Die Rente für ein gutes Leben
Zum Rentenkonzept der Sozialdemokraten

Nein, dies ist kein Wahlkampfartikel. Es geht vielmehr um das Trauerspiel einer einst zurecht stolzen Partei. Trotz der großen Verdienste ihrer Vergangenheit finden es deren heutige Repräsentanten angemessen, sich uns Wählern mit Versprechen anzubiedern, die schon aus Gründen der Arithmetik auf einen Wahlbetrug hinauslaufen müssen. Gerade erst ist diese Partei mit Bildungsversprechen an einer Wahl gescheitert, die ihr angesichts der für alle sichtbaren Misserfolge ihrer tatsächlichen Bildungspolitik niemand mehr abgenommen hat. Warum in aller Welt glauben deren Repräsentanten nun, mit einer Rentenpolitik Erfolg zu haben, die in gleicher Weise von Beginn an nur ein Schicksal erleiden kann: nämlich abermals an der Realität zu scheitern? Gleich auf der Startseite der Internetpräsenz der SPD kann man derzeit (14. Juni 2017) wählen: Weiterleitung zum Rest der SPD-Internetseiten oder aber Weiterleitung zu deren Rentenkonzept. Das allein dokumentiert die zentrale Bedeutung des Rentenkonzepts für den sozialdemokratischen Wahlkampf. Da sollte man einiges erwarten. Wer also auf den Link zum Rentenkonzept klickt, findet unter dem Titel „Eine Rente für ein gutes Leben“ folgenden Text:

„Natürlich wollen wir alle im Alter so weiterleben können, wie wir es gewohnt sind – und nicht erst mit 70 in die Rente gehen. Dafür haben wir gearbeitet, das haben wir verdient. Gleichzeitig sollen die Beiträge in die Rentenkasse die junge Generation nicht erdrücken. Beides ist möglich, wenn wir es wollen und gemeinsam mutig entscheiden. […] Wir haben Ideen für einen neuen Generationenvertrag. Damit sich wir alle, und auch noch unsere Kinder und Enkel, auf eine gute, sichere Rente verlassen können.“

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65 plus (2)
Lebensarbeitszeit und das doppelte Umlagesystem

Bereits als ich vor einem Vierteljahrhundert mit den Arbeiten zu meiner Dissertation begann, waren die Probleme des demographischen Wandels absehbar. Fundierte Projektionen zeigten, dass das Verhältnis von Arbeitsmarktzu- und -abgängen ungefähr 2010 einen stabilen Pfad verlassen, ungefähr ab 2020 die Beschleunigung dieses Prozesses nicht mehr mit „normalen“ Mitteln zu kompensieren sein und spätestens 2030 für viele Jahre der demographische Albtraum Wirklichkeit werden würde.

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Lebensarbeitszeit und das doppelte Umlagesystem“
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BlogDialog
„Die Riester-Rente alleine kann keine Altersarmut verhindern“
Der frühere Arbeitsminister Walter Riester im Interview

Herr Riester, zum 1. Januar 2015 sind die Rentenbeiträge gesunken, während die Renten trotz einer stark alternden Bevölkerung zum 1. Juli dieses Jahres um 1 bis 2 Prozent steigen sollen. Leben wir in einem Wunderland?

Walter Riester:
In einem Schlaraffenland leben wir definitiv nicht. Dennoch ist die Situation nur auf den ersten Blick absurd. Denn das Prinzip des Systems der Gesetzlichen Rentenversicherung ist so angelegt, dass es zu Leistungssteigerungen bzw. Beitragskürzungen kommt, wenn sich die Einnahmeseite verbessert darstellt. Genau dies ist in den letzten Jahren aufgrund von Lohnerhöhungen und zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen geschehen. Eigentlich hätten die Beiträge bei Rentenreserven von mehr als 30 Mrd. Euro schon früher sinken müssen.

Warum ist dies nicht passiert?

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„Die Riester-Rente alleine kann keine Altersarmut verhindern“
Der frühere Arbeitsminister Walter Riester im Interview
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Gerontokratien und explosive Jugendbäuche
Vom Umgang mit nachwachsenden Generationen

Als die Ökonomen-Ikone Paul Samuelson 1958 in einem seiner berühmten Aufsätze die Grundlage der Theorie überlappender Generationen legte, da prägte er den Begriff des biologischen Zinses. Damit bezeichnete Samuelson den Effekt, dass die erzielbaren Renteneinkommen in Prozent des allgemeinen Lohnniveaus höher sein können als die früher einmal eingezahlten Beiträge, ohne dass nachfolgende Generationen hierfür höhere Beitragssätze zahlen müssten. Diese auf den ersten Blick an Zauberei erinnernde wundersame Geldvermehrung funktioniert unter genau einer Voraussetzung: Die nachwachsende Generation muss größer sein als ihre Vorgängergeneration. Das Wachstum der Bevölkerung „verzinst“ sich demnach in Form von Rentenzuwächsen, für die offenbar niemand die Rechnung bezahlen muss. Die vermeintliche Magie dieser wundersamen Geldvermehrung löst sich indes in Luft auf, wenn man bedenkt, dass eine wachsende Bevölkerung mit der Erziehung vieler Kinder verbunden ist, und dass dies bei aller Freude an der Sache immer auch mit Entbehrungen und Aufwand verbunden ist.

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Vom Umgang mit nachwachsenden Generationen
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Sichere Altersvorsorge

Der guten Konjunktur sei Dank: Die Gesetzliche Rentenversicherung hat mehr eingenommen als ausgegeben und damit eine Rücklage von fast 30 Milliarden Euro gebildet. Schon wird wieder über die Abschaffung der Rente mit 67 debattiert, schon wird wieder versucht, Mittel zu verteilen, wo eigentlich keine sind. Denn auch wenn die gesetzliche Rentenversicherung mittlerweile dank der Reformen von der Riester-Rente bis zur Anhebung des Rentenalters wesentlich besser aufgestellt ist als noch zur Jahrtausendwende, so herrscht dennoch mittel- bis langfristig kein Mittelüberfluss. Im Gegenteil: Der demografische Wandel induziert nach wie vor Handlungsbedarf insbesondere in der Gesetzlichen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die beiden Sozialversicherungen machen auch heute noch zu einem erheblichen Teil die Tragfähigkeitslücke in den öffentlichen Finanzen aus.

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BlogDialog
„Die Rente mit 67 ist ein Geschenk“
Bernd Raffelhüschen über die Gesetzliche Rentenversicherung

Herr Professor Raffelhüschen, könnten Sie aus dem Stegreif die derzeitige Alterspyramide für Deutschland aufzeichnen?

Bernd Raffelhüschen: Die Altersstruktur ähnelt keiner Pyramide mehr, sondern gleicht mehr und mehr einem Tannenbaum. Wir haben die stärksten Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, derzeit in der Mitte. Das hat mit einer unten breiten und oben spitzen Pyramide nicht mehr viel gemein.

Früher ähnelte sie einer Pyramide, heute einem Tannenbaum und morgen einem Pilz. Was bedeuten diese Bilder für uns?

Raffelhüschen: Wenn sich die Alterspyramide einem Pilz angenähert hat, was zwischen 2030 und 2040 der Fall sein dürfte, werden immer mehr zukünftig Alte von immer weniger zukünftig Erwerbstätigen finanziert – und das bei steigender Lebenserwartung noch dazu immer länger.

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„Die Rente mit 67 ist ein Geschenk“
Bernd Raffelhüschen über die Gesetzliche Rentenversicherung
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