Nicht erst seit Jean-Jacques Rousseaus „Diskurs über die Ungleichheit“ (1755) träumt die Menschheit von einer Aufhebung der Klassen und Schichten. Egalité, Gleichheit, gehört zum Grundbestand jener Ziele, die gleichermaßen von der französischen Revolution und von der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung ins Zentrum gestellt wurden. Kein Wunder, dass wachsende Ungleichheit die Menschen beunruhigt, bedeutet es doch eine große Kränkung, sollte sich herausstellen, dass allein die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht den Hebel der Einkommensmaximierung definiert und dass alle wohlfahrtsstaatlichen Anstrengungen der letzten eineinhalb Jahrhunderte die Menschen die Gesellschaften nicht mobiler gemacht haben.
Dafür gibt es Indizien diesseits und jenseits des Atlantiks, aber jeweils in signifikant unterschiedlicher Ausprägung. In Deutschland sind die alten Mittelschichten nach wie vor stabil, sie konnten ihre soziale Stellung teilweise sogar mit allen Insidermitteln weiter zementieren. Dagegen wird hierzulande der Zugang zu dieser Klasse für nachrückende Generationen immer schwieriger. In Amerika sind dagegen auch die alten Mittelschichten in Gefahr geraten und nicht mehr per se in der Lage, Einkommen und sozialen Status zu halten. Entsprechend dieser unterschiedlichen Ausgangslage müssen auch die Politikempfehlungen unterschiedlich ausfallen: Während es für Amerika geraten sein kann, die sozialen Folgen der steigenden Ungleichheit durch verstärkte Bildungsanstrengungen sozial abzufedern, muss es in Deutschland vor allem darum gehen, den Zugang zur gesellschaftlichen Mitte zu erleichtern und Privilegien zu schleifen.
In zwei stark beachteten Reden in den vergangenen Wochen stellt der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke fest: Im Lauf der letzten drei Dekaden haben sich die Einkommensgewinne der Menschen ziemlich unterschiedlich entwickelt. Während die Mittelschichten gut 10 Prozent mehr haben, wurde das oberste Zehntel der Bevölkerung um 34 Prozent reicher. Die Löhne der untersten zehn Prozent der Sozialpyramide wuchsen dagegen lediglich um magere vier Prozent. Das ist unterdessen sozial beunruhigend, handelt es sich bei den Mittelschichten doch nach einem berühmten Wort Bill Clintons immerhin um „jene breiten Massen, die in unserem Land die Kinder groß ziehen, die Arbeit machen, die Steuern zahlen und sich an die Regeln halten“.
Wie konnte es so weit kommen? In der populären Literatur wuchern die Mutmaßungen. Von einem „Krieg gegen die Mittelschichten“ spricht der amerikanische Wirtschaftsjournalist Lou Dobbs („War on the Middle Class“, Washington 2006). Danach haben sich Großindustrie, Regierung und Interessengruppen gemeinsam verschworen gegen die amerikanische Mittelschicht. Mittels Lohndrückerei, Handelsliberalisierung, Outsourcing und einer Lockerung der Einwanderungsbeschränkungen machen sie ihre Profite – auf dem Rücken der rechtschaffenen Bürger.
Solche Verschwörungstheorien sind verführerisch, knüpfen sie doch an den realen Abstiegsängsten der Menschen an. Fed-Chef Bernanke begibt sich natürlich nicht auf das Niveau dieser Diskussion. Doch auch er fahndet nach Kandidaten, welche die wachsende Ungleichheit verantworten können. Auf Platz Eins der möglichen Ungleichmacher steht der technische Fortschritt. Um nämlich an den technischen Entwicklungen partizipieren zu können, bedarf es menschlicher Fähigkeiten, die nur durch immer mehr Bildung und einen guten Riecher für die eigenen Karrierechancen erworben werden. Das erklärt die wachsende Ungleichheit zwischen den Unter- und den Mittelschichten. Unternehmen, die überdurchschnittlich viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben, neigen dazu, auch besonders gut ausgebildete und deswegen überdurchschnittlich produktive Facharbeiter und Ingenieure einzustellen und sie überdurchschnittlich gut zu bezahlen. Die weniger gut geschulten Arbeitnehmer verlieren; die Einkommensdifferenz nimmt zu.
Doch warum steigen die Gehälter der gut ausgebildeten Mittelschichten weniger stark als die Einkommen der Unternehmensbosse? Haben die Vorstände die besseren Doktorarbeiten geschrieben, die schlaueren Erfindungen gemacht oder die Bilanzierungsregeln der Unternehmen revolutioniert? Wohl kaum. Den technischen Fortschritt haben auch die Top-Manager nicht so viel besser genutzt, dass dies den überdurchschnittlichen Zuwachs ihrer Einkommen rechtfertigte. Während die gigantischen Gagen der Superstars im Show- und Sportgeschäft sich zur Legitimation zumindest auf einen mit DVD, Internet und Merchandising global erweiterten Markt berufen können, fehlt den Arbeitsmärkten der Wirtschaftsführer ein vergleichbarer Verstärker, der den Gehaltssprung plausibel werden ließe. Es bleibt der Verdacht, dass die Erpressungsmacht der Manager gegenüber Aktionären oder Eigentümerfamilien einen monopolistischen Zugewinn generiert. (Lucian Bebchuk/Jesse Fried: Pay without Performance: The Unfulfilled Promise of Executive Compensation. Harvard University Press 2004).
Lange Zeit galt es außerhalb linksintellektueller Zirkel als verpönt, auch nur darüber nachzudenken, ob denn auch die die Globalisierung etwas zur Schwächung der Mittelschichten beigetragen haben könnte. Denn das Dogma heißt, simpel formuliert: Von der internationalen Arbeitsteilung profitieren alle. Sorgen machen müssen sich nur jene Arbeitnehmer, deren Einkommen bislang dem Wettbewerb entzogen oder protektionistisch – etwa durch gewerkschaftliche Closed Shops – geschützt waren. Doch neuerdings denken auch Ökonomen, die nicht eindeutig der Linken zuzurechnen sind, darüber nach, inwiefern Globalisierung und Freihandel die Arbeitsplätze der Mittelschicht bedrohen. „Die Mittelschicht in den Industrienationen spürt inzwischen den Druck der Globalisierung ganz beträchtlich“, sagt Dani Rodrik, Harvard-Ökonom und Autor des viel beachteten Bestsellers „Has Globalization Gone Too Far“. Früher, so argumentieren der neuen Globalisierungstheorie, beruhte die internationale Arbeitsteilung auf einer horizontalen Aufteilung der Weltproduktionsstandorte. Die Portugiesen machen am besten Wein, die Engländer stellen Kleidung her – gemäß der klassischen Vorgabe David Ricardos. Seit Transportwege kein Problem mehr sind, lässt sich die Fertigung aber auch vertikal aufteilen. Die einen machen die Chips, die anderen das Gehäuse, wieder andere das Marketing. Jeder dieser Tätigkeiten kann an einem anderen Ort des Globus stattfinden. Und irgendwo wird das ganze dann zusammen geschraubt. Die Wertschöpfungskette ist rund um die Welt verteilt (Suzanne Berger: How we compete. What Companies around the World are doing to make it in today`s Global Economy. MIT-Press Cambridge/Mass. 2006). Prinzipiell alle Fertigungsanteile eines Produkts können in das Kalkül von Offshoring und Outsourcing einbezogen werden, alle Fertigungsanteile sind ist unter den Bedingungen der Globalisierung handelbar. Der Genfer Ökonom Richard Baldwin spricht von der „zweiten großen Entflechtung“, „second great unbundling“.
Diese globale Entflechtung des Fertigungsprozesses bedroht vor allem die Mittelschichten. Denn es sind ihre Tätigkeiten, die jetzt plötzlich zur betriebswirtschaftlichen Verhandlungsmasse werden. Der Friseur oder das Bedienungspersonal im Restaurant lassen sich schlecht outsourcen. Der Bauzeichner und Statiker kann auch in Krakau oder Delhi rechnen. Wo Transportzeit und –kosten nicht mehr erheblich ins Gewicht fallen, kommen die Einkommen der Mittelschichten in den entwickelten Staaten unter Druck.
Diese Entwicklung beunruhigt. Schon stellen Leute wie Rodrik den Liberalisierungsprozess als Ganzen in Frage: „Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob ein Modell der Globalisierung, das nahezu ausschließlich auf den Abbau von Handelsbarrieren setzt, dauerhaft tragbar ist“, fragt der Harvard-Ökonom (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 4. März 2007). Rodriks Frage ist zweideutig gestellt. Eine akzeptable Deutung liefe auf die Aufforderung hinaus, nicht nur die Märkte zu öffnen, sondern auch die Folgen der Marktöffnung politisch in den Blick zu nehmen: durch eine vor allem Bildung intensivierende neue Sozialpolitik, wie sie derzeit in den Vereinigten Staaten viele fordern. Doch der Satz schrammt gefährlich heran die Aufforderung, es mit der Liberalisierung nicht zu übertreiben und etwa Outsourcing dann zu unterlassen oder gar zu verbieten, wenn die Produktion verlagert wird an einen Ort, wo auch Kinder arbeiten. Diese protektionistische Konsequenz geht zumindest aus liberaler Perspektive zu weit: Sie nützt mittelfristig weder den scheinbar schutzbedürftigen Mittelschichten der entwickelten Länder, noch gibt sie den Menschen in den Schwellenländern Aufstiegschancen.
Im Vergleich zu den Gefährdungen der Mittelschichten in den Vereinigten Staaten leben die Deutschen immer noch auf einer Insel der Seligen. Es geht ihr so gut wie noch nie in der Geschichte. „Die Mittelschicht rutscht keineswegs ab“, sagt Gerd G.Wagner, Direktor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Wagner hat das wohl beste empirische Datenmaterial zur Verfügung über die ökonomische und soziale Lage der Deutschen und über die Verteilung der Einkommen. Danach ist klar: Teilt man die Menschen in fünf Bevölkerungsschichten ein (Quintile), so entfällt auf die mittlere Gruppe seit Jahren ein konstanter Einkommensanteil von 18 Prozent. Mehr noch: Das Niveaus der Einkommensungleichheit in Deutschland liegt nicht nur signifikant unter dem OECD-Durchschnitt, die Einkommensungleichheit innerhalb der Mittelschicht ist hierzulande zuletzt sogar zurückgegangen, wie der Ifo-Forscher Martin Werding in einer Studie für die Herbert-Quandt-Stiftung („Die Zukunft der gesellschaftlichen Mitte in Deutschland“, erscheint Mitte April) ermittelt hat.
Könnte es sein, dass gerade die historisch unvergleichbare Erfolgsgeschichte der deutschen Mittelschichten verantwortlich ist für den heutigen Katzenjammer, der auch die deutschen Bürger ergriffen hat? Werding hat Sympathien für diesen Gedanken uns spricht von einer „gewissen Erstarrung der Mitte“. Nach all den Jahren des beschleunigten Aufstiegs wird offenbar die Verlangsamung des Tempos schon als Niedergang erlebt.
Tatsächlich funktionieren die Aufstiegsgeschichten heute aber nicht mehr so wie früher, stellt Werding fest. Die Erfahrung, dass höhere Bildung fraglos einen sicheren Arbeitsplatz garantiert – Grundüberzeugung der Nachkriegsgeneration -, verliert an Überzeugungskraft. Schlagend für diese Vermutung sind die Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, welche unterschiedliche Nachkriegsjahrgänge machen mussten. Besonders hart hat es jene um 1960 geborene Gruppe getroffen. Der Aufstieg in die Mittelschicht schützte sie nicht davor, den Job zu verlieren, ein Schicksal, welches sie teilweise sogar häufiger erlitten als der gesellschaftliche Durchschnitt.
Auch eine erfolgreiche Schulbildung führt nicht mehr automatisch in die Mitte. „Der Glaube an die sozialen Aufstiegschancen ist in Deutschland zu gering“, sagt Renate Köcher. Tatsächlich tut sich seit geraumer Zeit eine Kluft auf zwischen Studienanfängern und Absolventen. Während sich die Anfängerquote zwischen Mitte der 70er Jahre und Mitte der 90er Jahre verdoppelte, stagniert die Zahl jener, die ein Examen machen, bei ungefähr 9 Prozent eines Jahrgangs. Der Bildungsgewinn durch den Zuwachs der Abiturienten versickert. Diese Erfahrungen können für den Ökonomen Werding zumindest in Teilen das Paradox auflösen, warum es der Mitte heute so gut geht wie noch nie und sie doch zugleich überaus unglücklich ist. Denn für die nachrückende Generation („Generation Praktikum“) wird der Zugang zur Mitte schwieriger, weswegen Eltern sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen. Zugleich schrumpfen die Einkommensdifferenzen nach unten, was den Status der Mitte bedroht, während zumindest subjektiv der Abstand nach oben („die Boni und Aktienoptionen der Reichen“) größer wird.
Daraus folgt: Nicht die Mittelschichten sind bedroht. Im Gegenteil: Die Mittelschichten sind stabil, aber der Zugang zu ihnen wird immer schwerer. Werding spricht von einer „Auflösungserscheinung an den Rändern“. Das hat Folgen für die soziale Mobilität. „Junge Menschen sehen sich einer Erosion der relativen Löhne auf allen Qualifikationsebenen gegenüber“, schreibt der Altmeister der europäischen Sozialstaatsforschung Gosta Esping Anderson (Families, Government and the Distribution of Skills. Beitrag für eine Konferenz „Reinventing the Welfare State, Den Haag 27./28. April 2008). Das erklärt auch, warum in vielen Umfragen die Angst der Menschen sich vor allem auf die Zukunftsaussichten der Kinder bezieht. Auf die Frage nach den Perspektiven derjenigen, die heute im Kindesalter sind, antworten nach einer gerade veröffentlichten Umfrage der Beratergruppe für Europäische Politik der Europäischen Union nur 17 Prozent, dass diese Altersgruppe es leichter haben werde als sie selbst. Fast zwei Drittel – 64 Prozent – sind hingegen der Ansicht, dass es die junge Generation schwerer haben werde als sie selbst.
Die Konsequenz aus den Ergebnissen der neuen Mittelschichtenforschung ist aufregend: Wenn es stimmt, dass die Lage der Mittelschichten – anders als die Abstiegsängste glauben machen wollen – stabil, der Zugang zu diesen Schichten aber immer schwieriger ist, dann geht es hierzulande gerade nicht darum, die sozialen Absicherungen dieser Schicht zu zementieren. Im Gegenteil: Der Zugang zur gesellschaftlichen Mitte muss erleichtert werden, was nur denkbar ist, wenn die Privilegien der Mittelschichten gelockert werden. Der Bestandsschutz, den Normalarbeitsverhältnisse hierzulande immer noch genießen (kartellierte Tariflöhne, Kündigungsschutz etc), muss also gerade gelockert werden, um die Mittelschichten zukunftstauglich zu machen. Das ganze Inventar der von liberalen Ökonomen vorgeschlagenen Instrumente zur Liberalisierung der Arbeitsmärkte und zur Privatisierung der Sozialvorsorge kann hier zum Einsatz kommen. Eine größere soziale Durchlässigkeit wird also zwangsläufig steigende (und nicht fallende) Risiken für diejenigen mitbringen, sie sich unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen zum inneren Kreis der gesellschaftlichen Mitte zählen.
- Ordnungspolitische Denker heute (3)
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Ungleichheit und Gerechtigkeit: Was hat das miteinander zu tun? - 2. August 2013
Eine sehr statische Sichtweise der Mittelschicht. Die amerikanische Mittelschicht verschwindet, weil sie zur Oberschicht wird. Hier sehr schön nachzulesen: http://www.prospect.org/web/page.ww?section=root&name=ViewWeb&articleId=11943
Bauzeichner und Statiker besitzen in aller Regel auch die Qualifikation und Flexibilität andere Beschäftigungen anzunehmen. Die amerikanische Outsourcing-Welle hat letzlich zu Netto-Arbeitsplatzgewinnen geführt. Sehr schön hierzu Danaiel Drezners The Outsourcing Bogeyman: http://www.foreignaffairs.org/20040501faessay83301/daniel-w-drezner/the-outsourcing-bogeyman.html?mode=print
Der für mich wichtigste Aspekt, warum sich in Deutschland die Mittelschicht zu Recht Sorgen machen muss, ist das Ausmaß der für sie negativen staatlichen Umverteilung. Ein arbeitsloses Hartz IV-Pärchen mit zwei Kindern erhält zwischen 1.500 und 1.700 Euro vom Staat, zusätzlich sind alle gesetzlich krankenversichert. Der positive Transfersaldo für diese Familie liegt somit bei über 2.000 Euro. Dem gegenüber sieht die Bilanz für ein Pärchen mit zwei Kindern, wo nur der Mann arbeitet, 4000 Euro im Monat verdient, so aus: Lohnsteuer: 536,33 Euro, Solidaritätszuschlag: 15,35 Euro, Krankenversicherung: 281,44 Euro, Pflegeversicherung: 30,28 Euro, Rentenversicherung: 398,00 Euro, Arbeitslosenversicherung: 84,00 Euro, Netto-Arbeitslohn: 2.654,59 Euro. Unter Einbeziehung des Arbeitgeberanteils beträgt der NEGATIVE Transfersaldo 2.145,41 Euro. Während die eine Familie 2.145,41 Euro in den staatlichen Umverteilungstopf werfen muss, bekommt die andere Familie über 2.000 Euro. Der Transfersaldo zwischen beiden Familien beläuft sich auf über 4.000 Euro, während die Netto-Einkommensdifferenz in dem gewählten Beispiel gerade 1.000 Euro beträgt. Das Spiel wird in diesem Land weiter getrieben, wenn erwachsene Kinder selbst ohne Arbeit sind. Die Kinder von Pärchen mit positiven Transfersaldo bekommen Staatsknete, während die Pärchen, die ohnehin diesen „Sozialstaat“ stützen, für den Unterhalt ihrer Kinder selbst aufkommen müssen. Das Problem ist, dass die Mittelschichten in diesem Land mittlerweile zu klein sind, als dass sie sich gegen diese gesellschaftlich akzeptierte Ausplünderung noch wehren könnten!
In der Tat, und das hat auch Stefan Blankertz sehr schön herausgearbeitet, stehen wir vor einem neuen Klassenkampf: Etatistische Ausbeuterklassen vs. Ausgebeutete!
http://manifest.freiheitsfabrik.de/3Etatismustheorie.pdf
Kann mir jemand die Stastitik erklären? Laut Hr. Hank passiert folgendes in Deutschland gleichzeitig:
– die Mittelschicht ist stabil: „Die Mittelschicht rutscht keineswegs ab“
– der Zugang zur Mittelschicht wird schwerer: „Denn für die nachrückende Generation („Generation Praktikum“) wird der Zugang zur Mitte schwieriger“
Wenn aber immer weniger Leute Zugang zur Mittelschicht finden, muss diese doch automatisch abrutschen, da ja mindestens aufgrund von Todesfällen automatisch einige aus dieser Gruppe ausscheiden.
– „die Einkommensungleichheit innerhalb der Mittelschicht ist hierzulande zuletzt sogar zurückgegangen“
– „Zugleich schrumpfen die Einkommensdifferenzen nach unten, was den Status der Mitte bedroht, während zumindest subjektiv der Abstand nach oben („die Boni und Aktienoptionen der Reichen“) größer wird.“
Selbst wenn man letzteres nur als subjektiv und falsch bewertet, wird ersteres als objektiv festgestellt: Die Einkommensdifferenzen nach unten schrumpfen. Wenn gleichzeitig aber die Einkommenungleichheit innerhalb der Mittelschickt zurückgeht, kann dies nur auf zwei Wegen erfolgen:
a) Unter- und Mittelschicht werden insgesamt reicher, was Hank aber eben nicht behauptet (jedenfalls nicht für die Unterschicht) oder
b) Unter- und Mittelschicht werden insgesamt ärmer.
Fazit: Ich will hier nicht den bekannten Statistik-Spruch aufführen („Ich glaube nur der Statistik…“), aber zumindest innerhalb eines Beitrags sollte man doch widerspruchsfreie Statistiken verwenden oder eben auf die Widersprüche hinweisen und versuchen, diese zu begründen. Ansonsten wird nur zu deutlich, dass Hr. Hank ein Journalist und eben kein Wissenschaftler ist.