Donald Trumps plant, die amerikanischen Einfuhrzölle auf das Niveau des jeweiligen Handelspartners zu erhöhen. Dies würde Deutschland besonders stark treffen, da voraussichtlich etwa die Hälfte der deutschen Exporte in die USA von diesen höheren Zöllen betroffen wären. Denn bei ihnen erhebt die Europäische Union bei den entsprechenden Produkten höhere Zölle als die Vereinigten Staaten. Die größte Gruppe sind die Kraftfahrzeuge, bei denen ein um etwa 6 Prozentpunkte höherer Zoll droht.
Trump droht mit „reziproken“ Zöllen, …
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Zölle auf US-Importe zu erhöhen, wenn der entsprechende Handelspartner auf dieses Produkt einen höheren Zoll erhebt als die USA. In diesem Fall sollen die US-Importzölle auf die Höhe der Importzölle des Handelspartners angehoben werden. Dies würde Deutschland spürbar treffen. Denn 10% der deutschen Exporte gehen in die USA, die damit das größte Abnehmerland Deutschlands sind, und die EU-Zölle auf amerikanische Waren sind häufig höher als jene der USA auf die jeweiligen europäischen Waren.
… die mehr als die Hälfte der deutschen Exporte in die USA betreffen könnten
Nach unseren Berechnungen [1] verlangen die USA für die Hälfte der Importe aus Deutschland niedrigere Zölle als es die Europäische Union bei den gleichen Produkten tut (Abb. 1). Bei Exporten von einem Volumen von etwa 25 Milliarden Euro liegt der Unterschied der Zollsätze sogar zwischen 5 und 10 Prozentpunkten, was vor allem auf den höheren Zollsatz der EU bei PKWs zurückzuführen ist. Bei knapp 40% des Exportvolumens (60 Milliarden Euro) ist der Zollsatz identisch – und beträgt häufig auf beiden Seiten 0%. Die USA verlangen hingegen nur bei wenigen Produktkategorien einen höheren Zollsatz als die EU. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass etwa die Hälfte des deutschen Exportvolumens in die USA von höheren Zöllen betroffen wäre, wenn Trump die Zölle auf das europäische Niveau erhöht.
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Die Autoexporte trifft es am härtesten
Beim Blick auf weiter gefasste Produktkategorien zeigt sich, welche Exporte in die USA am stärksten gefährdet sind. Fahrzeuge wie PKW, LKW und Motorräder stellen mit einem Exportvolumen von 34 Milliarden Euro nicht nur die größte Produktkategorie dar. Bei ihnen ist auch der Unterschied zwischen den Zöllen der EU und der USA mit knapp 6 Prozentpunkten im Durchschnitt am größten (Abb. 2). Das geht maßgeblich darauf zurück, dass die EU auf PKWs einen Zoll von 10% verlangt, die USA aber nur von 2,5%. Der ebenfalls wichtige Maschinenbausektor (Exporte von 32 Mrd. Euro) könnte hingegen mit einem durchschnittlichen Zusatzzoll von einem Prozentpunkt mit einem blauen Auge davonkommen. Medikamente und Messinstrumente wären – zumindest von den reziproken Zöllen – nicht betroffen.
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Zölle belasten deutsche Wirtschaft in misslicher Lage
Nach etwa fünf Jahren eines stagnierenden Bruttoinlandsprodukts könnten reziproke US-Zölle die deutsche Wirtschaft zusätzlich schwächen. Das gilt aus deshalb, weil der Preis für die in Deutschland produzierte Autos auf dem amerikanischen Markt nicht nur gegenüber den heimisch produzierten Autos steigen würden, sondern auch gegenüber den in Japan und Mexiko produzierten Autos. Denn beide Länder verlangen keine Zölle auf amerikanische Autos.
Noch stehen die Details von Trumps Plänen noch nicht fest. Trump hatte etwa erwähnt, unterschiedlich hohe Mehrwertsteuersätze in die Berechnung aufzunehmen, was wir in dieser Analyse nicht berücksichtigt haben. Auch die Europäische Kommission dürfte nicht nur mit Gegenzöllen drohen, sondern auch das Gespräch mit dem US-Präsidenten suchen. Eine Deeskalation oder einen Aufschub wie im Zollstreit mir Kanada und Mexiko ist denkbar. Gleichzeitig zeigen die Stahl- und Aluminiumzölle, dass Donald Trump vor der Einführung neuer Zölle nicht zurückschreckt.
[1] Wir anaylsieren hierfür die „most favored nations“ Zölle (MFN) der USA auf europäische Waren und die MFN-Zölle der EU auf US-amerikanische Waren. Da diese Zölle allerdings nur auf der Klassifikation der HTS-8 (USA) und CN-8 (EU) vorliegen und sich diese Klassifizierungen voneinander unterscheiden, berechnen wir einen gewichteten Durchschnitt der Zölle auf der nächst höheren Harmonized System (HS) 6-Steller. Die Gewichtungen sind die Importe der USA aus Deutschland in US-Dollar in 2024 vom US Census Bureau, bzw. die Exporte Deutschlands in die USA in Euro für das Jahr 2023 von Eurostat. Die HS6-Ebene ist für beide Partner identisch und bildet die Grundlage der Analyse.
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