Chefvolkswirt
Das Euro-Drama
Die Parallelwährung als Lösungsweg

1. Einleitung

Jubel, Sekt und Feuerwerk: So wurde vor zehn Jahren zu Silvester die Einführung der Euro-Münzen und Scheine gefeiert. Europa wächst zusammen. Heute ist die Euro-Party einer Katerstimmung gewichen. Für 2013 wird für die Euro-Zone ein Rückgang des BIP um 0,3 Prozent prognostiziert (vgl. Eurostat, 2013). In Griechenland wird das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 20 Prozent unter dem Wert von 2008 liegen. Mehr noch: Die unterschiedlichen Krisenreaktionspfade in den Mitgliedsländern führen zu Schlagzeilen, die weniger die Gemeinsamkeiten als die Divergenzen betonen.

Dabei galt der Euro als ein weiterer Schritt zur Integration. Wie kommt es, dass ausgerechnet das Einigungsprojekt Währungsunion zu einer Entfremdung zwischen den Völkern beiträgt? Und gibt es einen Weg zwischen Austritt und Deflationszenario? Dieser Beitrag setzt sich mit den Vorschlägen für eine Parallelwährung auseinander, die in einzelnen Mitgliedsstaaten neben dem Euro die Einführung einer weiteren Währung vorsehen.

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Die Parallelwährung als Lösungsweg
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Gastbeitrag
Bertelsmann-Prognos-Studie kann negative Folgen einer Rückkehr zur D-Mark nicht belegen

Ende April erschien eine von Prognos erstellte Studie[1] mit dem Titel „Wirtschaftliche Vorteile der Euro-Mitgliedschaft für Deutschland“. Demnach profitiere Deutschland „in erheblichem Maße“ vom Euro, selbst wenn bis zu 60% der Forderungen gegenüber den vier südeuropäischen Krisenländern Griechenland, Portugal, Spanien und Italien abgeschrieben werden müssten. „Eine Rückkehr zur D-Mark würde erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Die Deutschen würden Einkommen und Arbeitsplätze verlieren“, heißt es dazu in einer Presseerklärung. Im Einzelnen wird ein langfristig um 0,5 Prozentpunkte niedrigeres Wachstum des BIP prognostiziert, verbunden mit dem Verlust von 200.000 Arbeitsplätzen. Dagegen ergebe sich bei Beibehaltung des Euro ein „Gewinn“ von fast 1,2 Billionen Euro (aufaddiert für die Jahre 2013 bis 2025). Werde dieser Betrag auf alle Bundesbürger verteilt, so heißt es weiter, ergebe dies für den Fall eines Euroaustritts „einen kumulierten Einkommensverlust von 14.000 Euro pro Bundesbürger“.[2] Und weiter: „Verließe Deutschland den Euro, würde die Währungsunion mit hoher Wahrscheinlichkeit vollständig zusammenbrechen. Die Folgen wären unkalkulierbar.“[3]

Gastbeitrag
Bertelsmann-Prognos-Studie kann negative Folgen einer Rückkehr zur D-Mark nicht belegen“
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Preisgarantien durch Zentralbanken – Das süße Gift von Zinsober- und Wechselkursuntergrenzen

Nachdem der Präsident der EZB, Mario Draghi, jüngst geäußert hatte, er wolle alles tun, um den Euro zu retten, wird nun laut über „offizielle“ Zins(spread)obergrenzen in der Eurozone nachgedacht. Erreichen die Zinsen eines Mitgliedslandes ein bestimmtes Niveau, etwa sechs Prozent[1], so soll die EZB dessen Anleihen unbegrenzt kaufen, um einen weiteren Kursverfall bzw. den damit verbundenen Zinsanstieg zu vermeiden.

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Euro: 12 Lehren aus der Geschichte – Was hätte man lernen können?

Die aktuellen Entwicklungen rund um den Euro und seine kontrovers eingeschätzten Perspektiven legen es nahe, wieder einmal in die Geschichte zu blicken und dort Erhellung zu suchen.

Hintergrund

Noch vor der Entscheidung über die konkrete Zusammensetzung der Europäischen Währungsunion und noch vor der Konkretisierung vieler Elemente der gemeinsamen Geldordnung war es sehr aufschlussreich, historische Währungsunion zu analysieren und daraus Lehren für das beabsichtigte Euro-Projekt abzuleiten. Dies tat ich 1992 (publiziert als: EINE gemeinsame Währung für Europa. 12 Lehren aus der Geschichte, Innsbruck, unveränderter Nachdruck 2011). Hier sollen nun nicht die analysierten Unionen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgestellt werden,  sondern die Lehren für den Euro, die ich vor zwanzig Jahren daraus gezogen habe. Das Interesse bestand damals in Antworten auf die Fragen, ob aus dem Vergangenen für die Einschätzung der Perspektiven und vor allem für die Ausgestaltung der Euro-Währungsunion etwas gelernt werden könne.

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Die Währungsunion verlangt nicht eine gemeinsame Finanzpolitik, sondern wirksame gemeinsame Haushaltsregeln

Nachdem der Europäische Rat im Dezember 1989 die Europäische Währungsunion im Grundsatz vereinbart hatte, begann in der Regierungskonferenz ein längeres Tauziehen über die zukünftige Ausgestaltung der Europäischen Zentralbank. Der französische Staatspräsident Mitterand und sein Finanzminister Bérégévoy sträubten sich gegen die deutsche Konzeption einer Europäischen Zentralbank, die so unabhängig wie die Deutsche Bundesbank sein sollte. Auch der sogenannte Stabilitäts- und Wachstumspakt wurde 1996 vom französischen Präsidenten Jacques Chirac nur widerwillig akzeptiert. Heute wissen wir, dass die französische Politik nur vorübergehend zurückwich – getreu der Devise des „reculer pour mieux sauter“ (man geht ein paar Schritte zurück, um besser springen zu können).

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Gastbeitrag:
Option Nord-EURO

Einer Emnid-Umfrage zufolge wünschen sich 50 % der Bundesbürger die alte Deutsche Mark zurück. Wie realistisch ist ein deutscher Ausstieg aus der Währungsunion und die Einführung einer Neuen Deutschen Mark (NDM)? Die Geschichte gescheiterter Währungsunionen (Skandinavische Münzunion 1872; Kronenzone 1918) weist auf die Gefahren eines Zerfalls der politischen Union hin. Mit einem Austritt Deutschlands wäre ein Austrittswettlauf weiterer Länder wahrscheinlich. Der deutsch-französische Motor der europäischen Integration würde auseinander brechen. Selbst die Errungenschaften des freien Binnenmarktes ständen durch Handelssanktionen infrage.

Gastbeitrag:
Option Nord-EURO“
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Frau Merkels Keuschheit ist nicht unsere

Der heilige Augustinus von dem der wundervolle Stoßseufzer stammt: „Herr gib mir Keuschheit, doch nicht gleich!“ war keineswegs ein „seltsamer Heiliger“. Er kannte sich nur mit dem Wechselspiel von Tugend, Selbstbindung und Versuchung aus. Wie allen Gebildeten der Antike kannte er den Mythos von Odysseus, der seine eigene Schwäche voraussieht und sich an den Mast binden lässt, um künftigen Versuchungen widerstehen zu können. Doch Augustinus wollte sich nicht sogleich, sondern lieber erst später binden. Unsere Politik hält es ähnlich mit der finanziellen Keuschheit. Unsere letzte Regierung und Parlamentsmehrheit haben die verfassungsmäßige Forderung nach in Zukunft ausgeglichenen Haushalten beschlossen. In Deutschland scheint diese Maßnahme bereits als ein Disziplinierungsmittel auf die jetzige Haushaltspolitik zu wirken. Der Haushalt – und nicht nur die Haushälterin – nimmt sozusagen schon einmal ab, damit sie künftig besser in den Keuschheitsgürtel passt.

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…, nichts dazu gelernt …
Transferpolitischer Irrsinn in Europa

Die Europäische Währungsunion ist weiter in schwerer See. Das havarierte Griechenland, Irland und Portugal haben sich unter den milliardenschweren Rettungsschirm geflüchtet. Das politisch zerrissene Belgien, das ökonomisch verkrustete Spanien und das notorisch finanziell klamme Italien könnten bald folgen. Weiten sich die Staatsschuldenkrisen aus, stellt sich über kurz oder lang die Frage: Wer rettet die Retter? Die Bürger der Retter zeigen ihren Regierungen in Wahlen immer öfter die gelbe Karte. Das lässt auch die Bürokraten in Brüssel an ihrer Fahrrad-Theorie zweifeln. Der Euro entwickelt sich immer mehr zum Sprengsatz für die Integration in Europa.

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Ist die Währungsunion zu retten?
Kernelemente für einen anreizeffizienten Krisenmechanismus

Kann der Europäische Stabilitätsmechanismus Schuldenkrisen wie die in Griechenland und Portugal künftig verhindern? Eindeutig nicht, denn private Investoren profitieren nach wie vor von den hohen Zinsen der notleidenden Staatsschuldtitel – angemessen an den Ausfallrisiken beteiligt sind sie hingegen nicht. Wie sollte ein besserer Krisenmechanismus aussehen, der den betroffenen Ländern, den privaten Gläubigern und den Garantieländern der Euro-Zone einen Anreiz bietet, die Schuldenkrisen zu überwinden, und der geeignet ist, die Währungsunion vor dem Zerfall zu retten?

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Kernelemente für einen anreizeffizienten Krisenmechanismus
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Transferökonomik einer Währungsunion
Was können wir von der amerikanischen Währungsunion lernen?

„Nicht die einheitliche Währung ist das Vordringlichste, die Stabilität unserer Währungen ist es.“ (Helmut Schlesinger)

In der Europäischen Währungsunion (EWU) geht es seit über einem Jahr drunter und drüber. Nach Griechenland und Irland ist nun auch Portugal unter den Rettungsschirm geschlüpft. Dem politisch unregierbaren Belgien, dem wirtschaftlich angeschlagenen Spanien und dem notorisch klammen Italien droht ebenfalls der Gang nach Brüssel. Die europäischen Finanzinstitute, die in Europa die staatlichen Schulden primär überregional finanzieren, verbreiten das Virus der finanziellen Ansteckung. Der EWU droht ein Dominoeffekt, Deutschland eine saftige Rechnung, dem Euro weitere Krisen. Ein Blick über den großen Teich zeigt: Die Finanzkrise der amerikanischen Bundesstaaten ist nicht minder prekär. Nicht nur Kalifornien, auch Michigan, Illinois und Nevada steht das Wasser bis zum Hals. Dennoch sind Ansteckungsgefahren und Dominoeffekte kein Thema. Obwohl die Defizit- und Schuldenquoten in den USA höher als in der EWU liegen, ist von einer Krise des Dollar keine Rede.

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