Pro & Contra
Nocovid-Strategie als Pandemie-Erfolgsschlüssel?

Die Corona-Pandemie hält auch hierzulande länger an, als es die meisten erwartet hätten. Flächendeckende Impfungen und Teststrategien haben in Deutschland und der EU lange gestockt. In der zweiten Welle sind zum Jahresbeginn daher verstärkt Stimmen laut geworden, Sars-Cov-2 mehr oder weniger komplett auszuschalten.

Vorbilder für diese Forderung sind manch asiatische Länder. Allerdings waren deren Methoden teilweise etwa in puncto Datenschutz sehr bedenklich. Kritiker der Nocovid-Strategie bemängeln, dass man dem Virus nicht Herr werden kann – und wenn, dann nur mit rigiden Maßnahmen wie einem wochenlangen Lockdown. Die Ökonomen Andreas Peichl und David Stadelmann verfolgen unterschiedliche Ansätze, die sich teils gar nicht so stark unterscheiden.

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Nocovid-Strategie als Pandemie-Erfolgsschlüssel?“
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Zero-Covid – Viel Panik und hohe Kosten

Covid-19 ist für alte und gesundheitlich fragile Menschen sehr gefährlich. Für die meisten anderen ist es nicht bedeutend gefährlicher als manche Risiken, die sie im Alltag und oft auf Dauer freiwillig eingehen, etwa Motorradfahren oder Rauchen. Das erklärte Ziel der europäischen Regierungen war deshalb stets, die Risikogruppen vor Infektion und das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen. Das gelang ihnen je nach Standpunkt, Land und Periode zwischen gut und katastrophal.

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Öffnungspopulismus

In ihrem Aufsatz „The Macroeconomics of Populism” haben die beiden Starökonomen Rüdiger Dornbusch und Sebastian Edwards Anfang der 1990er Jahre beschrieben, wie man in Lateinamerika mit Hilfe unseriöser Geld- und Fiskalpolitik wieder und wieder kurzfristige konjunkturelle Strohfeuer mit langfristig üblen Folgen entfachte. Mit übermäßiger Verschuldung heizte man die gesamtwirtschaftliche Nachfrage jenseits jeder makroökonomischen Vernunft an, was funktionierte, solange sich die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer noch nicht auf die langfristig schädlichen Folgen solcher Politik eingestellt hatten. In der Zwischenzeit konnte man über seine Verhältnisse leben und kräftig Einkommen verteilen, die vermeintlich wie Manna vom Himmel fielen und für die auch langfristig scheinbar niemand bezahlen musste. Das war natürlich falsch, und am Ende kam die Rechnung immer. So taumelten diese Länder von einer Schuldenkrise in die nächste. Der tiefere Grund war stets der einfache Umstand, dass wir nicht im Schlaraffenland leben. Anders ausgedrückt: Wir Menschen können unseren Wohlstand immer nur unter der Beachtung einer Ressourcenbeschränkung mehren. Wir können nur konsumieren, was wir zuvor produziert hatten. Dass es heute makroökonomisch erneut so aussieht, als gäbe es keine Ressourcenrestriktion, ist eine andere und ziemlich komplexe Geschichte, die uns hier aber nicht weiter interessieren muss.

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Impfstrategie: Jeder Immune zählt!

Die Corona-Krise steuert auf ihren dramatischen Höhepunkt zu. Endlich ist die sehnlichst erwartete Erlösung da: die Impfung. Mit ihr sind die zwei bisherigen Ziele der Freiheitsbeschränkungen – die Risikogruppen vor Infektion und das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen – bis Ende Februar nachhaltig erreichbar. Wer aber meint, nun würden die für Gesellschaft und Wirtschaft enorm belastenden Beschränkungen schnell aufgehoben, irrt. Die Regierungen haben die Normalisierung zugunsten eines neuen Ziels bis in den späten Sommer zurückgestellt. Zuerst wollen sie Herdenimmunität durch Impfung erreichen. Dieses neue Ziel dürfte ohne die Berücksichtigung der Bedeutung der natürlichen Immunität für die Herdenimmunität scheitern.

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Die Bestellung von Impfdosen durch die EU
Beispiel einer (Fehl-)Entscheidung unter Unsicherheit

1. Ausgangssituation
Die Bundesregierung, speziell Bundesgesundheitsminister Spahn, wurde öffentlich scharf kritisiert für die im Vergleich zu anderen Staaten geringe Bestellung von COVID-19-Impfstoffen, die der Bundesrepublik zur Verfügung stehen. Der Bestellungsprozess erfolgte dabei nicht durch den Bund – u.a. wohl, um nicht den Eindruck eines sog. „Impfnationalismus“ zu erwecken, sondern durch die EU.

Zur Rechtfertigung wird angeführt, dass

  • insgesamt verteilt auf mehrere Anbieter mehr Impfdosen beschafft wurden, als für die EU-Bevölkerung erforderlich wären,
  • die in relativ geringeren Mengen beschafften Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna relativ teuer seien und
  • zum Zeitpunkt der Beschaffungsentscheidung unsicher war, welcher Anbieter zu welchem Zeitpunkt einen zugelassenen Impfstoff liefern kann.

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Gastbeitrag
Corona-Fallzahlen in Deutschland: Keine Besserung in Sicht?

Drei Sondereffekte verzerren die jüngsten Zahlen zur Corona-Epidemie in Deutschland. Diese Verzerrungen erwecken den Eindruck, als habe sich der Rückgang in den Wachstumsraten der Fallzahlen abgeschwächt. In der Politik hat sich ein Konsens herausgebildet, wonach die gegen­wärtigen Beschränkungen nachgeschärft werden müssen, um die Dynamik der Corona-Pan­demie zu brechen. Im Nachfolgenden wird argumentiert, dass die Son­dereffekte sich inzwischen ausgeglichen haben und weiterhin von eine Abflachung der Pandemie auszugehen ist. Vor einer Ände­rung der Politik sollte darum noch abgewartet werden.

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Corona-Pandemie, Übersterblichkeit und der Lockdown der Wirtschaft

Das Jahr 2020 war geprägt durch die Covid-19-Pandemie. Die Politik hat im Jahresverlauf zahlreiche Maßnahmen erlassen, um das Infektionsgeschehen kontrollierbar zu halten und eine befürchtete Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden: In der „ersten Welle“ im Frühjahr wurden ab der Kalenderwoche (KW) 13 strikte Kontaktbeschränkungen eingeführt, die erst mit dem Rückgang der Infektionszahlen ab KW17 wieder schrittweise gelockert wurden. Zu diesen Restriktionen zählten beispielsweise die Schließung von Schulen und Einzelhandelsgeschäften sowie Einreiseverbote aus sogenannten „Corona-Hotspots“; Großveranstaltungen und diverse soziale Dienstleistungen wurden das ganze Jahr über untersagt. Nachdem im Herbst dann die Infektionszahlen wieder deutlich zunahmen („zweite Welle“), wurden ab KW45 neuerliche Beschränkungen („lockdown light“) eingeführt, die dann ab KW51 nochmals deutlich verschärft wurden. Dennoch blieben die Infektionszahlen und mit ihnen die Zahl der Todesfälle bis zum Jahresende hoch. Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Maßnahmen tatsächlich geeignet waren, die Pandemie einzudämmen und eine „Übersterblichkeit“ in der Bevölkerung zu vermeiden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung seit dem Herbst, da diese „zweite Welle“ der Corona-Pandemie deutlich stärker ausfiel als das Infektionsgeschehen im Frühjahr.

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Pandemie-Bekämpfung im Westen
Viel Potenzial nach oben

In der ersten Corona-Welle haben die Menschen unter dem Schock der Ereignisse und dem allgemeinen Unwissen über Infektionskanäle, Infektionswahrscheinlichkeit und Letalität von sich aus ihre Kontakte drastisch reduziert – ganz offensichtlich aus purem Selbstschutz. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass schon vor dem Inkrafttreten des März-Lockdowns der alles entscheidende R-Faktor[1] unter eins gefallen war, was die Voraussetzung dafür ist, dass die Zahl der Infizierten im Zeitablauf sinkt. Merkwürdigerweise beruhte diese anfängliche Absenkung des R-Faktors auf einer Überschätzung der individuellen Gefährdung seitens der Bürger. Dass es einer solchen Überschätzung bedarf, damit das Virus sich nicht exponentiell verbreitet, klingt vielleicht merkwürdig. Wir werden aber noch sehen, warum das so ist.

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Viel Potenzial nach oben
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Gastbeitrag
Die COVID-19-Pandemie
Wahrnehmung, Verwirrung und Verschwörungstheorien

Die Menschheit hat bisher offensichtlich eine Vielzahl an Epidemien überlebt. Allerdings ist der Mensch ausgesprochen schlecht darauf vorbereitet, mit unsichtbaren Gefahren umzugehen. Die COVID-19-Pandemie weist darüber hinaus vier Eigenschaften auf, die die menschliche Analysefähigkeit wohl überfordern: Zeitverzögerungen, externe Effekte, Nichtlinearitäten und Komplexität.

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Die COVID-19-Pandemie
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Zwangslizenzen und Kriegswirtschaft für die Impfstoffproduktion?

Die Bundesregierung und die EU haben bei der Bestellung von Impfstoffen vermutlich Fehler gemacht. Es wurden durch die EU relativ geringe Mengen bei Biontech bestellt, um auch Sanofi im Spiel zu halten, den französischen Anbieter, dessen Entwicklungsprozess besonders langsam abläuft.

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