Laut Institut für Mittelstandsforschung in Bonn gehört die Mehrzahl aller deutschen Unternehmen zum Mittelstand. Sie beschäftigen 16 Millionen Menschen und erzeugen 55% unserer Nettowertschöpfung. Das ist aber keine Position zum Ausruhen. Es sind vielmehr laufend weitere Anstrengungen nötig, um sich im Rahmen der Herausforderungen gegen die anderen Mittelständler durchzusetzen und gleichzeitig keine Positionen an die großen Unternehmen abzugeben. Ohne weitere Bemühungen in Bezug auf die Digitalisierung wird das nicht gehen. Prägnanter formuliert müssen gewaltige Anstrengungen unternommen werden bezüglich der Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit zwischen eben diesen Mittelständlern und mit den anderen, größeren Unternehmen. Der Mittelstand trägt dabei das höhere Erfolgsrisiko im Vergleich zu den Großen. Die können zumindest teilweise ihre Rahmenbedingungen, Prozeduren und Standards durchsetzen – der einzelne Mittelständler kann das nicht. Im Gegenteil, er muß sich pro Euro Umsatz mit vergleichsweise mehr Kunden, Lieferanten, Versicherungen und Behörden arrangieren. Jeder, dem unsere wirtschaftliche Zukunft wichtig ist, muss sich daher um die durchgängige Digitalisierung der mittelständischen Infrastruktur bemühen! Denn in der multilateralen, oszillierenden Abstimmung aller Beteiligten des Liefernetzwerks liegt die Chance für einen störungsarmen, zeitlich koordinierten Produktionsablauf.
Das ist die grundlegende Herausforderung für Industrie 4.0 Unternehmen. Übersehen wird dabei jedoch vielfach die Dynamik, mit der sich die Funktionen im Rahmen des 4.0 Ansatzes ausweiten. Während die Idee einer gemeinsamen Plattform der Industrie und des Handels im Sinne einer integrierten Informationsverarbeitung im Jahr 2012 Taufpate der Hightech-Strategie der Bundesregierung war, haben sich die heutigen Vorstellungen für eine moderne, durch digitale Informationen gelenkte Wirtschaft bereits substanziell weiter entwickelt. Der automatisch ablaufende Informationsaustausch zwischen den beteiligten Institutionen liefert nach heutigen Vorstellungen nur das rudimentäre Grundgerüst – obwohl er in weiten Bereichen noch immer nicht etabliert ist. Die neue Komponente der nach Mechanisierung, Massenfertigung und Automatisierung jetzt vierten industriellen Revolution liegt in der Einbindung von Sensordaten, die durch die technische Entwicklung jetzt für viele verschiedene Messwerte (Stückzahl, Standort, Temperatur, Druck, Gewicht, Farbe etc.) preisgünstig zur Verfügung gestellt werden können. Mit großen Herausforderungen ist allerdings die Verknüpfung dieser Angaben zu aussagekräftigen Resultaten verbunden, die aufzeigen, welche Konsequenzen zu beachten sind – und das SOFORT!
Nur wer unmittelbar reagiert, kann einen Wettbewerbsvorteil ausnutzen. Real Time wurde eine solche Informationsverarbeitung vor Jahrzehnten bereits genannt, bezog sich damals aber nur auf die Geschwindigkeit, mit der ein Computer eingehende Informationen verarbeiten konnte. Heute wird jedoch erwartet, dass sich das ganze Unternehmen und mit ihm die Zulieferanten, die Logistikdienstleister sowie die Kunden auf die laufend neu gemessenen Daten und herausgerechneten Ergebnisse auch organisatorisch einstellen bzw. proaktiv reagieren. Das ist wirklich eine Dimension komplexer und verdient dann den Namen: „Vierte industrielle Revolution“.
Die Idee der Massenfertigung mit der ihr eigenen Verteilung von Fixkosten auf eine große Stückzahl wird aber nicht ausgehebelt. Während das große Unternehmen den Aufwand der 4.0 Umstellung auf eine hohe Stückzahl verteilen kann, muss ein Mittelständler den quasi gleichen Installations-, Schulungs- und Betriebsaufwand mit einer niedrigen Stückzahl finanzieren. Darin steckt eine große Herausforderung. Vorteilhaft kann sich für den Mittelstand eine kürzere Reaktionszeit auswirken, wenn die Entscheidungsstrukturen entsprechend klar und schnell sind. Das setzt aber ein großes Verständnis der Funktionsweise digitaler Informationslösungen und deren Interaktionsmöglichkeiten im Sinne der „Synergie“ voraus.
Nur wenn die Geschäftsleitungen mittelständischer Unternehmen ihr „Digitales Handwerk“ wirklich gelernt haben, besteht für sie die Chance des agileren Verhaltens und schnelleren Wandels im Vergleich zu den schwerfälligen Konzernen.
- Synergetische Prozessabläufe für den Mittelstand - 27. November 2016
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Unser Problem ist: So ein ebenso triviales wie rhetorisch überdehntes Geschnatter hält man heutzutage in der BWL für Wissenschaft!