Wer braucht den digitalen Euro?

1. Impulse der Überlegungen zu digitalen Währungen

Technologische Entwicklungen haben schon immer auch Auswirkungen auf die Geld- und Finanzmärkte gehabt. Dies erfolgt derzeit auch im Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft. Insbesondere zwei Entwicklungen scheinen dabei die Überlegungen von Zentralbanken zur Einführung ihrer Währung in digitaler Form ausgelöst zu haben. Erstens haben die Anzahl und die Bedeutung kryptischer Währungen in den letzten 10 Jahren stark zugenommen. Auch wenn kryptischen Währungen zumeist mit Bitcoin und der Blockchain-Technologie verbunden werden, so ist die Anzahl der kryptischen Währungen, die ganz unterschiedliche Ausgestaltungsformen haben, inzwischen kaum noch überschaubar. Anfang 2023 betrug die Anzahl verfügbarer kryptischer Währungen knapp 9.000 (Statista 2023). Die Popularität kryptischer Währungen hat mit verschiedenen Vorteilen zu tun, die mit deren technologischer Ausgestaltung in Verbindung stehen. Hierzu zählen insbesondere dezentrale, d.h. an keine Finanzintermediäre gebundene und gleichzeitig sichere Abwicklung sowie die Anonymität der Zahlungen. Anhänger kryptischer Währungen heben hervor, dass damit Akzeptanz und Vertrauen geschaffen werden. Zweitens haben in jüngerer Vergangenheit Fintechs und große Tech-Unternehmen innovative und kundenfreundliche eigene Zahlungssysteme entwickelt und den Einsatz eigenen privaten Geldes geplant. Solche Unternehmen versuchen, durch die Schaffung privaten Geldes Kunden an ihre internetbasierten Plattformen zu binden. Das Entstehen einer Vielzahl solcher Systeme könnte allerdings zu einer Fragmentierung des Geldes führen. Dies haben kürzlich Brunnermeier und Landau (2022) in einer Studie für das Europäische Parlament hervorgehoben.

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Bidens Wirtschaftspolitik – nicht alles anders!

1. Schwieriger Ausgangspunkt für Joe Biden

Gleich nach seiner Amtseinführung hat der neue amerikanische Präsident deutlich gemacht, dass er in vielen Politikbereichen grundsätzliche Änderungen herbeiführen will. Dies gilt auch für die Wirtschaftspolitik. Wie in anderen Politikbereichen steht Joe Biden vor größeren Problemen als seine Vorgänger bei deren Amtsantritt. In den USA leben 5% der Weltbevölkerung, aber auf sie entfiel bis Anfang Februar 2021 ein Viertel aller weltweit diagnostizierten COVID-19-Fälle. Die Wirtschaft ist gezeichnet von dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020, der die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen und die Kluft zwischen arm und reich noch deutlicher werden ließ. In den USA ist die Infrastruktur marode und die Vorgängerregierung hat die Klimaproblematik weitgehend ignoriert. Ferner haben die internationalen Handelsbeziehungen während der letzten vier Jahre gelitten.  Auch wenn viele konkrete Maßnahmen der neuen Regierung noch abzuwarten sind, zeichnet sich bereits die Stoßrichtung bei zentralen wirtschaftspolitischen Themen ab.

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Ein „Reshoring“ medizinischer Produkte als Antwort auf die Corona-Krise?

1. Die Idee

Krisenzeiten sind regelmäßig Blütezeiten der Protektionismus. Die Covid-19-Krise ist keine Ausnahme. Als es nach dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 in vielen Ländern zu einem Lockdown kam, wurden zahlreiche Lieferketten unterbrochen. Gleichzeitig entstanden aufgrund eines deutlichen Nachfrageanstieg nach medizinischen Gütern erhebliche Lieferengpässe. Schnell wurde daraufhin auf den Nachteil von Importen insbesondere aus regional weiter entfernten Ländern und auf Nachteile der Abhängigkeit von ausländischen Produkten hingewiesen. Kurzfristig wurde in einigen Ländern auf Lieferengpässe mit provisorischen Lösungen reagiert. So kam es dazu, dass heimische Textilunternehmen ihre Produktion teilweise auf Schutzmasken u.ä. umstellten.

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Warum der wirtschaftliche Einbruch durch die COVID-19 Pandemie in Deutschland viel deutlicher als bisher angenommen ausfallen kann

1. Hintergrund

Die COVID-19 Pandemie ist die in Friedenszeiten schwerste Belastung der Welt seit 90 Jahren, d.h. seit der Großen Depression von 1930/31. Noch nie waren die Menschen letztlich so eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit und die Grenzen noch nie so geschlossen. Noch nie haben Staaten die Schließung so vieler Bereiche der Wirtschaft angeordnet.

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Eine Finanztransaktionssteuer zur Finanzierung der Grundrente?

Bilder: Pixabay

1. Ausgangspunkt

Der kürzlich insbesondere von Seiten der SPD vorgebrachte Vorschlag, eine Grundrente einzuführen und diese über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer zu finanzieren, verbindet zwei kontrovers diskutierte wirtschaftspolitische Maßnahmen, nämlich jene der Einführung einer über die bisherige Grundsicherung der gesetzlichen Rentenversicherung hinausgehende Rentenhöhe und jene der Einführung einer Steuer auf (bestimmte) Finanztransaktionen. Beide Bereiche scheinen zunächst nicht notwendigerweise miteinander verbunden zu sein.

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Die europäische Handelspolitik im Wandel
Aktuelle Entwicklungen und Reformansätze

Der handelspolitische Ansatz der Europäischen Union hat sich über die letzten Jahre gewandelt und spiegelt die sich verändernden globalen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wider. Die Europäische Kommission kündigte 2015 eine neue handelspolitische Strategie an, die durch vier Merkmale gekennzeichnet ist, und seitdem die europäische Handelspolitik bestimmt (Europäische Kommission, 2015):

1. Die EU verfolgt weiterhin einen multilateralen handelspolitischen Ansatz, jedoch wird dieser verstärkt durch eine bilaterale handelspolitische Agenda ergänzt.

2. Die Transparenz in den Verhandlungen zu Handels- und Investitionsabkommen wird erhöht und ein verstärkter Dialog über handelspolitische Themen mit der Zivilgesellschaft angestrebt.

3. Die EU beabsichtigt, die Wirksamkeit ihrer Handelspolitik durch eine inhaltliche Ausweitung ihrer Abkommen zu erhöhen.

4. Handelsabkommen sind zunehmend mit politischen Abkommen verknüpft. Hierdurch soll eine breitere politische Agenda durch die Handelspolitik unterstützt werden, um so eine integrierte EU-Außenpolitik zu ermöglichen.

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Aktuelle Entwicklungen und Reformansätze
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