Niemand aus der Fachwelt bestreitet, dass sich in den letzten beiden Jahrzehnten Ernst zu nehmende Armuts- und Verteilungsprobleme entwickelt haben. Insbesondere wächst aus verschiedenen Gründen die Zahl der Haushalte, die nicht aus eigener Kraft ein Einkommen erzielen können, welches über dem sozio-kulturellen Existenzminimum liegt. Experten wissen indes auch, dass dies in der Regel auf sozial Faktoren zurück zu führen ist, wie vor allem das Zerbrechen von Familien und Ehen und damit verbundene Einschränkungen in der Fähigkeit, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen sowie mangelnde Integration von Menschen mit Migrationshintergund; und schließlich strukturelle Arbeitslosigkeit. Richtig ist aber auch, dass sich seit einigen Jahren eine Schere zwischen den hochqualifizierten Fachkräften einerseits und den gering qualifizierten Arbeitnehmern auftut. Bisher allerdings sorgt diese Schere eher für einen rasanten Anstieg der Einkommen der Hochqualifizierten und nicht für ein Absinken der gering Qualifizierten unter das Sozialhilfeniveau – so ist es zumindest in Deutschland. Aber sicher: Die Entwicklung verdient beobachtet und ernsthaft diskutiert zu werden. Niemand kann an einer sozialen Desintegration unserer Gesellschaft interessiert sein. Schon gar nicht kann es gewünscht sein, dass ein Teil der Bevölkerung sich nicht mehr ernähren oder auch „nur“ am sozialen Leben nicht mehr teilnehmen kann.
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