Die Menschheit hat bisher offensichtlich eine Vielzahl an Epidemien überlebt. Allerdings ist der Mensch ausgesprochen schlecht darauf vorbereitet, mit unsichtbaren Gefahren umzugehen. Die COVID-19-Pandemie weist darüber hinaus vier Eigenschaften auf, die die menschliche Analysefähigkeit wohl überfordern: Zeitverzögerungen, externe Effekte, Nichtlinearitäten und Komplexität.
Angesichts der Komplexität der COVID-19-Problematik kapituliert das rationale, langsame und ressourcenintensive System-2-Denken (D. Kahneman) früh und die Menschen wechseln zum intuitiven und scheinbar mühelosen System-1- Denken, das mithilfe von Erfahrungen und Analogien arbeitet.
Oft neigen Menschen dazu, Sichtweisen zu entwickeln, die mit ihrem Selbstbild übereinstimmen. Nimmt sich eine Person als selbstbestimmtes Individuum wahr, ist sie eher geneigt, COVID-19 zu verharmlosen – zum Beispiel, indem sie es mit der Grippe vergleicht. Nicht-Experten greifen oft zu vereinfachten und aus dem Zusammenhang gerissenen Argumenten, solange sie ihre Sichtweise stützen (motiviertes Denken). Das verleitet sie auch zu der irrigen Schlussfolgerung, dass ihr eigenes Urteil den Ansichten der Experten ebenbürtig sei. Verschwörungstheorien sind eine extreme Form des motivierten Denkens. Jede Tatsache, die die vertretenen Überzeugungen untergräbt, wird durch das „eigene Wissen“ der Verschwörungstheoretiker über die wahren Gründe und „Machenschaften“ übertrumpft, von denen ihrer Meinung nach die Allgemeinheit keine Ahnung hat.
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Das System-1-Denken mit seiner Neigung zu vermeintlich einfachen Erklärungen macht die staatliche Kommunikationspolitik unglaublich schwierig. Rationale, faktenbasierte Argumente der Regierung – die Corona-Skeptiker gleichwohl nicht überzeugen – werden von der Mehrheit der Bürger erwartet. Werden Aussagen aber entweder als zu dramatisch oder als zu beschwichtigend wahrgenommen, lösen sie oft kontraproduktives Verhalten aus. Die Mainstream-Medien sollten aktiv gegen ihnen von Corona-Leugnern unterstellte Voreingenommenheit vorgehen. Skeptiker sollten Sendezeit bekommen, nicht nur mit der oft allzu offensichtlichen Absicht, den Protest insgesamt zu diskreditieren.
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Bei der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen unterliegen wir erheblichen Wahrnehmungsverzerrungen, die unseren individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit COVID-19 so schwierig machen. Aber die Einsicht in diese Probleme könnte zu etwas vorsichtigeren und weniger apodiktischen Ansichten führen. Unser evolutionärer Erfolg ist darauf zurückzuführen, dass wir zu „sozialen Lebewesen“ geworden sind, wobei gerade unsere intuitiven und häufig wenig rationalen Wahrnehmungen und Verhalten ein reibungsloseres Zusammenleben ermöglicht haben. Nun liegt es an der Gesellschaft und ihren Institutionen zu verhindern, dass die Menschen sich nicht durch ihre Wahrnehmungsprobleme dazu verleiten lassen, sich gegen die Gesellschaft zu wenden.
Hinweis: Die Langfassung des Beitrages finden Sie hier.
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„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“, meint Carl Schmitt, so dass Skepsis gegenüber den Verlautbarungen der Regierung nicht einfach mit dem Stichwort „Verschwörungstheorie“ weggewischt werden kann. Belege für Verschwörungspraxis gibt es in der Vergangenheit genug (Iran-Contra-Affäre, Brutkastenlüge, etc.)
Erstaunlich ist, dass nur eine bestimmte, schräge Form des Widerstands in den Medien hochgeschrieben wird. Naheliegend wäre, dass jeder sich auch ohne EU-Zulassung seinen Impfstoff auf dem Weltmarkt kaufen und verabreichen lassen kann. Oder dass man die gute, alte „Upper-Room Air Ultraviolet Germicidal Irradiation“ wieder zulässt. Hier wäre der Widerstandsgeist viel sinnvoller investiert, und ein Irrtum ginge nicht zulasten anderer Menschen (die Impfschäden und Strahlenschäden scheuen).
Schon die Überschrift des Artikels wirft eine Frage auf.–Was ist eine Pandemie? Kann man von einer Pandemie, Epedemie von epischen Ausmaßen sprechen nur weil es so flüssig aus der Feder kommt ?
Also was kennzeichnet eine Pandemie u. sind die Merkmale derzeit erfüllt ?
Mario Neugierig