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„Wir sind im zweiten Kalten Krieg“, sagt Niall Ferguson.

„Der Gedanke, dass wir unbewusst eine zweite Zwischenkriegszeit erlebt haben (…) hat etwas ziemlich Beunruhigendes.“ (Niall Ferguson)

Der neue Kalte Krieg werde unser Leben im Westen in den nächsten Jahrzehnten prägen, sagte Ferguson in jenem Saal, in dem der britische Premierminister Winston Churchill 1946 seine berühmte Rede «Let Europe Arise!» hielt.

Zum ersten Kalten Krieg sieht Ferguson einen zentralen Unterschied: Anstelle der Möglichkeit einer gegenseitigen nuklearen Zerstörung sei die gegenseitig finanzielle Zerstörung getreten. Die Globalisierung habe zu einer viel stärkeren wirtschaftlichen Verflechtung zwischen den USA und China geführt, als sie zwischen den USA und der Sowjetunion je bestand. Dies mache den neuen Kalten Krieg für die ganze Welt wirtschaftlich gefährlich. Bei einer Verschärfung des Taiwan-Konflikts drohten auch der Schweiz schwere finanzielle Folgen, bevor überhaupt ein Schuss gefallen sei.

Aus der Möglichkeit der gegenseitigen finanziellen Zerstörung könne sich durchaus ein neues Gleichgewicht des Schreckens ergeben, ähnlich der nuklearen Abschreckung im ersten Kalten Krieg, führte Ferguson aus. Allerdings verhindere diese Strategie nicht zwangsläufig einen Dritten Weltkrieg. Mehrere Historiker des Ersten Kalten Kriegs seien zum Schluss gekommen, dass der Erfolg der nuklearen Abschreckung eher dem Zufall als dem Kalkül geschuldet sei.

Weitere Themen, die Niall Ferguson im Vortrag anspricht:

  • Die Bedeutung der Neutralität für die Schweiz im Ersten Kalten Krieg
  • Die Frage, ob ganz Europa im Zweiten Kalten Krieg neutral und blockfrei sein könnte
  • Der Taiwan-Konflikt als Wiederholung der Kuba-Krise von 1962

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