Inflation und FinanzmarktstabilitätDas selbstgemachte Zinsdilemma der EZB

Wegen der hohen Inflation hebt die EZB seit Juli 2022 die Leitzinsen an, zuletzt um 50 Basispunkte am 16. März trotz der Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Da ihre geldpolitische Strategie seit jeher einem Zinskorridor folgt, gibt es unter dem Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz, jetzt 3,5%) einen Einlagenzins als Zinsuntergrenze (mit jetzt 3,0%) (siehe Abb. 1). Über dem Leitzins liegt der Zins auf die Spitzenrefinanzierungsfazilität als Zinsobergrenze (mit jetzt 3,75%). Der gestiegene Einlagenzins hat für Kritik gesorgt, da die Geschäftsbanken nun von der EZB große Zinszahlungen erhalten. Der Zinsanstieg an sich hat für Verunsicherung gesorgt, weil die von den Banken gehaltenen Anleihen an Wert verlieren. Die EZB steckt in der Zwickmühle!

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Ist das „japanische Niedriginflations- und -zinsmodell“ am Ende?

Die makroökonomische Lage in Japan scheint sich zuzuspitzen. Als die Bank von Japan unter ihrem Präsidenten Haruhiko Kuroda am 20. Dezember 2022 bekannt gab, ihre Zinsobergrenze bei 10jährigen japanischen Staatsanleihen von 0,25% auf 0,5% anzuheben, brachen die Aktienkurse in Tokio ein und der japanische Yen wertete stark auf. Der „Kuroda-Schock“, der in den Augen einiger Beobachter eine Wende in der 30jährigen Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik Japans ankündigte, sandte Schockwellen auf die internationalen Finanzmärkte aus. In den USA und Europa fielen die Kurse von Aktien und Anleihen. Kündigt sich in Japan ein Ende der Niedriginflation und der Niedrigzinsen an? Wir haben das japanische Modell untersucht (Mayer und Schnabl 2022) und sehen einige Hinweise dafür.

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Podcast
Versteckte Inflation

10 % Inflation – das ist die rasanteste Teuerung seit Bestehen der Währungsunion. Die Preise steigen, der Geldwert schwindet. Doch steckt in diesen Zahlen schon die ganze Wahrheit?

Offenbar nicht. Neben der Teuerung, die von den Statistikämtern offiziell ausgewiesen wird, gibt es noch die versteckte Inflation, die in ganz unterschiedlichen Formen auftreten kann.

Dr. Jörn Quitzau (Berenberg) im Gespräch mit Prof. Dr. Gunther Schnabl (Universität Leipzig).

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Deutschlands glühend heiße Inflation
Ursachen, Formen und Lösungsansätze

Die EZB und das aktuelle Inflationsumfeld

Die Konsumentenpreisinflation im Euroraum ist stark angestiegen. Die Erwartung der Deutschen Bundesbank (2022), dass die Inflationsraten in Deutschland bald zweistellig sein würden, ist eingetreten. Der Verbraucherpreisindex (VPI) für Deutschland ist im September 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0% gestiegen, der Harmonisierte Konsumentenpreisindex (HVPI) um 10,9% (siehe Abbildung 1).

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Das japanische Inflationsrätsel

Während in vielen Ländern die Inflationsraten weit über die Zielmarken der Notenbanken geschossen sind – z.B. im Euroraum in Juni auf 8,6% – ist die Inflation in Japan mit zuletzt 2,5% im Mai erstaunlich niedrig geblieben. Seit vielen Jahren liegt die Inflationsrate Japans deutlich unter anderen Industrieländern, obwohl die Bilanz der Bank von Japan sehr viel schneller gewachsen ist als die Bilanzen vieler anderer Zentralbanken. Seit dem Platzen der japanischen Blasenökonomie im Dezember 1989 ist die Geldmenge deutlich schneller gewachsen als die Menge aller Güter und Dienstleistungen, ohne dass die Konsumentenpreise stark gestiegen sind. Mayer und Schnabl (2022) suchen nach der Lösung des japanischen Inflationsrätsels und finden drei Gründe.

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Pro & Contra
Bleibt die Inflation dauerhaft erhöht?

Der Inflationsdruck in Deutschland und Europa ist auch 2022 sehr hoch. Zum Jahreswechsel gab es kein Abflauen, obwohl das manche aufgrund von Einmaleffekten prognostiziert hatten. So lag die Inflationsrate in Deutschland im Februar wieder bei über 5%. Europaweit betrug sie sogar knapp 6%. Gründe sind vor allem explodierende Energiepreise und steigende Ausgaben für Lebensmittel. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft der Menschen und nagt an den Ersparnissen.

Der Ukraine-Krieg dürfte den Preisdruck im Sommer weiter nicht so schnell abebben lassen – nicht nur wegen steigender Energiepreise, sondern auch aufgrund von Materialmangel und Lieferengpässen. Doch was passiert danach? Die Ökonomen Gunther Schnabl und Sebastian Dullien sind unterschiedlicher Meinung, ob die Inflation dauerhaft erhöht bleibt und inwieweit ein Eingreifen der Politik, allen voran der EZB, geboten ist. 

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Die Inflation und die geheimnisvolle Untätigkeit von Christine Lagarde

Die Zweifel an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wachsen. Nachdem im März 2022 die offiziell gemessene Inflationsrate auf 7,5% weit über das Inflationsziel von 2% hinausgeschossen ist, kündigte die EZB (2022) keine entschlossene geldpolitische Straffung an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde verlor sich vielmehr in Aussagen zu Krieg und Pandemie, und ließ sich alle Optionen für die Zukunft offen. Die nebulösen Aussagen folgen auf Beteuerungen, dass die Inflation nur vorübergehend sei. Immer noch gehen die Inflationsprognosen der EZB davon aus, dass die Inflation im Jahr 2023 zurück zum 2%-Ziel kommen wird.

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Am aktuellen Rand
Finanzmarktwaffen gegen Russland
Hat Wladimir Putin die Folgen unterschätzt?

Mit der russischen Invasion in der Ukraine hat eine internationale Welle der Solidarität eingesetzt, die Finanz- und Waffenhilfe für die Ukraine, den Abbruch von Geschäftsbeziehungen mit Russland sowie Finanzmarktsanktionen gegen Russland umfasst. Da viele westliche Industrieländer von russischen Rohstoffen abhängig sind, liegt der Schwerpunkt der Sanktionen nicht auf den Rohstoff-, sondern den Finanzmärkten. Dies fügt sich in den Trend, dass die Finanzmärkte eine wachsende Bedeutung für die wirtschaftliche Stabilität gewonnen haben. Inzwischen spricht man von „Finanzmarktwaffen“.

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Die Preismessung im Euroraum bei selbst genutztem Wohneigentum schadet der Glaubwürdigkeit der EZB

Die Inflationsmessung in der EU mittels des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) hat Schwächen (Schnabl und Sepp 2021). Die Qualitätsanpassung der Preise scheint einseitig auf Qualitätsverbesserungen und damit Preissenkungen in der Statistik ausgerichtet. Die Gewichte von einzelnen Gütern scheinen im Zeitverlauf zugunsten von Gütern mit geringen Preissteigerungen zu wachsen. Die Preise von Vermögenswerten und sogar von selbst genutztem Wohneigentum werden bei der Inflationsmessung ausgeklammert.

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Vorsicht vor dem Bitcoin? – Vorsicht vor dem Euro?*

Otmar Issing – ehemaliger Chef-Volkswirt der EZB – und Klaus Masuch  – Principal Adviser in der EZB – haben am 9. Oktober in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu „Vorsicht vor dem Bitcoin“ geraten. Anlass ist ein neues Gesetz, das es deutschen Investmentfonds erlaubt in Bitcoin anzulegen. Die Autoren verweisen auch auf einen weiteren kritischen Beitrag zu Bitcoin der EZB-Mitarbeiter Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf mit dem Titel „Nicht von Bitcoin narren lassen“. Als Gefahren nennen die Autoren einen fehlenden intrinsischen Wert von Bitcoin, Risiken für die Finanzmarktstabilität, den Gebrauch bei der Finanzierung organisierter Kriminalität, einen hohen Energieverbrauch sowie die Gefahr, dass die Steuerzahler für Finanzrisiken haften müssen. Es ist gut, dass die Autoren vor möglichen Risiken schützen wollen, doch sei in den genannten fünf Punkten ein Vergleich zwischen Bitcoin und Euro erlaubt.

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