Materialmangel und Lieferengpässe behindern vielerorts die Wirtschaft. Unser neuer Lieferkettenmonitor zeigt, dass es erste leichte Entspannungstendenzen gibt. Von einer durchgreifenden Besserung kann allerdings nicht die Rede sein. Damit werden von dieser Seite die konjunkturellen Belastungen und der Inflationsdruck wohl allenfalls geringfügig abnehmen.
Die Kombination aus pandemiebedingten Angebotseinschränkungen und einer starken globalen Nachfrage nach Gütern hat zu Engpässen geführt und Lieferketten gestört. Dies wiederum hat das Wirtschaftswachstum gebremst und teils kräftige Preissteigerungen verursacht. In unserem neuen Lieferkettenmonitor analysieren wir, inwieweit sich die Engpässe wieder auflösen. Dazu betrachten wir zeitnahe Indikatoren zu Rohstoffen, Zwischenprodukten und dem Frachtverkehr.
Logistik
Die großen Containerhäfen können derzeit den Andrang an Schiffen kaum bewältigen, so dass es zu Staus kommt. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft ermittelt auf Basis von Echtzeitdaten zu Schiffspositionen, welcher Anteil der im Seeverkehr transportierten Güter sich auf wartenden Containerschiffen befindet. Zuletzt war der Anteil der festsitzenden Güter mit 11% weit höher als vor der Pandemie üblich, auch wenn er seit dem Sommer etwas gefallen ist (Abbildung 1).
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Dieser Rückgang geht insbesondere darauf zurück, dass sich der Stau vor dem chinesischen Ningbo-Zhoushan-Hafen teilweise aufgelöst hat (Abbildung 2). Im chinesischen Perlflussdelta sowie an der Ost- und Westküste der USA ist dagegen keine Entspannung zu sehen.
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Weil der Schiffsverkehr stockt, sind die Kapazitäten knapp und die Frachtraten hoch. Zuletzt ist allerdings eine minimale Entspannung bei den Frachtraten für Schiffscontainer zu beobachten. Der auf den Frachtraten für 12 Seerouten beruhende globale Freightos Baltic Index ist von seinem Hoch im Sommer leicht gesunken (Abbildung 3).
Praktisch auf einem Höchststand befinden sich die Frachtraten im Luftverkehr basierend auf dem Drewry Index für 28 wichtige Flugrouten.
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Zwischenprodukte
Der Engpass bei der Produktion von Halbleitern bremst etliche Branchen, vor allem die Autoindustrie. Daten zu den Preisen liegen allerdings nur für Halbleiterspeicher vor, die insbesondere bei Computern eingesetzt werden. Diese Preise sind seit Juli wieder gefallen, was auf eine gewisse Entspannung der Lage hindeutet (Abbildung 4).
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Nachdem die europäischen Stahlpreise sich im ersten Halbjahr verdoppelt hatten, ist seit Juli auch hier ein Rückgang zu beobachten (Abbildung 5).
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Rohstoffe
Die Engpässe bei den Rohstoffen lassen sich beispielsweise an den Märkten für die beiden wichtigsten Industriemetalle Kupfer und Aluminium ablesen.
Die Preise für beide Metalle notieren weiterhin relativ hoch, auch wenn sie von ihrem Höchststand etwas gesunken sind, wobei die Korrektur bei Aluminium etwas stärker ausfiel (Abbildung 6).
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Dass die Situation bei Kupfer und Aluminium weiterhin angespannt ist, belegen auch die Lagerdaten. Bei Kupfer (Abbildung 7) sind die Lagerbestände niedriger als vor einem Jahr und auch geringer als zu diesem Zeitpunkt während der fünf Jahre vor der Pandemie. Zuletzt sind sie gesunken, verglichen mit Oktober auch stärker als saisonal typisch.
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Ein ähnliches Bild bieten die Aluminiumlager (Abbildung 8). Die Bestände sinken seit März kontinuierlich. Gleichzeitig sind die Lager weniger gut gefüllt als in den letzten Jahren.
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Stark gefragt ist derzeit auch der Rohstoff Holz, der in vielen Branchen eingesetzt wird, etwa im Bauwesen, bei der Möbel- und Papierherstellung sowie als Verpackungsmaterial. Gerade die Euro-Paletten sind in vielen Transportbereichen unverzichtbar und momentan knapp, weil sich überall Ware stapelt.
Die Preisentwicklung von Massivholz für Holzpaletten bietet daher einen Anhaltspunkt für entsprechende Anspannungen im Rohstoffbereich mit unmittelbarer Auswirkung auf die Logistik. Im August hatte der Preisindex seinen Höhepunkt erreicht (Abbildung 9). Seitdem sind die Preise etwa 20% gesunken. Ähnlich sieht es bei Holz aus, das als Packmittel (Kisten usw.) verwendet wird.
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Fazit: Nicht mehr als eine leichte Entspannung
In den letzten Wochen haben sich die Anspannungen in der Summe leicht verringert. Im Seeverkehr haben die Staus etwas abgenommen. Die Frachtraten sind aber unverändert hoch. Die Preise für Speicherchips, Stahl, Kupfer, Aluminium und Holz sind etwas von ihren jüngsten Hochs gefallen, aber die Lager haben sich bei den wichtigen Rohstoffen Kupfer und Aluminium weiter geleert.
Dieses Bild ist etwas positiver als die Ergebnisse der Ifo-Umfrage in Deutschland, wo gefragt wird, ob sich Unternehmen durch Lieferengpässe behindert fühlen (Abbildung 10). Weiterhin trifft dies nämlich auf drei von vier Unternehmen zu. Immerhin ist dieser historisch hohe Anteil zuletzt nicht weiter gestiegen.
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Der Höhepunkt der Probleme liegt somit vermutlich hinter uns, ohne dass sich eine rasche Normalisierung abzeichnet. Damit könnten von dieser Seite die konjunkturellen Belastungen und der Inflationsdruck allenfalls leicht abnehmen.
- Gastbeitrag
Lieferkettenmonitor – Kaum Entspannung - 20. Dezember 2021