Der Film zur Finanzkrise, darauf hat der Tübinger Philosoph Chris Paret jüngst hingewiesen, ist nicht etwa Tom Tykwers Thriller über eine böse Bank („The international“), schon gar nicht Michael Moores unsäglicher „Kapitalismus. Eine Liebesgeschichte“, sondern die furiose Tragikomödie „Burn after reading“ (2008) mit George Clooney, Brad Pitt und Tilda Swinton. Die Diskrepanz zwischen dessen Shakespeareschem Ende (die meisten Akteure sind tot) und der Tatsache, dass keine einzige Figur auftritt, die diese Katastrophe verantwortet, ist die verstörende Stärke dieses Films. Systematisch wird der Zuschauer um das individuelle Drama betrogen: Alles ist aus dem Lot, wir halten dauernd Ausschau nach Schuldigen – und was sehen wir: „Keine Bösewichte, lauter Wichte“ (Chris Paret). Am Ende wissen wir gar nichts, nur, dass sich nach Einschätzung des CIA-Chefs „so etwas nicht mehr wiederholen darf.“
Banker an die Laterne
Über Staatsgeld, Experten und Krisen
„Stets findet Überraschung statt, da wo man’s nicht erwartet hat“, so schrieb schon Wilhelm Busch (1832 – 1908). Damit hat er dem „Gesetz der unbeabsichtigten Konsequenz“ – ein unverzichtbarer Begleiter der umsichtigen Ökonomik – gewissermaßen ein dichterisches Denkmal gesetzt. Schon Frédéric Bastiat (1801 – 1850) schrieb, dass ein schlechter Ökonom sich in seiner Analyse auf die sichtbaren Effekte beschränkt, der gute Ökonom hingegen vor allem auch die nicht sichtbaren Effekte vorhersieht und beachtet.
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Ordnungsruf:
Wie im Handelsblatt der Kapitalismus neu definiert wird
Im Handelsblatt vom 24. März fordert Frank Wiebe bereits in der Überschrift seines Essays die Leser auf, den Kapitalismus neu zu definieren. Man ahnt schnell, was kommt, wenn ein Beitrag so beginnt. Und tatsächlich: Die Marktwirtschaft erscheint, wie so oft, als eine Maschine, die von gewieften Sozialingenieuren stets geschickt justiert werden muß, um die gewünschten Ergebnisse zu liefern. Man kann in Wiebes Essay ein Lehrbuchbeispiel dafür sehen, wie eine Generalvollmacht zum fröhlichen Interventionismus formuliert werden muß. Auf der einen Seite versucht er, den Glauben zu stärken, die Marktwirtschaft sei ein System, das man auf bestimmte, aus welchen Gründen auch immer gewünschte Resultate präzise hinsteuern kann. Auf der anderen Seite gilt: Was der Staat will, das kann er auch. Und selbstverständlich ist der Staat ein zuverlässiges Instrument, mit dem als sinnvoll Erkanntes problemlos durchgesetzt werden kann. Von den Restriktionen und Problemen des politischen Systems gilt es zu vollständig abstrahieren, sonst gerät die Steuerungsutopie in ernste Gefahr.
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Enteignung und öffentliche Eigentumsgarantien
Die deutsche Regierung hat ihre Hilfe und Garantien für den Finanzsektor als Option eingeführt. Durch den Optionscharakter der Hilfe signalisiert derjenige, der sie in Anspruch nimmt, eigene Schwäche. Das gibt den betroffenen Banken einen Anreiz, von Hilfsgesuchen so lange wie möglich Abstand und den Staat nicht leichtfertig in Anspruch zu nehmen. Es verurteilt die öffentlichen Garantien zugleich keineswegs zur Wirkungslosigkeit. Denn es ist bekannt, dass derjenige, der um Hilfe bittet, diese auch erhält.
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Der Staat versagt, nicht der Kapitalismus
Wirtschafts-, vor allem aber Finanzkrisen werden in der Öffentlichkeit meist dem Versagen des Kapitalismus – also dem Wirtschaftssystem, das auf der uneingeschränkten Achtung der Eigentumsrechte der Markakteure ruht – zugeschrieben. Die freien Märkte funktionieren nicht, so ist angesichts von Rezession und Arbeitslosigkeit zu hören, und in der Öffentlichkeit werden Rufe laut, der Staat müsse in das Marktgeschehen eingreifen, um Schlimmeres abzuwenden und für Besserung zu sorgen.
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Gastbeitrag:
“Bad Bank or Not Bad Bank?“: Wege aus der Krise und das Beispiel Skandinaviens
Die Diskussion darüber, ob die Regierung mit weiteren Rettungsmaßnahmen den Bankensektor stützen muss, hat nach den Ereignissen um die Commerzbank oder die Hypo Real Estate wieder an Intensität gewonnen. Ein zentrales Element dieser Diskussion ist die Frage, ob eine so genannte Bad Bank Teil dieser Stützungsmaßnahmen sein soll. Der vorliegende Beitrag versucht aufzuzeigen, welche Vorteile eine solche Lösung, sofern richtig implementiert, haben könnte.
Gastbeitrag:
Die Finanzmarktkrise:
Marktversagen, Staatsversagen oder beides?
Nach den Erschütterungen, die die weltweiten Finanzmärkte sei Juli 2007, insbesondere aber seit dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers im September 2008, erlebt haben, fordern unzählige Politiker – aber auch Wissenschaftler und Praxisvertreter – einen verstärkten Eingriff des Staates in den Finanzsektor. Neben einer Verschärfung des Aufsichtsrechts werden dabei auch direkte Eingriffe, wie etwa Vorschriften zur Ausgestaltung der Vergütungen von Bankmanagern oder stimmrechtsmäßige Beteiligungen an Banken (siehe Commerzbank), diskutiert.
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Die Finanzmarktkrise:
Marktversagen, Staatsversagen oder beides?“ weiterlesen