Der Bitcoin erreicht immer neue Rekorde. Er ist über die magische Marke von 100.000 Dollar gesprungen. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt. Cathie Wood vom Vermögensverwalter Ark Invest spricht schon von 1,5 Millionen Dollar – für einen Bitcoin!
Der jüngste Boom hat einen Grund. Donald Trump hat im Sommer auf einer Bitcoin-Konferenz in Nashville erklärt, dass er die USA zur führenden Bitcoin-Nation machen und eine strategisch Bitcoin-Reserve bilden will. Trumps Unterstützer Elon Musk hält via Tesla 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin und will die Kryptowährung via Twitter als Zahlungsmittel akzeptieren.
Eine digitale Zentralbankwährung als zentral geplante Konkurrenz zum Bitcoin will Donald Trump in den USA niemals zulassen. US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat jüngst betont, dass er Bitcoin nicht als Konkurrent zum Dollar sieht. Der Kryptofreund Paul Atkins soll als Chef der Security Exchange Commission, die für die Regulierung der Kryptowährungen verantwortlich ist, auf den kryptokritischen Gary Gensler folgen. Ist der Weg von Bitcoin zum führenden Geld nun frei?
Geld hat eine Wertaufbewahrungs-, Transaktions- und Rechenfunktion. Bitcoin entstand im Jahr 2008 als digitales Konkurrenzprodukt für das inflationäre Papiergeld. Der Schöpfer Satoshi Nakamoto beklagte, dass die Geschichte des Papiergeldes voll von Verrat am Vertrauen in das Geld sei. Das papiergeldbasierte Bankensystem sei durch immer wiederkehrende Kreditblasen instabil. Indem er die Menge auf 21 Millionen begrenzte, machte er Bitcoin zu einem glaubwürdigen Wertspeicher.
Da der Bitcoin für Transaktionen keine Mittelsmänner braucht, ist er auch als Transaktionsmittel attraktiv. Jeder kann auf seinem Smartphone von einer rasch installierten Wallet Bitcoins auf der Blockchain direkt an andere transferieren. Für internationale Transaktionen ist der finanzielle und zeitliche Aufwand – auch dank des Lightening-Netzwerkes – gering.
Ebenso ist Bitcoin als Recheneinheit gut. Zwar kostet bei einem Bitcoinpreis von 100.000 Dollar eine Pizza im Gegenwert von 20 Dollar 0,0002 Bitcoin. Das ist schwer zu merken und zu kommunizieren. Doch ist mit der Untereinheit Satoshi (1 Bitcoin = 100.000.000 Satoshis) der Preis ohne Kommastellen (20.000 Satoshis) leichter begreifbar zu machen. Bei einem weiteren Kursanstieg würde der Preis in Satoshis weiter fallen.
Doch ist Nakamotos Ziel, Bitcoin als führendes Geld zu etablieren, noch nicht erreicht. Während die Papierwährungen von fast allen gehalten werden, haben selbst in den USA nur 25 Prozent der Erwachsenen Bitcoin. In Deutschland sollen es nur 11 Prozent sein.
Der Anteil an den täglichen Transaktionen ist viel geringer. Immer noch wird überall mit Dollar oder Euro bezahlt, immer mehr auch elektronisch. Einkaufen in Bitcoin bleibt selbst bei passionierten Bitcoinern auf Einzelfälle beschränkt.
Wenn der Bitcoin bei Transaktionen keine wichtige Rolle spielt, dann hat er sich in den Köpfen der Menschen auch nicht als Recheneinheit festgesetzt. Die starken Schwankungen gegenüber Dollar oder Euro, die auch aus der geringen Liquidität des Bitcoin-Marktes resultieren, behindern die Rechenfunktion zusätzlich. Was muss passieren, damit Bitcoin Dollar und Euro als Geld aus dem Umlauf verdrängt?
Noch gilt das Prinzip des Greshamschen Gesetzes, nach dem im Zahlungsverkehr schlechtes Geld gutes Geld verdrängt, auch wenn es kein festes Austauschverhältnis zwischen Bitcoin und Dollar gibt. Denn solange ein Kursanstieg des Bitcoins erwartet wird, werden die Menschen lieber ihre Bitcoins horten als Bargeld und Bankeinlagen, die in der sich wieder beschleunigenden Inflation vor sich hinschmelzen.
Das umgekehrte Greshamsche Gesetz (Thiers Gesetz) – gutes Geld verdrängt schlechtes Geld aus dem Umlauf – hat aus zwei Gründen noch nicht eingesetzt. Erstens ist Bitcoin den Papierwährungen gesetzlich nicht gleichgestellt, so dass immer noch viele Menschen Abstand halten. So auch Starinvestor Warren Buffett, für den Bitcoin ein „Zocker-Token“ ohne intrinsischen Wert ist.
Zweitens ist Bitcoin in seiner Wertaufbewahrungsfunktion noch nicht so weit verbreitet, dass es ein ausreichend dichtes Netzwerk für einen reibungslosen Zahlungsverkehr geben würde. Viele können oder wollen Bitcoin noch nicht akzeptieren.
So bleibt der Ausblick für die Karriere von Bitcoin als Geld gemischt. Steigt unter Donald Trump die US-Staatsverschuldung weiter und drängen die klammen Eurostaaten die EZB wieder zu Staatsanleihekäufen, dann dürfte der Bitcoin – befeuert von immer neuen Kursrekorden – in den Köpfen der Menschen weiter an Bedeutung gewinnen. Je höher der Kaufkraftverlust des Papiergeldes, desto größer ist der Anreiz das Ersparte schnell in Bitcoin zu tauschen. Die Versuchung würde wachsen, gute Waren nur gegen den stabilen Bitcoin zu verkaufen.
Allerdings könnte Donald Trump mit entschlossen Deregulierungen und Ausgabenkürzungen die Staatsverschuldung der USA stabilisieren, damit der Weltleitwährungsstatus des Dollars nicht an das Gold und/oder den Bitcoin verloren geht. Denn immer mehr aufstrebende Volkswirtschaften wie China, Russland und Südafrika wenden sich vom Dollar als Weltreservewährung ab. Dann würde der Aufstieg des Bitcoins zum führenden Geld erst einmal unterbrochen, weil er bei der Tausch- und Rechenfunktion dem Dollar noch unterlegen ist.
Ein wichtiges Ziel hätte Nakamoto dennoch erreicht: Dem zügellosen Gelddrucken der schuldensüchtigen US-Regierungen wäre er erst einmal ein Ende gesetzt. Ungezügelte Staatsausgaben in anderen Teilen der Welt würden dem Bitcoin aber ausreichend Raum zum Überleben lassen. Käme die Schuldensucht in den USA zurück – wie das historisch immer wieder der Fall war – dann würde der Bitcoin seinen Aufstieg zum führenden – unpolitischen – Geld fortsetzen.
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