Die Krise
Die Kreditkrise zieht immer weitere Kreise. Nach Zahlungsausfällen in den US-Märkten für Hypothekarkredite mit geringer Bonität („Subprime“) und den anhängenden Kredit-Derivativmärkten werden Investoren zusehends misstrauischer gegenüber Kreditprodukten aller Art. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel in steigenden Abständen zwischen den Renditen risikobehafteter und risikoloser Anleihen.
Nun geht die Sorge um, das volkswirtschaftliche Kreditangebot könnte – nach Jahren des fulminanten Wachstums – ins Stocken geraten („Kreditklemme“) und die Finanzierung von Konsum- und Investitionen erschweren. Dies wiederum würde die Volkswirtschaften in die Rezession stürzen. Oder es könnte sogar noch schlimmer kommen.
So könnten krisenbedingte Eigenkapitalverluste (weitere) Bankenpleiten heraufbeschwören. Das Vertrauen der breiten Bevölkerung in die Solidität des Finanzapparates würde erschüttert. Eine deflationäre Abwärtsspirale könnte in Gang kommen, ähnlich derjenigen, die Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu beobachten war.
Für die öffentliche Mehrheitsmeinung scheint es derzeit nur ein richtiges Mittel zu geben, um auf die Kreditkrise zu reagieren: Die Zentralbanken müssen die Zinsen senken – so wie es die US-Notenbank bereits getan hat. Doch ist das wirklich die Lösung des Problems? Oder würde das nicht die Saat für die nächste, vielleicht noch größere Krise sähen?
Die Ursache
Der Verdacht ist schwerlich zu entkräften, dass die staatlichen Zentralbanken durch ihr exzessives Ausweiten von Kredit- und Geldmengen im Zuge ihrer „Ultra-Niedrigzinspolitik“ einen unheilvollen „Kreditboom“ angezettelt haben, der nun geplatzt ist.
Die viel beklagte „Kreditspekulation“ und das „Vernachlässigen von Risiko“ – von Gegnern des Kapitalismus immer wieder politisch instrumentalisiert – scheinen lediglich Symptome, nicht aber die Ursache(n) der Krise zu sein.
Vielmehr hat das staatliche Geldangebotsmonopol versagt. Durch das notorische Ausweiten der Papiergeldmenge produziert es eine Abfolge von Finanzkrisen, die mittlerweile das Potenzial haben, sich in eine ernste Wirtschaftskrise auszuwachsen.
Doch die Zentralbanken werden öffentlich meist als „Retter in der Krise“ gesehen; die Sehweise, dass es sie sind, die die unheilvollen Krisen verursachen, ist nur wenig verbreitet. Eine Rückkehr zu einem freien Marktgeld („Privatisierung des Geldsystems“) als Lösung der Krise ist daher derzeit nicht absehbar.
Die Konsequenz
Eine Geldpolitik, die durch zuviel Kredit und Geld Krisen in Gang setzt, auf die sie dann mit einem noch stärkeren Ausweiten der Kredit- und Geldmengen reagiert, führt letztlich zur völligen Zerstörung des Geldes durch Inflation.
Zwar mag kurzfristig der Konjunkturabschwung – also der Prozess, der aufgebaute Ungleichgewichte bereinigt – durch noch billige Kredite gestoppt und in einen Aufschwung verwandelt werden, doch dies wohl nur zum Preis einer künftig noch größeren Krise.
Denn die Missallokation, provoziert durch das inflationäre Ausweiten der Papiergeldmenge, verschärft sich, lenkt immer mehr knappes Kapital in fragwürdige Verwendungsrichtungen und verteuert die unausweichliche Bereinigungskrise.
Was aber, wenn selbst Zinssenkungen die Bankkreditvergabe nicht mehr anheizen, durch die die Geldmenge erhöht wird – weil Banken keine Kredite mehr verleihen wollen und/oder können?
Es wäre zu befürchten, dass die Zentralbanken dann zu „außergewöhnlichen Maßnahmen“ greifen würden; etwa könnten sie den Banken faule Kredite abkaufen und auf diesem Wege die Geldmenge erhöhen.
Eine solche Reaktion ist nicht auszuschließen, wenn die Geldpolitiker der Inflationsbekämpfung keinen Vorrang mehr einräumen. Die Kreditpyramide, die die Geldpolitiken in den letzten Jahren errichtet haben, bedarf immer mehr Kredit und Geld, damit sie nicht kippt; und bevor die Kreditpyramide kippt, wäre man da nicht eher bereit, die Inflation aus dem Ruder laufen zu lassen?
Immer mehr Kredit und Geld können die Krise aber allenfalls vertagen, keinesfalls aber lösen. Ludwig von Mises (1881 – 1973) schrieb hierzu: „Doch endlos hätte man den Aufschwung der Konjunktur durch Festhalten an der Kreditausweitung nicht verlängern können. Früher oder später muss es zum Zusammenbruch des durch die Kreditausweitung ausgelösten Aufschwungs kommen, und der Anpassungsprozess, den man Niedergang der Konjunktur nennt, wird umso schmerzlicher sein und umso mehr Zeit beanspruchen, je länger die Kreditausweitung fortgesetzt worden war und je größer der durch sie bewirkten Kapitalfehlleitung gewesen ist.“ (Mises, L. v. (1996); Human Action, 4. Aufl., S. 555 (eigene Übersetzung).)
Die Zeichen
Die Preise für Gold und Silber sind in den jüngsten Jahren – um genauer zu sein: seit die Zentralbank die Geldschleusen im Zuge des geplatzten „New Economy“-Hypes geöffnet haben – massiv angestiegen. Bekanntlich ist das Gold – aber auch das Silber – über viele Jahrhunderte und viele Kulturkreise hinweg das ultimative, frei gewählte Zahlungsmittel.
Mit dem mutwilligen Beenden der letzten Überbleibsel des Goldstandards im August 1971 entstand ein entfesseltes, staatlich kontrolliertes Papiergeldsystem. Für Milton Friedman (1912 – 2006) was es der Beginn eines geschichtlich beispiellosen Geldsystems, „(…) ein System, in dem alle wichtigen Währungen der Welt direkt oder indirekt mit einem nicht einlösbaren Papiergeldstandard operieren (…). Die Ergebnisse dieser Entwicklungen liegen im Ungewissen.“ (Milton Friedman (1992), Geld regiert die Welt, S. 253.)
Die Zeichen scheinen nun auf Inflation zu stehen – so zumindest legen die Preisentwicklungen der ultimativen Zahlungsmittel nahe. Investoren sehen in Gold und Silber eine Absicherung gegen die willkürliche Hoheit der Zentralbanken über die Geldmenge.
Auch das Verhältnis von Gold- zu Silberpreis (in US-Dollar pro Feinunze) engt sich seit etwa Anfang des 21. Jahrhunderts wieder ein – wie schon gegen Ende der 50er bzw. Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts könnte das ein weitere Indiz sein für künftig hohe Inflation.
- Kurz kommentiert
Verbietet den Zentralbanken, Aktien zu kaufen - 12. September 2016 - Auf dem Weg in eine Welt ohne Renditen - 19. Juli 2016
- Frieden braucht Eigentum - 28. Mai 2016
Entschuldigung Herr Polleit,
Wie können Sie in ihrer Graphik einen Zusammenhang zwischen Silber/Goldpreis und CPI sehen? Da gibt es nämlich genau den selben Zusammenhang wie zwischen Geldmenge und CPI – gar keinen!! In der Geldmenge M3 befinden sich nur Zahlungsmittel, also Geld das sofort für den Konsum verwendet werden könnte, sondern M3 wird auch als Wertspeicher verwendet – und gerade in diesen Zeiten könnte dies von Vorteil sein einen gewissen Teil seines Vermögens in „cash“ zu halten. Also die 11,3 % haben keinen Einfluss auf die Inflation 3,3% haben. Dafür Verantwortlich sind zum Großen Teil Steuererhöhungen, Agrarpreise und Rohstoffpreise und keine übermäßige Geldmengenausweitung.
Und neben der Preisstabilität ist die Notenbank auch noch dafür verantwortlich, dass der Laden läuft – also dass das Bankensystem nicht kollabiert. Und zu Recht achten die globalen Notebanken darauf mehr und nehmen lieber einen Prozentpunkt mehr CPI in Kauf, als den Vertrauensverlust, bzw. Kollabs einer Bank.
Der „Ober-Guru“ David Morgang hat sich mal wieder geäußert und meinte:
Die prozentualen Gewinne von Silber und der mit Silber verbundenen Anlagen wird in die Finanzgeschichte eingehen, genau wie der „Silver Corner“ der Hunt Brüder 1980!
Dieser Kaufrausch wird den Preis weitaus höher treiben als sich einige Leute derzeit vorstellen mögen, da es mehr „arme“ als reiche Menschen und es weitaus weniger Silber als Gold in Anlageform gibt.
Das läst „hoffen“ für den Edelmetallsektor…
Sehr interessanter Artikel. Ich werde öfters mal vorbei schauen.