Wärmepumpen
Ein neues Milliarden-Subventionsgrab?

Wärmepumpen werden häufig als klimafreundliche Alternative zur Öl- und Gasheizung bezeichnet. Dieser Auffassung ist offenbar auch Bundeswirtschaftsminister Habeck: Um zugleich mit einer Wärmewende im Gebäudesektor den Klimaschutz voranzutreiben und für eine Abkehr von fossilen Energierohstoffimporten aus Russland zu sorgen, will er den Einbau von Wärmepumpen beschleunigen und ab dem Jahr 2024 jährlich mindestens 500.000 neue Pumpen in Betrieb nehmen lassen — bis zum Jahr 2030 sollen so insgesamt sechs Millionen Wärmepumpen neu installiert werden. Dieses Ziel impliziert, dass jährlich ein Vielfaches der im vergangenen Jahr neu installierten Wärmepumpen von rund 150.000 Stück verbaut werden soll.

Das kann den Staat bzw. den Steuerzahler enorme Summen kosten: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) fördert den Einbau von Wärmepumpen bei der Sanierung von Altbauten aktuell mit 35 % bis 50 % der förderfähigen Gesamtkosten, die je Wohneinheit maximal 60.000 Euro betragen. Die maximale Förderung beträgt somit 30.000 Euro, wenn der Höchstfördersatz von 50 % gewährt wird. Nimmt man für eine Überschlagsrechnung an, dass die rund 150.000 im vergangenen Jahr verbauten Wärmepumpen allesamt im Neubau installiert wurden und dass dies auch weiterhin in dieser Größenordnung geschieht, müssten jährlich 350.000 Wärmepumpen im Altbau installiert werden, um die Zielmarke von 500.000 Stück pro Jahr zu erreichen. Das dürfte trotz der aktuell üppigen Förderung von im Altbau installierten Wärmepumpen sehr ambitioniert sein. Würden dennoch 2,1 Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 im Altbau installiert und die aktuellen Fördersätze beibehalten, wäre damit ein Förderaufwand von bis zu 63 Milliarden Euro verbunden, mindestens jedoch rund 44 Milliarden Euro, wenn die 2,1 Millionen Wärmepumpen lediglich mit dem Mindestfördersatz von 35 % gefördert werden.

Ein solch umfangreiches Fördervolumen bedarf ohne Frage der Rechtfertigung — zumal die Verbreitung von Wärmepumpen bereits durch eine mehr als zwanzig Jahre währende Förderung durch ein Marktanreizprogramm begünstigt wurde und die Technologie längst als ausgereift gilt (PwC 2021: 10). Umso erstaunlicher ist es, dass es bislang keine umfassende Evaluierung der mit der Förderung von Wärmepumpen einhergehenden Effekte gibt, insbesondere hinsichtlich der Vermeidung von Emissionen an Kohlendioxid (CO2).

Relativ neu ist zudem die Begünstigung der flächendeckenden Verbreitung der Wärmepumpe in Neubauten per Verordnung: Die Wärmepumpe gilt als die kostengünstigste Alternative zur Einhaltung der durch die Energieeinsparverordnung geforderten Energieeffizienzstandards in Neubauten. Daher gibt es seit Jahresbeginn 2021 keine Förderung mehr für den Einbau einer Wärmepumpe im Neubau.

Ob es darüber hinaus einer Förderung für die Verbreitung von Wärmepumpen im Altbau bedarf, müsste bezweifelt werden, wenn man der Schätzung der CO2-Vermeidungskosten von 45 Euro je Tonne CO2 für den Ersatz einer Ölheizung durch eine Wärmepumpe aus der Studie von PricewaterhouseCoopers im Auftrag des Bundesverbandes Wärmepumpen e.V. (BWP) glauben darf (PwC 2021: 44). Demnach wäre diese Option angesichts steigender CO2-Preise im nationalen Brennstoffemissionshandel spätestens im Jahr 2024 wettbewerbsfähig, denn der CO2-Preis ist für 2024 auf 45 Euro fixiert.

Allerdings kommt Weimann (2021: 18) hinsichtlich der CO2-Vermeidungskosten zu ganz anderen, sehr viel höheren Werten als PricewaterhouseCoopers und taxiert diese anhand eines transparenten Beispiels auf rund 600 bis 1300 Euro, je nachdem, ob eine Öl- oder eine Erdgasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt wird. Demnach sollte aus klimapolitischer Perspektive auf eine Förderung von Wärmepumpen verzichtet werden, weil die Senkung von Treibhausgasen wesentlich kostengünstiger auf andere Art und Weise bewerkstelligt werden kann, etwa durch den EU-Emissionshandel. Hier lagen die CO2-Zertifikatpreise bislang noch nie über 100 Euro.

Darüber hinaus muss betont werden, dass Wärmepumpen eine konventionelle Technologie darstellen, die nur dann als einigermaßen treibhausgasneutral gelten kann, wenn Wärmepumpen ausschließlich mit grünem, auf Basis erneuerbarer Energietechnologien hergestelltem Strom betrieben werden. Das ist beim derzeitigen Strommix mit einem Anteil von weniger als 50 % an grünem Strom jedoch nicht der Fall. Die Emissionseinsparwirkungen des Einsatzes von Wärmepumpen verbessern sich daher erst allmählich im Zuge der Dekarbonisierung des deutschen Strommixes.

Nicht zuletzt muss auch klar konstatiert werden, dass viele Gebäude für den Einbau von Wärmepumpen schlicht ungeeignet sind. Daher raten Handwerker in der Regel beim Einbau von Wärmepumpen in Altbauten zur Vorsicht: Unsanierte, schlecht gedämmte Gebäude können mit Wärmepumpen nur zu extrem hohen Kosten beheizt werden und oftmals dennoch nicht einmal ausreichend. Bevor eine Wärmepumpe in solchen Gebäuden eingebaut werden sollte, müssten diese unter Inkaufnahme immer höherer Investitionskosten erst einmal umfassend energetisch saniert werden. Daher ist eine Wärmepumpenheizung auf absehbare Zeit für die meisten Gebäude keine Alternative zu konventionellen Heizmethoden.

All diese Gründe sprechen dafür, dass man die Verbreitung von Wärmepumpen nicht überstürzen sollte und dafür nicht Abermilliarden an Fördergeldern unter Inkaufnahme zusätzlicher Schulden einsetzt, die man an anderer Stelle weitaus besser investieren könnte. Diese Argumente werden die Politik wohl dennoch nicht dazu bewegen, von ihrem Wärmepumpen-Ziel abzurücken — gerade in Zeiten, in denen befürchtet werden muss, dass Russland den Gashahn zudreht. Immerhin aber bleibt die Hoffnung, dass den Steuerzahlern eine sie teuer zu stehen kommende Wärmepumpenwelle wohl dadurch erspart bleibt, dass dafür schlicht das Personal und das Knowhow fehlt: Handwerker sind seit Jahren eine Spezies, die man immer schwerer zu sich nach Hause locken kann! Eine veritable Wärmepumpenwelle würde den Handwerkermangel nur noch weiter verschärfen. Noch ein Grund zu hoffen, dass die von der Politik angestrebte Wärmepumpenwelle ausbleibt!

Zitierte Quellen

PwC (2021) Opportunities and risks for Germany’s heating industry in a competing global environment. PricewaterhouseCoopers GmbH. https://www.pwc.de/en/energy-sector/the-german-heating-sector.html.

Weimann, J. (2021) CO2-Preise und Kosten der CO2-Vermeidung bei Anwendung ordnungsrechtlicher Maßnahmen im Vergleich zur Erweiterung des EU-ETS. Kurzgutachten im Auftrag der Freien Demokratischen Partei. August 2021. https://www.fdp.de/sites/default/files/2021-09/Kurzgutachten_CO2_Weimann.pdf

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