PodcastDeutsche Industrie unter DruckWas ist die richtige Politik für den Strukturwandel?

Die wirtschaftlichen Strukturen sind im Fluss. Unternehmen kommen und gehen. Biontech verlagert die Krebsforschung nach Großbritannien, BASF produziert die Grundchemie verstärkt in China, Bayer betreibt Genforschung künftig in den USA. Aber es gibt auch Zuzüge. Tesla baut E-Autos in Grünheide, Apple baut München zu seinem Europäischen Zentrum für Chip-Design aus, Intel produziert künftig Chips in Magdeburg, wenn die staatliche Kohle stimmt. Und dann gibt es noch Viessmann. Ist das die Geburt eines transatlantischen Klima-Champions, wie das BMWK meint, oder der weitere Verlust einer Klimatechnologie aus Deutschland? Das alles wirft Schlaglichter auf den strukturellen Wandel. Und es ist nur die Spitze des Eisberges. Alte, industrielle Sektoren, die Deutschland groß und wohlhabend gemacht haben, sind immer öfter in Schwierigkeiten. Neue, zukunftsträchtige Branchen, von denen wir noch nicht sehr viele haben, tun sich schwer.

Und was tut die Politik? Sie betreibt noch immer Strukturpolitik nach alter Väter Sitte. Auf der einen Seite werden schwindsüchtige Branchen finanziell gepäppelt und regulativ geschützt. Der Vorschlag einer Industriepreisbremse ist der neuste Coup. Aber es werden auch auserwählte Sektoren, von denen die Politik meint, dass sie zukunftsträchtig seien, mit Subventionen gedopt. Es gibt aber auch eine andere Seite. Energieintensive Branchen haben gegenwärtig wenig zu lachen. Verbrenner werden verboten, Öl- und Gasheizungen auch. Das ist kostspielige Klimapolitik mit der Brechstange. Der „Automobil-Cluster“ Deutschland mit über 900.000 Beschäftigten bei Produzenten und Zulieferern zerbröselt. Ein süddeutscher „Rostgürtel“ wird denkbar. Die Politik bremst und gibt gleichzeitig Gas. Was ist aber nun die richtige Politik in einer solchen Situation des strukturellen Wandels?

Prof. Dr. Norbert Berthold (Julius- Maximilians-Universität Würzburg) im Gespräch mit Prof. Dr. Oliver Holtemöller (Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Aus dem Inhalt:

Einleitung (00:18)

Was ist eigentlich Strukturwandel? (03:25)

Steht das „Geschäftsmodell Deutschland“ auf dem Spiel? Welche Rolle spielt der ökologische Umbau? (16:24)

Sind Politiker die besseren Unternehmer? (27:39)

Was ist von der „transformativen Angebotspolitik“ zu halten? (36:58)

Wie sollte eine gute Politik für den Strukturwandel aussehen? (46:27)

Die Teilnehmer:

Prof. Dr. Oliver Holtemöller ist stellvertretender Präsident des Instituts. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Leiter der Abteilung Makroökonomik am IWH.

Von 2001 bis 2003 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 373: Quantifizierung und Simulation Ökonomischer Prozesse an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2003 bis 2009 war er Juniorprofessor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre an der RWTH Aachen.

Er hat Volkswirtschaftslehre, Angewandte Mathematik und Praktische Informatik an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert. Anschließend war er von 1998 bis 2001 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und absolvierte das gemeinsame Graduiertenkolleg Angewandte Mikroökonomik der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Promotion erfolgte 2001 an der Freien Universität zu Berlin (Dissertation: Vector Autoregressive Models and Monetary Policy Analysis).

Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Basel, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.

Blog-Beitrag zum Thema:

Norbert Berthold: De-Industrialisierung ante portas? Politik für den Strukturwandel statt Strukturpolitik mit der Gießkanne

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