Kurz kommentiert
Notenbanker entdecken die Ungleichheit

„Non-conventional monetary policy however, in particular large scale asset purchases, seem to widen income inequality, although this is challenging to quantify.“ (Yves Mersch)

Die seit über einem Vierteljahrhundert weltweit wachsende personelle Ungleichheit von Einkommen und Vermögen in den Ländern zieht Kreise. In jüngster Zeit entdecken nun auch Notenbanker dieses Thema. Janet Yellen (Fed), Mark Carney (BoE) und Mario Draghi (EZB) sind die bekanntesten Beispiele. Der Grund liegt auf der Hand. Die „neue“ unkonventionelle Geldpolitik stößt auf Widerstände, immer öfter auch auf distributive. Kritiker monieren, sie sei nicht nur wenig effizient, gemessen an Preisniveaustabilität und Beschäftigung, sie sei auch ungerecht, gemessen an der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Eine hyper-expansive Politik der „quantitativen Lockerung“ mache die Reichen reicher und die Armen ärmer.

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Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Deflation, Inflation oder Stagflation?

„Die Zentralbankgeldmenge, international als Geldbasis bezeichnet, ist das Schlüsselaggregat der Geld- und Kreditschöpfung. Diese Geldmenge hat die EZB innerhalb der noch kurzen Amtszeit Draghis um gut 50 Prozent auf 1,8 Billionen Euro angehoben…So beträgt die Verschuldung der italienischen Banken beim Eurosystem inzwischen das 7-fache ihrer Basisgeldreserven, die entsprechende Verschuldung der griechischen Banken sogar das 24-fache. Bei solchen Verhältnissen nur von Bankrott zu sprechen, wäre Bagatellisierung…Wenn sich das Bundesverfassungsgericht nicht der Bürger erbarmt und Draghi ein „Halt“ zuruft, wird er den Euro bald vollends demontiert haben.“ (Manfred J.M. Neumann, 2012)

„Die Deutsche Bundesbank sucht die Inflation unter jedem Kieselstein.“ (James Baker, ehemaliger amerikanischer Außenminister)

Ist dieses Mal alles anders, auch in der Geldpolitik? Seit der Finanzkrise fluten die Notenbanken die Welt mit Geld. Damit retteten sie das Finanzsystem vor dem Kollaps. Von einem nachhaltig kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung fehlt aber nach wie vor jede Spur. Daran hat auch der Einsatz unkonventioneller Instrumente der Geldpolitik, wie QE 1ff. oder OMT, nichts geändert. Das Wachstum bleibt anämisch, die Arbeitslosigkeit persistent hoch. Auch die „moderne“ Geldpolitik ist unfähig, diese Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das ist bei sich weiter verfestigender struktureller Arbeitslosigkeit nicht überraschend. Erstaunlich ist allerdings, dass bei einer Output-Lücke, die sich schließt, eine hyper-expansive Geldpolitik das allgemeine Preisniveau nicht stärker treibt. Nach traditionellem Verständnis müsste die Inflationsrate längst durch die Decke gehen. Das ist nicht der Fall. Sie liegt meist unter der 2 %-Zielmarke der Notenbanken. Am aktuellen Rand ist das Bild allerdings uneinheitlich. In der EWU dominieren eher disinflationäre Tendenzen, in den USA scheint die Inflation aus einem langen Schlaf zu erwachen. Die spannende Frage ist: Droht weltweit Stagnation, kommt es doch noch zur Inflation oder schlittern wir in eine Stagflation?

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Griechenlands Rückkehr an den Kapitalmarkt

Am Donnerstag, den 10. April 2014, gelang es Griechenland, Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit im Umfang von drei Milliarden Euro zu einem Kuponzins von 4,75 Prozent an Anleger zu verkaufen. Der vergleichsweise niedrige Zinssatz ergab sich dabei durch die hohe Nachfrage, die einer achtfachen Überzeichnung entsprach und zu einer Rendite von 4,95 Prozent führte. Damit zahlt Griechenland zwar immer noch deutlich höhere Zinsen als etwa Deutschland (ca. 0,6 Prozent für 5-jährige Staatsanleihen), allerdings auch erheblich geringere Zinsen als im Februar 2012, als sie noch etwa 30 Prozent betrugen.

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Warum ein Mindestlohn keine gute Idee ist

I.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn: Kein Lohn soll unter 8,50 Euro pro Stunde liegen. Mit der Einführung eines Mindestlohns wird eine Reihe von Zielen verfolgt. Hierzu zählen, dass Arbeitseinkommen „gerechter“ werden; dass die Arbeitnehmer besser an der Gewinnerzielung der Unternehmen beteiligt werden, dass der Staatshaushalt entlastet wird und anderes mehr.

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Debatte über Mindestlöhne in vollem Gange. Zum einen ist Bundestagswahl im September, und so mancher Politiker wittert die Chance, mit vermeintlich „sozialen“ Themen bei den Wählern punkten zu können. Zum anderen ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland (anders als in vielen anderen Euroraum-Ländern) derzeit immer noch recht gering. Sorgen vor einem Verlust des Arbeitsplatzes sind in Deutschland nicht allzu ausgeprägt, und auch aus diesem Grunde findet die Forderung nach einem Mindestlohn in der Öffentlichkeit wohl offene Ohren.

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Ordnungsruf
Denn sie wissen, was sie tun
Mindestlöhne zerstören die Marktwirtschaft

„The minimum wage law is most properly described as a law saying, ,Employers must discriminate against people who have low skills.“˜“ (Milton Friedman)

Der Zug ist nicht mehr aufzuhalten. Alle politischen Parteien setzen auf gesetzliche Mindestlöhne. Umstritten ist nur die Höhe. Für eine Mehrheit der Bürger sind Mindestlöhne gerecht. Dieser Weg führt in die Irre. Mindestlöhne sind weder gerecht noch effizient. Die „Mindestlohnhilfe“ für arme Erwerbsfähige ist wie Akupunktur mit der Gabel. Von einer Hilfe zur Selbsthilfe kann keine Rede sein. Die Abhängigkeit vom Staat nimmt weiter zu. Mindestlöhne zerstören Teile des Arbeitsmarktes. Sie sind arbeitsmarktpolitische Massenvernichtungswaffen. Einfacher Arbeit wird die materielle Existenzgrundlage entzogen. Der Slogan der CDU „Sozial gerecht ist, was Arbeit schafft“ klingt wie blanker Hohn. Und Mindestlöhne führen schnurstracks tiefer in die Planwirtschaft. Der Preismechanismus, das Herzstück der Marktwirtschaft, wird auf den Arbeitsmärkten noch stärker durch staatliche Lenkung ersetzt. Der marktwirtschaftlichen Ordnung droht der Infarkt.

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Varianten des Kapitalismus
Was ist faul im Staate Dänemark?
Flexicurity im Härtetest

„Aktive Arbeitsmarktpolitik ohne betriebliche Lohnfindung ist wie Hamlet ohne den Prinzen von Dänemark.“ (Norbert Berthold)

Die Eurokrise lenkt noch von der miserablen Lage auf den Arbeitsmärkten ab. In der EU waren im September 2012 über 10,6 %, in der Eurozone noch ein Prozentpunkt mehr Arbeitnehmer arbeitslos. Der negative Trend ist ungebrochen. Bevor es besser werden kann, wird es noch schlechter. Die alten schlechten Zeiten der frühen 90er Jahre kehren zurück. Damals machten skandinavische Länder europaweit Furore. Es gelang ihnen, die Misere persistent hoher Arbeitslosigkeit zu beenden. Der Star unter ihnen war Dänemark. Es setzte in Europa neue Maßstäbe im Kampf gegen massenhafte Arbeitslosigkeit. Der Mythos der dänischen „Flexicurity“ entstand. Das war gestern. Mit der Finanzkrise erhöhte sich auch in Dänemark die Arbeitslosigkeit sprunghaft. Das ist eher normal. Trotz wirtschaftlicher Erholung steigt sie aber immer noch. Dänemark ist nicht mehr das „Non plus Ultra“ erfolgreicher Arbeitsmärkte in Europa. Was ist faul im Staate Dänemark?

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Flexicurity im Härtetest
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Junge Ordnungsökonomik
Small is beautiful
Kleinere Länder haben geringere Arbeitslosenquoten

„One might have hoped that, with 30 years of data, we would now have an operational theory of unemployment. I do not think that we do.“ (Olivier Blanchard)

Seit dem starken Anstieg der Arbeitslosenquoten im Europa der 1970er Jahre diskutieren Ökonomen nunmehr intensiv über die Ursachen der Arbeitslosigkeit. Zwar herrscht heute weitgehende Einigkeit darüber, dass Nachfrageeinbrüche auf den Gütermärkten, Löhne über dem Grenzprodukt der Arbeit, Insidereffekte, sowie institutionelle und politische Rahmenbedingungen zu Arbeitslosigkeit führen können. Eine einheitliche Theorie jedoch konnte bis heute nicht etabliert werden. Daran konnte auch das in den vergangenen Jahren stark ansteigende Datenmaterial nichts ändern. Offensichtlich wird die Arbeitslosenquote von einer Vielzahl verschiedener Faktoren beeinflusst. Einige dieser Faktoren sind der Theorie bekannt, einige andere hingegen konnten sich bis heute allen Forschens zum Trotz beharrlich im Dunklen verbergen. Paul Krugman äußerte im Februar 2011 auf seinem BLOG den leisen Verdacht, einer dieser Faktoren könne in der Größe der verschiedenen ökonomischen Entitäten begründet liegen. Seine Hypothese lautete schlicht: Kleinere Entitäten (Kontinente, Länder, Regionen) hätten im Vergleich zu ihren größeren Brüdern mit einem geringeren Ausmaß an Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Von diesem Gedanken angetrieben machten wir uns daran, die „Krugman-Hypothese“ einer eingehenden empirischen Untersuchung zu unterziehen. An dieser Stelle sollen einige interessante deskriptiv-statistische Erkenntnisse vorgestellt werden. Eine ausführlichere Diskussion des Phänomens findet sich in Berthold und Gründler (2011).

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Der europäische Albtraum
Das Schicksal des Euro entscheidet sich am Arbeitsmarkt

„Letztlich wird die Währungsunion nicht durch Hilfspakete, sondern nur durch Reformen in den Peripherieländern gerettet“ (Jörg Krämer)

Zuerst die gute Nachricht: Seit März schaut die EWU nicht mehr direkt in den finanziellen Abgrund. Die EZB flutete im Februar 2012 zum zweiten Mal nach Dezember 2011 die Geldmärkte. Für viele hat dieses monetäre Doping das Schlimmste verhindert. Nun die schlechte Nachricht: Die EZB monetisiert Staatsschulden und betreibt „monetäre Industriepolitik“. Damit schürt sie Inflation und nährt Zombie-Banken. Die Ruhe an der Finanzfront ist trügerisch, Spanien zeigt es. Nur wenn die Politik die Zeit nutzt, die realen Probleme zu lösen, bleibt die finanzielle Tragödie aus. Gelingt das nicht, fliegt uns der Euro eher über kurz als lang um die Ohren. Der Weg aus dem fiskalischen Schlamassel führt nur über mehr Beschäftigung und Wachstum. Von dieser Front kommen aber keine guten Nachrichten. Die Lage auf den europäischen Arbeitsmärkten ist schlecht. Im Februar 2012 lag die Arbeitslosenquote im Euroraum bei 10,8 %, nach 9,5 % vor einem Jahr. Besonders schlimm ist es in den PIGS. In Griechenland und Spanien ist schon jeder zweite Jugendliche arbeitslos. Vieles spricht dafür, dass sich das Schicksal des Euro auf den Arbeitsmärkten entscheidet.

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Das Schicksal des Euro entscheidet sich am Arbeitsmarkt
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Quellen des Elends

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts in unruhigen Zeiten. Das gilt sowohl im Guten wie auch im Schlechten: Zunächst lief der deutsche Konjunkturmotor von 2005 bis hinein in das Jahr 2008 auf vollen Touren. Infolge der globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise – ausgelöst durch die Verwerfungen am US-Immobilienfinanzierungsmarkt – wurde der Rückwärtsgang eingelegt. Das reale Bruttoinlandsprodukt sank im Jahr 2009 um 5 Prozent. Das entspricht dem stärksten Rückgang in den letzten sechs Dekaden und stellt alle bisherigen Rezessionen weit in den Schatten. Die Jahre 2010 und 2011 waren dann wieder von einem sehr hohen Wachstumstempo geprägt. Und jetzt wird für 2012 ein erneutes Stottern des Konjunkturmotors erwartet.

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Die Wendehälse der CDU
Mindestlöhne statt Marktwirtschaft

„Mindestlöhne bleiben maximaler Unsinn, weil sie Arbeitsplätze gefährden“. (Rainer Brüderle am 22. 8. 2009)

Die Zeiten sind turbulent, die Meinungen volatil, die Politiker opportunistisch. Was gestern richtig war, kann heute falsch sein und umgekehrt. Es gibt aber auch Dinge, die ändern sich nie. Dazu zählt in Marktwirtschaften, dass sich der Einsatz von Arbeit für private Unternehmen rechnen muss. Die Kosten der Beschäftigung dürfen deren Erträge nicht übersteigen. Mindestlöhne schaden der Beschäftigung, wenn sie höher sind als die Produktivität der eingesetzten Arbeitnehmer.

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Mindestlöhne statt Marktwirtschaft
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