Am aktuellen Rand
Eine Rechnung und eine Frage
Eine mögliche Geschichte zur Risikoabwägung in Corona-Zeiten

Es war einmal ein Mann, der sich ständig über die neuesten Entwicklungen in der Corona-Pandemie informierte, soweit dies für einen Nicht-Mediziner aus öffentlich zugänglichen Quellen möglich war. Am 13.4.2021 las er dabei im Internet, dass die Behörden in den USA wegen sechs Thrombosefällen nach Impfungen mit dem Serum von Johnson & Johnson aus einem „Übermaß an Vorsicht“ (https://www.rnd.de/gesundheit/usa-johnson-johnson-impfstopp-wohl-nur-wenige-tage-YERCGR6LHCO7UYEPBHQLUWLWUM.html) einen Impfstopp empfohlen hatten und das Pharmaunternehmen daraufhin den Marktstart dieses Serums in Europa verschoben hatte. Nach ähnlichen Vorfällen bei AstraZeneca war dies bereits der zweite Impfstoff, der zeitweise oder für bestimmte Bevölkerungsgruppen aus der Anwendung genommen wurde.

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Podcast
Wettbewerb der Ideen
Der bessere Ansatz in der Corona-Krise?

Nach einem Jahr Corona-Krise fällt das Zeugnis für das politische Pandemiemanagement gemischt aus. Zunächst handelte der Staat konsequent und sachgerecht und trug damit zu einer schnellen Beruhigung der Infektionslage bei. Der Politik hat es dann aber nicht mehr gereicht, einen Handlungsrahmen zu setzen und die Wirtschaft nur dort herunterzufahren, wo aufgrund der Kontaktdichte Infektionen kaum zu vermeiden sind (z.B. Veranstaltungen/Konzerte). Stattdessen hat die Regierung immer wieder weitgehend pauschale Lockdowns verhängt oder verlängert. Sie hat es versäumt, die Kreativität der Unternehmen und den Wettbewerb der Ideen zwischen den Regionen zu nutzen. Somit ist auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ein differenzierter Umgang mit dem Infektionsgeschehen allenfalls schemenhaft zu erkennen.

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Wettbewerb der Ideen
Der bessere Ansatz in der Corona-Krise?
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Öffnungspopulismus

In ihrem Aufsatz „The Macroeconomics of Populism” haben die beiden Starökonomen Rüdiger Dornbusch und Sebastian Edwards Anfang der 1990er Jahre beschrieben, wie man in Lateinamerika mit Hilfe unseriöser Geld- und Fiskalpolitik wieder und wieder kurzfristige konjunkturelle Strohfeuer mit langfristig üblen Folgen entfachte. Mit übermäßiger Verschuldung heizte man die gesamtwirtschaftliche Nachfrage jenseits jeder makroökonomischen Vernunft an, was funktionierte, solange sich die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer noch nicht auf die langfristig schädlichen Folgen solcher Politik eingestellt hatten. In der Zwischenzeit konnte man über seine Verhältnisse leben und kräftig Einkommen verteilen, die vermeintlich wie Manna vom Himmel fielen und für die auch langfristig scheinbar niemand bezahlen musste. Das war natürlich falsch, und am Ende kam die Rechnung immer. So taumelten diese Länder von einer Schuldenkrise in die nächste. Der tiefere Grund war stets der einfache Umstand, dass wir nicht im Schlaraffenland leben. Anders ausgedrückt: Wir Menschen können unseren Wohlstand immer nur unter der Beachtung einer Ressourcenbeschränkung mehren. Wir können nur konsumieren, was wir zuvor produziert hatten. Dass es heute makroökonomisch erneut so aussieht, als gäbe es keine Ressourcenrestriktion, ist eine andere und ziemlich komplexe Geschichte, die uns hier aber nicht weiter interessieren muss.

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Ein „Reshoring“ medizinischer Produkte als Antwort auf die Corona-Krise?

1. Die Idee

Krisenzeiten sind regelmäßig Blütezeiten der Protektionismus. Die Covid-19-Krise ist keine Ausnahme. Als es nach dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 in vielen Ländern zu einem Lockdown kam, wurden zahlreiche Lieferketten unterbrochen. Gleichzeitig entstanden aufgrund eines deutlichen Nachfrageanstieg nach medizinischen Gütern erhebliche Lieferengpässe. Schnell wurde daraufhin auf den Nachteil von Importen insbesondere aus regional weiter entfernten Ländern und auf Nachteile der Abhängigkeit von ausländischen Produkten hingewiesen. Kurzfristig wurde in einigen Ländern auf Lieferengpässe mit provisorischen Lösungen reagiert. So kam es dazu, dass heimische Textilunternehmen ihre Produktion teilweise auf Schutzmasken u.ä. umstellten.

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Onkel Doktor spricht über Covid-19

Seit Beginn der Covid-19 Epidemie häufen sich insbesondere im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Auftritte nicht nur von “Doctores”, sondern auch von Wissenschaftlern aus dem medizinischen Bereich. Das ist an sich zu begrüßen. Weniger erfreulich ist es, dass die Wissenschaftler nicht bei ihrem wissenschaftlichen Leisten bleiben. Sie unterscheiden nicht hinreichend zwischen einer Auskunft über wissenschaftliche Ergebnisse und einer Auskunft darüber, welche praktischen Konsequenzen aus solchen Ergebnissen (bzw. deren Fehlen) zu ziehen sind.

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Gastbeitrag
Verhältnismäßigkeit in der Pandemie: Geht das?
Corona, Lockdown und verlorene Lebensjahre

Das Jahr 2020 scheint in vieler Hinsicht Rekorde zu schreiben: Fast 9.000 Todesopfer sind in Folge der Covid-19-Pandemie alleine in Deutschland zu verzeichnen. Insgesamt wurde Deutschland allerdings weitaus weniger stark getroffen als beispielsweise Italien oder Spanien, obwohl die Bundesregierung hinsichtlich der Isolationsmaßnahmen und des ökonomischen „Lockdowns“ deutlich moderatere Wege eingeschlagen hat als viele andere Länder der westlichen Welt. Nur die schwedische Regierung ist noch moderater gefahren, und verfolgte eine auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhenden Laissez-faire-Strategie. Liegt in der schwedischen Vorgehensweise eine Alternative und hätte eine viermal höhere Sterblichkeit wie in Schweden billigend in Kauf genommen werden sollen? Unabhängig vom Grad der verhängten Isolationsmaßnahmen sind die wirtschaftlichen Aktivitäten durch den Ausfall der globalisierten Wertschöpfungsketten überall zum Stillstand gekommen, wodurch 2020 das Jahr mit dem stärksten Konjunktureinbruch seit dem schwarzen Freitag in 1929 werden kann. Die Staatsverschuldung vieler Länder wird in astronomische Größenordnungen katapultiert und zukünftige Steuer- und Beitragszahler werden die Lasten zu schultern haben. Ob sich der finanzielle Aufwand tatsächlich „gelohnt“ hat wird nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert, zumal doch in erheblichem Maße „Menschenleben gerettet“ worden sind.

Gastbeitrag
Verhältnismäßigkeit in der Pandemie: Geht das?
Corona, Lockdown und verlorene Lebensjahre
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Gastbeitrag
Corona: Kommt die zweite Welle?

Meldungen aus den USA und China haben die Angst vor einer zweiten Infektionswelle mit dem Coronavirus merklich steigen lassen. So ist in einigen Regionen der USA die Zahl der Neuinfektionen gestiegen, weshalb die landesweiten Neuansteckungen zuletzt nicht mehr gefallen sind. Auch in China haben neue Infektionen in Peking die Sorge vor einem Wiederaufflammen der schon besiegt geglaubten Pandemie verstärkt. Für die Weltwirtschaft ist eine etwaige zweite Infektionswelle das zentrale Prognoserisiko der nächsten Monate, auch wenn in diesem Fall wohl bei weitem nicht mit solch umfassenden Lockdown-Maßnahmen wie bei der ersten Welle zu rechnen wäre.

Gastbeitrag
Corona: Kommt die zweite Welle?“
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Überfordert Corona den Föderalismus?
Erfahrungen aus der Schweiz

Kaum hatten die Kantone eigenständige Massnahmen zur Eindämmung der schnell um sich greifenden Infektion mit dem Covid-19 Virus beschlossen, folgte die vorhersehbare Kritik: Der föderalistische Flickenteppich sei falsch und gefährde sowohl eine kohärente als auch eine beherzte Bekämpfung der Pandemie. Es brauche jetzt eine gesamtschweizerische Führung durch den Bundesrat, riefen sogar verschiedene Vertreter kantonaler Regierungen. Einheitlichkeit sei das Gebot der Stunde, war der Tenor in den Medien. China habe vorgemacht, wie man mit drastischen, von oben verordneten Einschränkungen des öffentlichen Lebens vorgehen müsse. So ist es dann auch gekommen. Der Bundesrat regiert nun seit Wochen mit ausserordentlicher Machtfülle. Ein drastischer Stillstand lähmt das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben im ganzen Land und dämmt so die Verbreitung des Virus ein. Hat die Corona-Krise also die Schranken und Schwächen der föderalistischen Schweiz offenbart?

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Erfahrungen aus der Schweiz
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Im Angesicht des Todes
Sind staatliche Rettungsschirme inflationär?

Bild: Bruno /Germany auf Pixabay

„Ein Ökonom ist ein Fondsmanager, der sein Portfolio nie zu Marktpreisen ausweisen muss.“ (Howard Marks, Fondsmanager)

Die Europäische Zentralbank tut seit längerem alles, die Inflationsrate auf 2 % zu erhöhen. Ihr Repertoire ist weit gefächert. Unkonventionelle Geldpolitik, monetäre Staatsfinanzierung aber auch die Aufforderung zu aggressiverer Lohnpolitik zählen dazu. Gelungen ist es ihr bisher allerdings noch nicht. Nun könnte es vielleicht doch noch klappen. Covid-19 sei Dank. Auf den ersten Blick sieht es allerdings nicht danach aus. Das Coronavirus stürzt die Länder weltweit in eine tiefe Rezession, so wie es gegenwärtig aussieht wohl die schwerste seit dem 2. Weltkrieg. Die Produktion bricht ein, Unternehmen gehen reihenweise Pleite, die Beschäftigung fällt ins Bodenlose, 1929 lässt grüßen. In einer solchen Welt ist eine höhere Inflation nicht gerade das, was in den Lehrbüchern steht. Eine Deflation, die sich gewaschen hat, liegt näher. Das könnte sich aber als Irrtum erweisen, zumindest mittelfristig. Die Ursachen der ökonomischen Krise – ein gesundheitspolitisch verordneter Angebotsschock- und die massive expansive geld- und fiskalpolitische Antwort schließen eine andere, ungünstige wirtschaftliche Entwicklung nicht aus, eine stagflationäre.

„Im Angesicht des Todes
Sind staatliche Rettungsschirme inflationär?
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Die Corona-Kontroverse (3)
Zwei Entgegnungen

Bild: Queven auf Pixabay

In Teil 1 dieser kleinen Serie hatte ich empirisch gezeigt, dass die Intensität der verordneten Lockdowns die Sterblichkeiten eher erhöht als gemindert hat und dies nicht einer umgekehrten Kausalität geschuldet sein konnte. Vielmehr scheint es einen robusten Zusammenhang zwischen Intensität des Lockdowns und der finanzwirtschaftlichen Ausgangsposition des betreffenden Staates zu geben: Je höher der Schuldenstand Ende 2019, desto schärfer der Lockdown.

Die Corona-Kontroverse (3)
Zwei Entgegnungen“
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