Tagtäglich sterben Menschen, weil keine Organe für sie vorhanden sind. So warteten beispielsweise 2006 etwa 8.500 Patienten auf eine neue Niere, während zur gleichen Zeit etwas 2.800 Nieren transplantiert wurden. Angesichts dieser Knappheit beschäftigt sich der Ökonom mit der Frage, wie dieser Organmangel behoben werden kann. Das Optimum wäre, wenn durch Spenden genügend Organe bereitgestellt werden könnten, um diese Menschen zu retten.
Angesichts der demografischen Entwicklung und der Zunahme der Zunahme der Zivilisationskrankheiten, wird der Bedarf an menschlichen Organen weiter zunehmen. Organe können zum einen von hirntoten Patienten entnommen werden („postmortale Organspende“) und zum anderen von lebenden Spendern. Es ist allgemeine Auffassung, dass aufgrund des Risikos für den Spender, die Gewinnung und Transplantation postmortaler Spenderorgane gegenüber der Lebendspenden Priorität haben sollte. Dieses sogenannte Subsidiaritätsprinzip ist im deutschen Transplantationsgesetz von 1997 verankert. In Deutschland besteht immer noch zwischen postmortal entnommene transplantierte Organe und Organspender ein Verhältnis von 3:1.
Aufgrund dieser Mangelsituation existiert weltweit ein grauer Markt für Organe. Diese Märkte befinden sich hauptsächlich im Iran und in Indien. Zum einen werden die Organe zu einem sehr niedrigen Preis verkauft, so betrug beispielsweise der durchschnittliche Preis für eine Niere in Indien im Jahre 2005 1177,- US-Dollar. Zum anderen ist wegen der schlechten Nachsorge die Sterblichkeitsrate der Organspender relativ hoch, man spricht von etwa 50-60%. Angesichts dieser Situation, ist es auch aus ethischen Gründen erforderlich, Lösungen dieser Mangelsituation zu diskutieren.
Der regulierte Organhandel
Zunächst muss alles versucht werden, um die freiwillige Organspende zu erhöhen. Zum einen sind Anreize für die Krankenhäuser zu schaffen, Hirntoten die Organe zu entnehmen, wie dies beispielsweise in Spanien der Fall ist. Zum anderen muss durch mehr Aufklärung und unter Umständen auch mit finanziellen Anreizen die Bereitschaft des Einzelnen zur Organspende erhöht werden. Allerdings sollte man sich hier keinen falschen Hoffnungen hingeben, dass sich auf diese Weise das Problem des Organmangels adäquat lösen lässt.
Als ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet es sich an, einen regulierten Markt für Organe zu installieren. Dies hätte den Vorteil, dass zum einen weniger Menschen wegen des Organmangels sterben und zum anderen weniger Menschen, die Organe spenden, ausgebeutet werden und wegen fehlender Nachsorge auch früher sterben. Durch diese Marktlösung entsteht eine Win-Win-Situation. Es findet eine Verbesserung der Situation aller statt.
Bei der Schaffung eines solchen geregelten Marktes muss sehr behutsam vorgegangen werden. Wie muss nun ein solcher Markt für Organe institutionell ausgestaltet werden? Analog zu einer Wertpapierbörse. Die Nachfrager und die Anbieter müssen sich hierbei Makler bedienen. Diese Makler müssen spezifische Qualifikationen nachweisen. Weiterhin müssen die Organspender sich einer eingehenden Beratung unterziehen.
Hierbei müssen auch Krankenkassen die Gelegenheit haben, auf diesem Markt mitzubieten. Für die Krankenkassen könnte dies vor allem auch unter ökonomischen Aspekten interessant sein, da zum Beispiel bei einer Niereninsuffizienz eine Opportunitätskostenüberlegung durchzuführen ist. Eine Dialyse kostet jährlich etwa 60-70 Tsd. Euro, während sich bei einer Transplantation die Operationskosten einschließlich Organ auf etwa 80 Tsd. Euro belaufen dürften und die laufende Medikation nach der Operation (Immunsuppressiva) etwa 15 Tsd. pro Jahr kosten würde.
Wichtig ist, dass bei der Organnachfrage niemand ausgeschlossen werden darf, weil er den Preis für das Organ nicht bezahlen kann. Bezüglich der Organspende muss eine lückenlose Nachsorge sichergestellt werden. Außerdem muss für den Organspender auch eine Beratung bezüglich der Verwendung des durch den Verkauf seines Organs erzielten Erlöses stattfinden. Darüberhinaus muss für ihn eine Risikoversicherung abgeschlossen werden, für den Fall, dass er selbst ein Organ benötigt.
Durch diesen geregelten Markt wird sichergestellt, dass die vielfältigen Defizite, die gegenwärtig im Bereich der Organinsuffizienz bestehen, einigermaßen befriedigend gelöst werden können.
Zum Abschluss muss noch einmal betont werden, dass es sich hierbei um eine Second-Best-Lösung handelt. Das Optimum wäre, wenn aufgrund freiwilliger Spenden die Nachfrage nach Organen vollständig befriedigt werden könnte. Da dies jedoch nicht der Fall ist, muss auf die vorgeschlagene Lösung auch aus ethischen Gründen zurück gegriffen werden.
- Ein regulierter Markt für Organe - 6. April 2009
- Krankenkassenwettbewerb und der informierte Patient: der Weg in die gleiche Richtung? - 22. Januar 2009
- Zur offenen „Reformbaustelle“ der Gesundheitspolitik: die Grundfragen sind zu stellen! - 5. April 2008
Hallo,
Die Spendenbereitschaft post mortem könnte einfach durch gesetzliche Regelung verbessert werden (Ablehnungsprinzip), oder/und durch Rabatt bei den Kassenbeiträgen für Organspender.
Viele Menschen sind im Prinzip bereit zu spenden, haben lediglich nie einen Spenderausweis ausgefüllt oder diesen Wunsch ihren Angehörigen mitgeteilt.
Viele Grüße
Gerd
In Singapur wird gerade über ein Gesetz debatiert das den Organhandel regeln soll:
http://www.asiasentinel.com/index.php?Itemid=195&id=1676&option=com_content&task=view