Achtung:Statistik
Aussagen in der Werbung

„9 von 10 Ärzten empfehlen…“ So oder ähnlich beginnen viele Klassiker des Lügens mit Statistik in der Werbung. Nun gibt es aber schon seit einigen Jahren auch in Deutschland rechtliche Regelungen, die irreführende Werbung unterbinden sollen. Und in der Tat scheint es so, als habe die Zahl offensichtlich falscher Werbeversprechen seitdem abgenommen. Aber immer wieder finden sich trotzdem bemerkenswerte Aussagen, so etwa diese: „Wussten Sie, dass etwa 80% aller Steinschläge in der Frontscheibe kurzfristig reißen?“

So ist es in einer aktuellen Radio-Werbekampagne eines großen Autoglasspezialisten zu hören. Wer würde da nicht schnellstmöglich in die Werkstatt fahren, um einen aufgetretenen Steinschlag reparieren zu lassen, damit die Scheibe nicht reißt? Allerdings kennt vermutlich jeder aus dem Bekanntenkreis Beispiele, bei denen in der Frontscheibe ihres Autos kleinere Steinschläge sind, von denen noch keiner gerissen ist. Wie kommt der werbende Autoglasspezialist also zu der Aussage, 80% der Steinschläge würden kurzfristig reißen?

Die Antwort ist einfach. Auf Nachfrage teilte das Unternehmen mit, die Aussage beziehe sich auf eine Umfrage unter Autofahrern in Großbritannien. Genauer hat man aber nur Autofahrer gefragt, bei denen ein Steinschlag gerissen war. Von denen haben 80% angegeben, dass die Scheibe schon kurz nach dem Steinschlag gerissen ist, bei den anderen 20% passierte das erst später. In keiner Weise kann man daraus natürlich ableiten, dass 80% aller Steinschläge kurzfristig reißen würden. Die Aussage wird in der Werbung also vollkommen verfälscht dargestellt, indem die Bedingung, auf die sie sich bezieht, schlicht weggelassen wird.

Wie das Beispiel offenkundig zeigt, werden also – trotz rechtlicher Regelungen – auch heute noch Aussagen in der Werbung verwendet, die bei den Zuhörern vollkommen falsche Schlussfolgerungen. Allerdings sind diese falschen Aussagen nicht immer leicht zu durchschauen, was vermutlich auch das Ziel der werbenden Unternehmen ist.

Björn Christensen und Sören Christensen
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