Die Werte der Wirtschaft (6)
Zur gesellschaftlichen Mitverantwortung der Unternehmen in Deutschland

Das Gewinnstreben des Unternehmenssektors wird heutzutage in den Medien häufig kritisch kommentiert. Besonders am Pranger stehen seit der Finanzmarktkrise die Banken, aber von Zeit zu Zeit geraten auch Lebensmittelhersteller oder die Bekleidungsindustrie ins Visier. Konsumenten wie Bürger erwarten von ihren Unternehmen, dass sie Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und sich bei ihrem Streben nach Profit an die geschriebenen und ungeschriebenen moralischen Regeln halten. Es wird viel über Corporate Social Responsibility (CSR) und Corporate Citizenship geschrieben und gesprochen.

Von den Bürgern wird heute verlangt, dass ein Unternehmen in der Lage sein sollte, seine Geschäftsinteressen mit den Interessen der Gesellschaft in Einklang zu bringen. Mitverantwortung im öffentlichen Raum ist in einer Marktwirtschaft eine zentrale gesellschaftliche Forderung, denn aufgrund der Lücken und Grauzonen, die auch in der wohlmeinendsten gesetzlichen Rahmenordnung entstehen, ist der Verzicht auf mitverantwortliches Handeln der Kapitulation vor der Weiterentwicklung der gesetzlichen Regeln gleich zu setzen. Dies gefährdet langfristig das Funktionieren der Wirtschaftsordnung. Denn auch und gerade eine Marktwirtschaft benötigt die solidarische Mitwirkung ihrer Mitglieder – auch jene der Unternehmen.

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Die Werte der Wirtschaft (2)
Wirtschaftliche Freiheit – ein Wert im Niedergang?

Der Wert der Freiheit in unserer Gesellschaft – ist Freiheit heute nicht mehr gewünscht?

Brüderle und die FDP haben in ihrem letzten Bundestagswahlkampf für ein Leben in Freiheit Werbung betrieben. AfD-Chef Lucke warnt auch im Europawahlkampf wieder vor einem zentralen europäischen Überstaat. Er kritisiert die Entwicklung unseres (europäischen) Staatswesens, das auf Steuerung und Kontrolle statt auf dezentrale Entscheidungen der Mitgliedsländer oder des Einzelnen setzt. Die Piratenpartei setzt sich für einen stärkeren Datenschutz ein. Es geht ihr um Privatsphäre, um informationelle Selbstbestimmung, mithin um Freiheit.

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Menschliche Unvollkommenheit und die Effizienz des Marktprozesses

Es gibt wohl nur wenige Studierende der Volkswirtschaftslehre, die im Rahmen ihrer mikroökonomischen Ausbildung nicht mit der neoklassischen Gleichgewichtstheorie konfrontiert werden. Sie – wie auch viele andere Akteure des öffentlichen Lebens (z.B. Manager, Journalisten und Politiker) – haben mit den Eigenarten dieses Modells oftmals große Probleme. Ursache dafür sind neben den vielleicht ein wenig utopisch wirkenden positiven Eigenschaften des Gleichgewichts vor allem die Annahmen des Modells und hier insbesondere die Annahme vollkommener Rationalität der handelnden Personen. Da diese regelmäßig nicht erfüllt ist – was auch von den Ökonomen nicht bestritten wird –, wird das Modell im besten Fall für irrelevant erklärt. In schlimmeren Fällen wird jedoch direkt nach dem Staat gerufen, dem die Aufgabe übertragen werden soll, einzelwirtschaftliche Entscheidungsverzerrungen wirksam zu korrigieren.

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Verantwortungs-Verluste

Die Frage, was Verantwortung sei, können wir in Anlehnung an den Heiligen Augustinus, mit dem Stoßseufzer beantworten: „Wenn du mich nicht fragst, dann weiß ich es, fragst du mich aber, so weiß ich es nicht!“

Verantwortung ist einer jener alltäglichen Begriffe, die wir mit großer Selbstverständlichkeit benutzen, ohne genau sagen zu können, was wir denn eigentlich genau meinen. Wir fühlen uns für alles Mögliche verantwortlich und wir machen andere für alles Mögliche verantwortlich. Manche dieser Verantwortungszuschreibungen sind erkennbar absurd, manche werden jedoch in ihrer Absurdität nicht erkannt und entfalten dann gern auch absurde politische Wirkungen.

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Mäuse, Markt, Moral und Missetaten

Wer, wie die älteren unter uns, die Grundsatzkritik an Marktbeziehungen in den 60er und 70er Jahren mit erlebt hat, fühlt sich in der jetzigen Fundamentalkritik an Markt- und Geldwirtschaft sofort „daheim“. Nur ist jetzt in den Feuilletons nicht mehr Schwarzwildchen (Karl Marx) der Star,  sondern ein verkapptes „Rotwildchen“, Michael Sandel. Michael Sandel bekennt sich allerdings nicht zum roten Käppchen, sondern zur Gemeinschaft.  Und er bekennt sich auch nicht offen zur Ablehnung der modernen Gesellschaftsformen, sondern will nur den Markt mit seinen monetären Bewertungen in seine „angemessenen“ Schranken weisen.

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Ethik in der Wirtschaft: Angebot und Nachfrage

Seminare für Wirtschaftsethik und Coachingangebote für ethisches Handeln von und in Unternehmen haben Hochkonjunktur. Neue Lehrstühle für Wirtschaftsethik werden gegründet, häufig gestiftet. Die Entwicklung und Umsetzung von Corporate Social Responsibility-Konzepten ist längst zu einem wichtigen und umsatzträchtigen Segment der Unternehmensberatungen geworden. Viele Hochglanzbroschüren sollen den Nachweis erbringen, daß die betreffenden Unternehmen wertvolle Gesellschaftsmitglieder sind. Die skizzierten Entwicklungen haben im Zusammenhang mit der globalen Finanzmarktkrise 2007/08 einen starken Aufschwung genommen und viel Eigendynamik bekommen. Es ist an der Zeit einige Aspekte dieser Entwicklung zu hinterfragen.

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Meinungsumfragen zur Volksverdummung:
Wie geht es Ihnen denn heute so, Soziale Marktwirtschaft?

Meinungsumfragen sind in einer Demokratie wichtig. Sie helfen den politischen Entscheidungsträgern, ein Bild davon zu erhalten, was in einer Gesellschaft mehrheitlich gewünscht wird und was nicht. Sie evaluieren zudem, was die Menschen von der politischen Umsetzung ihrer Wünsche halten. So liefern sie erheblichen Mehrwert an Informationsgehalt im Vergleich zu den nur alle vier Jahre stattfindenden Wahlen. Doch gerade bei den Umfragen zu gesellschaftlich wichtigen Themen ist es wichtig, Meinungsumfragen auch so zu gestalten, dass die Umfrage interpretierbar ist und es zudem nicht bei der Befragung bereits feststeht, wie die Antwort ausfallen wird und soll. Dann handelt es sich bei der Umfrage nämlich nicht um Informationsgewinnung, sondern um Meinungsmache.

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Der Rechtsstaat und die Organtransplantation

An der Universitätsklinik Göttingen sind Organe an den offiziellen Regeln für die Organallokation vorbei transplantiert worden. Die Zuteilungskriterien wurden manipuliert und bestimmten Patienten wurde früher als nach den Regeln vorgesehen Zugang zu einem Organ verschafft. Die Regelverletzung ist schlimm. Die moralische und juristische Bewertung der Sachverhalte ist jedoch weniger klar als im öffentlichen Empörungsgetöse unterstellt. Angesichts der Art der öffentlichen Debatte besteht Anlass, an Grundprinzipien der Rechtsstaatlichkeit zu erinnern. Nicht nur der Göttinger Arzt, sondern der Rechtsstaat selbst steht auf dem Prüfstand.

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Ungleichheit heute (15)
Ungleichheit und Gerechtigkeit: Was hat das miteinander zu tun?

1. Das Paradies

Stellen wir uns eine Welt vor, in der es vollkommene wirtschaftliche Gleichheit gibt. Egal, welche Arbeit einer macht, Angebot und Nachfrage befinden sich stets in einem Gleichgewicht, welches jedermann das gleiche Einkommen ermöglicht. In dieser Gesellschaft gibt es keine Debatten über eine Schere zwischen Arm und Reich; es braucht auch keinen Streit über Art und Umfang einer Einkommensumverteilung durch den Staat. Weil jeder den fairen Anteil seines Einsatzes erhält, hat auch jedermann die gleichen Anreize, sich anzustrengen. Die Regierung braucht sich ausschließlich darum zu kümmern, öffentliche Güter bereit zu stellen (Verteidigung, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit), die sich mit einer für alle gleich hohen Kopfsteuer finanzieren lassen. In dieser Welt herrscht nicht nur perfekte Gleichheit, sondern auch perfekte Effizienz. Es ist eine Welt vor dem Okunschen Trade-Off. Es ist das Paradies der Gleichheit und Gerechtigkeit.

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