Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die (Un-)Gleichheit der Verteilung von Vermögen oder Einkommen wieder ein zentrales Thema im aufkommenden Bundestagswahlkampf sein wird. Für eine sachliche Diskussion stellt sich damit die Frage, wie man die (Un-)Gleichheit sinnvoll messen kann, um beispielsweise einen Vergleich über die Zeit oder zwischen Ländern zu ermöglichen. Hier kann einem das statistische Maß des Gini-Koeffizienten helfen. Der Gini-Koeffizient misst die Abweichung der jeweiligen Verteilung von einer fiktiven Situation der absoluten Gleichverteilung. Gleichverteilung bedeutet hierbei, dass zum Beispiel im Falle der Vermögensverteilung alle den identischen Besitz haben. In diesem Fall nimmt der Gini-Koeffizient den Wert 0 an. Besitzt hingegen einer alles und alle anderen besitzen gar nichts, liegt der extremste mögliche Wert der Ungleichverteilung vor und der Gini-Koeffizient nimmt den Wert 1 an.
Wie groß ist vor diesem Hintergrund die Ungleichverteilung des Ein- kommens, beziehungsweise des Vermögens in Deutschland? Für das Einkommen liegt der Gini-Koeffizient der Nettoeinkommen nach Transferzahlungen bei knapp 0,3. Um diesen Wert einordnen zu können, muss man wissen, wie er sich zusammensetzt: Beispielsweise verfügen die zehn Prozent Personen mit dem niedrigsten Einkommen lediglich über 3,7 Prozent des gesamten Einkommens, während im Gegensatz dazu die reichsten zehn Prozent über gut 23 Prozent des Einkommens verfügen. Im internationalen Vergleich liegt der Wert des Gini-Koeffizienten in Schweden bei lediglich 0,25, in Großbritannien hingegen bei 0,36, in den USA bei 0,47 und in vielen Entwicklungsländern sogar bei deutlich über 0,5.
Bei der Vermögensverteilung stellt sich das Bild deutlich anders dar. Der Gini-Koeffizient liegt in diesem Fall in Deutschland bei knapp 0,8. Die ärmste Hälfte der Deutschen besitzt lediglich 2,5 Prozent des Vermögens. Im Gegensatz dazu besitzen die reichsten zehn Prozent etwa 64 Prozent des Vermögens – ein gewaltiger Unterschied. Noch deutlicher wird die stark ungleiche Verteilung, wenn man das reichste Promille der Deutschen betrachtet, die gut 17 Prozent des Vermögens besitzen. Wählt man also 1000 Deutsche zufällig aus, besitzt der Reichste im Schnitt etwa siebenmal so viel wie die ärmsten 500 zusammen. International ist die Ungleichheit des Vermögens noch extremer: Die reichsten 62 Menschen auf der Erde besitzen so viel wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung zusammen, das heißt, so wie etwa 3,7 Milliarden Menschen! Auch im Bundestagswahlkampf liefert der Gini-Koeffizient also genug Stoff für Diskussionen.
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