Die Verteilung der Einkommen wird weltweit zunehmend ungleicher. Im Laufe unserer Serie wurde deutlich, dass der technische Fortschritt eine Ursache dieser Entwicklung darstellt. Wann immer technologische Neuerungen asynchron auf die Beschäftigung und die Einkommen wirken, wird die Einkommensverteilung ungleicher. Arbeitnehmer mit hohem Bildungsgrad sind zumeist eher in der Lage, die technologischen Errungenschaften produktiv in den Unternehmen einzusetzen. Die relative Knappheit an Arbeitskräften mit entsprechender Qualifikation lässt die Löhne in den Sektoren mit neuer Technologie ansteigen. Bei gleichzeitig stagnierenden Einkommen von Arbeitnehmern mit geringerem Bildungsniveau kommt es zu einer Zunahme der Ungleichverteilung.
In einer Welt, in der jedem Menschen die gleichen Chancen offenstehen und in der jegliche Entscheidung über Humankapitalallokation Folge individueller Präferenzen ist, ist gegen diese Entwicklung grundsätzlich nichts einzuwenden. Individuen mit hoher Bildung verzichten in ihren jungen Jahren auf Einkommen und wälzen Lehrbücher an den Universitäten. Die Renditen werden später durch Bildungsprämien abgeschöpft. Demgegenüber verzichten Individuen mit geringerer Präferenz für Bildung auf humankapitalinduzierte Einkommenspotentiale. Ist die Verteilung des Humankapitals auf die Individuen einer Volkswirtschaft allerdings nicht das Ergebnis der eigenen Präferenzen sondern wird zu großen Teilen vom sozialen Umfeld und der Herkunft diktiert, dann ist das Ergebnis zugleich ungerecht und ineffizient. Ungerecht, weil trotz hoher Präferenz für Bildung kein entsprechendes Humankapital erlangt werden kann. Ineffizient, weil Humankapital ein wesentlicher Treiber von wirtschaftlichem Wachstum ist.
„Ungleichheit heute (18)
Bildung hilft, die Ungleichheit zu reduzieren“ weiterlesen