Zunächst ganz vorweg: Ich begrüße die Diskussion sehr, denn wir brauchen mehr davon. Nicht nur ganz generell, sondern auch in freiheitlich denkenden und ordoliberalen Kreisen. Insofern begrüße ich die Veröffentlichung meines Beitrags in diesem Blog, als auch den (erwartungsgemäß kritischen) Kommentar von Joachim Weimann. Gerade wenn wir dort, wo vermutlich andere Meinungen herrschen, sachlich argumentieren, werden Diskussionen spannend und (hoffentlich) auch fruchtbar.
„Markt und Moral (3)Warum wir nicht nicht handeln könnenEine Replik“ weiterlesenMarkt und Moral (1)Warum wir nicht fliegen sollten
„Es muss aber auch Aufgabe der Politik sein, für das Klima schlechte Entscheidungen, wie die unsere, zu verhindern und in gute zu lenken.“ (Luisa und Yannick, #LetzteGeneration in TAZ online vom 2.2.2023 zum Vorwurf, sie seien in den Urlaub nach Asien geflogen.)
Die Klimadebatte ist von heftigen Auseinandersetzungen geprägt: Während sich Menschen aller Altersgruppen besorgt um das Klima und die Entwicklung der Menschheit zeigen und zum Protest durch zivilen Ungehorsam aufrufen, zeigen sich andere von der Klimaproblematik gänzlich unberührt und emittieren weiter, als gäbe es kein Morgen: Urlaubsflüge und tonnenschwere Autos gehören ebenso zum Lifestyle wie ein unbesorgter Fleischkonsum ohne Reue. Dabei wird der Klimawandel zwar auch uns, aber vermutlich deutlich härter die Bevölkerung in ärmeren Teilen der Welt treffen: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Anpassungskosten immens sein werden. Die Potentiale sie zu schultern sind ungleich verteilt. Die Flut in Pakistan 2022 gibt einen Hinweis darauf, was uns (und andere) erwartet.
Die Fronten zwischen Besorgten und Unbesorgten sind oft klar gezogen. Wer sich nicht vor schlechter Laune fürchtet, kann das auf Twitter täglich nachvollziehen. Aber es geht auch anders. In dem Buch „Klima muss sich lohnen“ scheut sich der Präsident des ZEW, Achim Wambach, nicht die aktuelle Debatte aufzunehmen und klare Stellung zu beziehen (Wambach 2022). Dabei ist er nicht von der Frage geleitet, OB wir mehr Klimaschutz brauchen (er unterstellt hier Konsens; hoffen wir, dass er in Bezug auf die Umsetzung Recht behält), sondern WIE dieses Mehr an Klimaschutz am besten zu erreichen ist. Die Ökonomik kann hierzu einiges beitragen.
„Markt und Moral (1)Warum wir nicht fliegen sollten“ weiterlesenMarkt und Moral
Ist der Markt moralisch?
In Deutschland verliert der Markt an politischer und gesellschaftlicher Reputation. Ganz gewiss nicht unschuldig am Sinken des Vertrauens in die Marktwirtschaft sind die internationalen Finanzkrisen ab 2007/08, ebenso auch die Betrugskrisen der Autobauer und erst recht die „klimaschädigende Profitgier“ der Energieproduzenten, ganz abgesehen von den sehr eigenständigen Politikvarianten der Marktwirtschaft des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Sie zeigten doch, dass es keine Moral im marktwirtschaftlichen Kapitalismus gebe.
Die Werte der Wirtschaft (7)
Wettbewerb jenseits der Grenzmoral
Das Jahr 2015 war kein gutes Jahr für den Respekt, der unserer gemeinsamen Werteordnung entgegengebracht wird. Nach dem Betrug des ADAC bei der Verleihung des Preises „Gelber Engel“ im Vorjahr 2014 haben sich in diesem Jahr insbesondere Volkswagen und der Deutsche Fußballbund als Sünder ertappen lassen, die in erheblichem Umfang unsere Werteordnung missachtet haben. Man fragt sich, warum diese Institutionen dies nötig hatten – ein Existenzkampf im intensiven Wettbewerb erklärt die Notwendigkeit der Missachtung wohl kaum. Denn alle drei genannten Institutionen hatten vor den Skandalen an sich ein gutes Image; und sie hatten und haben eine marktführende Stellung inne, ohne dass ein wirtschaftlicher Abwärtstrend erkennbar gewesen wäre.
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Wettbewerb jenseits der Grenzmoral“ weiterlesen
Immanuel Kants kleine Handlungsanleitung für Top-Manager, die nicht ins Gefängnis wollen
Hohe Strafen für Manager
Neulich auf einer Podiumsdiskussion in Frankfurt am Main: Die hohen Gefängnisstrafen für Top-Manager und die bevorstehenden Gerichtsverfahren gegen manche Top-Bank-Manager zeugten, so eine der diskutierten Thesen, von einem generell zunehmenden sittlichen Verfall des Managerverhaltens und unterstreiche die Tatsache, dass man einerseits stärker als bisher zwischen dem „guten“ und dem „hässlichen“ Manager unterscheiden müsse. Letzterer sei einer harten Strafe zuzuführen, die auch für andere abschreckend wirken müsse. Andererseits könnte die Härte der Strafzumessungen dazu führen, dass die Manager in Deutschland ihre persönliche Risikoaversion zukünftig zu stark erhöhten mit der Folge, dass notwendige risikobehaftete Innovationen zurückgeschraubt würden. In einem Industrieland wie Deutschland mit erheblichem Investitionsbedarf müsse dies nachteilige Folgen für die Zukunft haben. Seien die Strafen mithin unangemessen hoch, so richteten sie volkswirtschaftlichen Schaden an.
Verantwortungs-Verluste
Die Frage, was Verantwortung sei, können wir in Anlehnung an den Heiligen Augustinus, mit dem Stoßseufzer beantworten: „Wenn du mich nicht fragst, dann weiß ich es, fragst du mich aber, so weiß ich es nicht!“
Verantwortung ist einer jener alltäglichen Begriffe, die wir mit großer Selbstverständlichkeit benutzen, ohne genau sagen zu können, was wir denn eigentlich genau meinen. Wir fühlen uns für alles Mögliche verantwortlich und wir machen andere für alles Mögliche verantwortlich. Manche dieser Verantwortungszuschreibungen sind erkennbar absurd, manche werden jedoch in ihrer Absurdität nicht erkannt und entfalten dann gern auch absurde politische Wirkungen.
Mäuse, Markt, Moral und Missetaten
Wer, wie die älteren unter uns, die Grundsatzkritik an Marktbeziehungen in den 60er und 70er Jahren mit erlebt hat, fühlt sich in der jetzigen Fundamentalkritik an Markt- und Geldwirtschaft sofort „daheim“. Nur ist jetzt in den Feuilletons nicht mehr Schwarzwildchen (Karl Marx) der Star, sondern ein verkapptes „Rotwildchen“, Michael Sandel. Michael Sandel bekennt sich allerdings nicht zum roten Käppchen, sondern zur Gemeinschaft. Und er bekennt sich auch nicht offen zur Ablehnung der modernen Gesellschaftsformen, sondern will nur den Markt mit seinen monetären Bewertungen in seine „angemessenen“ Schranken weisen.
Wie weit trägt ethisch motivierter Konsum?
Informationsasymmetrien als Ursache fehlender ethischer Standards
Nach dem jüngsten Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei dem mehr als tausend Menschen zu Tode gekommen sind, haben mehrere renommierte Modeketten aufgrund des öffentlichen Drucks in den Ländern, in denen diese Modeketten ihre Produkte absetzen, bekundet, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Bangladesch beitragen zu wollen. In der Öffentlichkeit wird darüber gestritten, inwieweit diese internationalen Firmen mitverantwortlich sind für den Tod der Näherinnen in der eingestürzten Fabrik. Haben internationale Unternehmen die Verpflichtung, ihre Zulieferer zu kontrollieren, ob und inwieweit sie die Arbeitsrechte ihrer Arbeiterinnen verletzen? Verhalten sich die Unternehmen unmoralisch? Und können wir, die Kunden dieser Produkte, dies beeinflussen? Sind wir mitschuldig, wenn wir solche Produkte kaufen?
Medizin, Moral und Korruption: Frei von der Leber
Der Organallokationsskandal ist einer breiteren Öffentlichkeit, die sich nicht ernsthaft um das Schicksal transplantationsbedürftiger Patienten und den Grundbefund der Knappheit an Spenderorganen kümmern will, ein willkommener Anlass zur Klage über „korrupte Ärzte“. Das Thema der „gerechten Verteilung“ in der Transplantationsmedizin ist aber zu wichtig, um es allein solchen, von emotionalen Befindlichkeiten gefärbten Diskussionen über individuelles Fehlverhalten zu überlassen. Die zu beobachtenden Probleme waren auch in der ärztlichen Ethik angelegt.
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Lehrer Wulff
Was wäre eigentlich passiert, wenn der Anruf von Herrn Wulff bei der Springerpresse Erfolg gehabt hätte? Diese Frage liegt auf der Hand, doch wird sie kaum diskutiert. Wie konnte es kommen, dass Herr Wulff einen solchen Anruf überhaupt für erfolgsversprechend halten konnte? Auch diese Frage wird nicht diskutiert, obwohl sie sehr beunruhigend ist.