ob die Ungleichheit in den letzten Jahren zugenommen hat und folglich natürlich auch darüber, worauf diese Feststellung fußt.
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Ungleichheit heute (29)
Vermögensmobilität
Sind wir noch selbst unser Glückes Schmied?
Dass die Vermögen insbesondere in entwickelten Volkswirtschaften wie Deutschland, Schweden oder den USA sehr ungleich verteilt sind, ist unbestritten. Ein bloßer Vergleich der Vermögensungleichheit über die Jahre hinweg sagt jedoch nichts darüber aus, ob dauerhaft ein und dieselben Personen zu den Vermögenden zählen oder nicht. Die Möglichkeit, im Laufe des Lebens in der Vermögenshierarchie aufsteigen zu können, bewirkt, dass ein gewisser Grad an Ungleichheit akzeptiert wird und dass die Ungleichheit über den Lebenszyklus hinweg in Realität geringer ausfällt als dies ein Ungleichheitsmaß zu einem gegebenen Zeitpunkt auszuweisen vermag.
Während sich die Forschung im Bereich der sozialen Mobilität aufgrund der besseren Datenlage meist Indikatoren wie Bildung und Einkommen widmet, soll dieser Beitrag einen Überblick über den aktuellen Wissensstand hinsichtlich der Vermögensmobilität bieten.
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Vermögensmobilität
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Ordnungspolitischer Kommentar
Erbschaftsteuer – Grundlegende Reform statt Stückwerk
Am 17.12.2014 hat das Bundesverfassungsgericht zum wiederholten Male Regelungen der Erbschaftsteuer für unvereinbar mit der Verfassung erklärt. Die VerfasÂsungsÂrichter bemängeln Teile der Sonderregeln für UnternehÂmensvermögen (§§ 13a und 13b ErbStG) und forÂdern eine Neuregelung bis zum 30. Juni 2016.
Entsprechend der ersten Reaktionen wird die Politik wohl ausschließlich die vom Verfassungsgericht bemängelten Punkte angehen, ohne die Erbschaftsteuer grundsätzlich zu reformieren. Das ist aus ökonomischer Perspektive zu bedauern, da das aktuelle Erbschaftsteuerrecht einige Schwächen aufweist, die bestehen bleiben dürften.
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Ungleichheit heute (22)
Wie ungleich ist die Vermögensverteilung in Deutschland?
Noch ungleicher als die Einkommensverteilung
„Wherever there is great property there is great inequality.“ (Adam Smith)
Für einen umfassenden interpersonellen Wohlstandsvergleich reicht es nicht, lediglich die Verteilung der Einkommen zu betrachten. Eine Größe, die den persönlichen Lebensstandard ebenfalls beeinflusst, ist das Vermögen. Persönliches Vermögen kann grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten gemehrt werden: Entweder durch die Akkumulation von eigenen Ersparnissen oder durch den Transfer von Vermögen vorheriger Generationen (übertragene Ersparnisse). Einkommen und Vermögen stehen somit in enger Beziehung, da gespartes Einkommen zur Vermögensbildung genutzt werden und Vermögen wiederum Einkommen abwerfen oder gegebenenfalls liquidiert werden kann. Jedoch kann ein einkommensschwacher Haushalt vermögend oder ein einkommensstarker Haushalt ebenso nettoverschuldet sein. Eine integrierte Betrachtung von Einkommen und Vermögen ist vonnöten. Nachdem bislang die Einkommensverteilung ausführlich unter die Lupe genommen wurde, gilt das Interesse nun dem Vermögen und seiner Verteilung zwischen den Bundesbürgern. Und hier fällt als erstes eines auf: die Vermögen sind viel ungleicher verteilt als die Einkommen!