Am 14. Juni dieses Jahres gab Mario Draghi, Chef der EZB, bekannt, dass das monatliche Volumen des Anleihekaufprogrammes ab Oktober auf 15 Milliarden reduziert und ab Dezember dieses Jahres ganz beendet werde. Der Leitzins bliebe voraussichtlich bis Ende 2019 unverändert bei null Prozent. In den gängigen Lehrbüchern der Ökonomie sind Finanzintermediäre wie Banken und Investmentgesellschaften Organisationen, die „die Ersparnis einer Volkswirtschaft mit den Realinvestitionen in Einklang bringen“: Ihre Aufgabe besteht darin, „Einlagen von denjenigen anzunehmen, die sparen wollen, und diese Einlagen zur Kreditvergabe an diejenigen zu verwenden, die Geld aufnehmen möchten.“ Diese Auffassung bezüglich des real existierenden Geldsystems ist jedoch im Großen und Ganzen unzutreffend. Trotz der unzähligen Veröffentlichungen und Analysen erscheint die Funktionsweise des Geld- und Zentralbankwesens noch immer als ein großes Rätsel.
Junge Autoren
Hilft nicht, schadet nur
Zentralbanken machen trotzdem weiter
„A world-system of payments, however, which relies to a large proportion on credit money, is subject to rapid deflation, if this airy credit structure is once shaken and crushed down.“ (Gottfried Haberler, 1996, Money and the Business Cycle, S. 59).
I.
Lässt sich der Wohlstand einer Volkswirtschaft mehren, wenn die Geldmenge ausgeweitet wird? Nein. Geld hat nur eine Funktion, und das ist die Tauschmittelfunktion. Alle übrigen Funktionen – die Recheneinheits- und Wertaufbewahrungsfunktion – sind lediglich Unterfunktionen der Tauschmittelfunktion. Alles, was ein Ausweiten der Geldmenge bewirkt, ist ein Schwinden der Kaufkraft des Geldes – im Vergleich mit einer Situation, in der die Geldmenge unverändert bleibt.
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„Keep it going!“
Geldpolitik betäubt Kreditausfallsorgen
„I have often been struck in the course of my life by the readiness and ease with which the rankest injustice can be clothed with the invulnerable robe of legislative and judicial authority.“ (Thomas Mellon (1813–1908), Thomas Mellon and His Times, S. 250)
Die meisten Volkswirtschaften rund um den Globus haben sich – glaubt man den offiziellen Statistiken – von den Erschütterungen der Jahre 2008 und 2009 erholt. Dafür war wohl ein Faktor ganz entscheidend: Die Zentralbanken, die mit ihren geldpolitischen Winkelzügen die Kreditausfallsorgen aus den Finanzmärkten vertrieben haben.
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Zweckgebundene Zentralbankkredite durch das Eurosystem?
Seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise im Frühjahr 2010 hat die Europäische Zentralbank mit einer Reihe unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen reagiert, wie die Durchführung zweier Dreijahrestendergeschäfte, das „Securities Markets Programme“ (SMP), die Senkung des Mindestreservesatzes und die Ankündigung, im Rahmen des OMT-Programms bei Bedarf unbegrenzt Staatsschuldtitel aus den Programmländern anzukaufen. Der letzte Schritt waren im Sommer 2013 der Einstieg in eine Politik der „forward guidance“ und die Ankündigung Mario Draghis, die EZB-Leitzinsen für längere Zeit nicht wieder anzuheben.
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„1. Würzburger Ordnungstag“
Zentralbankwettbewerb untergräbt die Währungsstabilität!
Der Wettbewerb unter Zentralbanken kann sowohl zu Währungsstabilität als auch zu Währungsinstabilität führen. Nach Vaubel (1986) verliert eine Zentralbank, die zu Inflation tendiert, reale Geldnachfrage an stabilitätsorientierte Zentralbanken. Sie muss auf Einnahmen verzichten; die Wirkung geldpolitischer Entscheidungen auf die inländische Wirtschaftsentwicklung wird untergraben. Dies wirke disziplinierend zugunsten der Geldwertstabilität, so Vaubel, der eine wichtige Nebenbedingung formuliert: Es dürfe keine Verständigung zwischen den einzelnen Zentralbanken in Form von Wechselkursstabilisierung (als „internationales Preiskartell unter Geldproduzenten“) oder internationaler geldpolitischer Koordination geben.
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,Liebesgrüße aus Frankfurt“˜ – Spillover-Effekte einer quantitativen Lockerung
Seit Ausbruch der Weltfinanzkrise im Sommer 2008 haben die Notenbanken in den USA, in Großbritannien und im Euroraum verschiedene unkonventionelle geldpolitische Instrumente ergriffen und mit einer Politik der quantitativen Lockerung reagiert. Dies geschah, um einem Zusammenbruch der Interbankenmärkte zu begegnen und um den geldpolitischen Transmissionsprozess aufrechtzuerhalten. Weil sich Geschäftsbanken nicht mehr gegenseitig vertrauten, sahen sich die Zentralbanken in diesen drei „Krisenländern“ dazu gezwungen, als „lender of last resort“ oder als „market maker“ auf Interbankenmärkten zu fungieren und die normalerweise vom Geldmarkt erfüllte Funktion als „Intermediär“ für die Liquiditätsversorgung der einzelnen Banken selbst zu übernehmen.
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Chefvolkswirt
Unabhängigkeit der Notenbank – wie lange noch?
Hierzulande noch weitgehend unbemerkt ist weltweit eine neue Debatte um die Unabhängigkeit der Notenbank ausgebrochen. Die neue japanische Regierung hat die Notenbank mit der Drohung geradezu erpresst, die im Gesetz festgelegte Unabhängigkeit aufzuheben, falls diese nicht bereit ist, einen extrem expansiven geldpolitischen Kurs einzuschlagen. Die Notenbank wird dem Druck nachgeben, von der de jure Unabhängigkeit wird damit de facto kaum etwas übrig bleiben. In den USA sieht sich die Federal Reserve seit jeher der latenten Drohung ausgesetzt, der Kongress habe es in der Hand, das entsprechende Gesetz zu ändern.
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Liquiditäts- oder Nullzinsfalle?
Als mit dem Schwarzen Freitag im September 1929 der von billiger Liquidität beflügelte Boom auf den US-Aktienmärken ein jähes Ende fand, reagierte die Federal Reserve Bank mit Zinssenkungen, die im Verlauf der ersten Hälfte der 1930er Jahre noch zögerlich verliefen. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurde aber ein historisches Leitzinstief von 1% erreicht, das bis zum Kriegsende bestehen blieb. Die Leitzinssenkungen der großen Zentralbanken allein konnten aber nicht die Wende zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung bringen. Dies beflügelte die wissenschaftlichen Arbeiten von John Maynard Keynes. Hatte bisher die klassische Maxime der Selbstheilungskräfte des Marktes gegolten, wies Keynes der kreditfinanzierten staatlichen Ausgabenexpansion eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Belebung in der „Liquiditätsfalle“ zu.
Gastbeitrag:
Politics, Financial Crisis, Central Bank Constitution and Monetary Policy
1. Introduction
The damages and suffering caused by inflation during the course of history are enormous. Still, the worst excesses of inflation occurred not before the 20th century. This development was a consequence of the further technical development of money from coins to paper money and book money together with changes in the monetary regime or constitution ruling supply and control of money. Sustained inflation has always been a monetary phenomenon in the sense that the increase of the money supply is a necessary condition for its occurrence. Moreover, if an increase of the money supply is permanently outstripping the growth of real gross domestic product it is also a sufficient condition for inflation. But that is not the whole story. For it has still to be asked which are the factors and institutional settings that allow the excessive growth of the money supply. And here historical evidence provides a clear answer.
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Wie zutage tritt, ob Zentralbanken politisch unabhängig sind oder nicht
I.
Die hohe Inflation der Konsumentenpreise zu Beginn der 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts führte international zu einem Umdenken in der Gestaltung des Geldwesens. Man erkannte, dass hohe Inflation, die mit erheblichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kosten einherging, vor allem ausgelöst wird durch den Zugriff der Regierungen auf die Notenpresse. Regierungen sind nur allzu bereit, den kurzfristigen Nutzen einer Geldmengenausweitung („Konjunkturschub“) gegen die damit verbundenen, allerdings erst später sichtbar werdenden Kosten („Geldentwertung“) auszuspielen.
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