Die Inflation ist zurück. Aktuell (Juli 2022) liegen die Verbraucherpreise (gemessen am Preisindex für die Lebenshaltung) um 7,5% höher als vor einem Jahr, und die Einzelhandelspreise sind binnen Jahresfrist sogar um 9,3% gestiegen. Vor allem Energie (+43%) und Kraftstoffe (+23%), aber auch Nahrungsmittel (+15%) sind deutlich teurer geworden. Viele Menschen plagen Sorgen, dass sich ihr bisheriger Lebensstandard deutlich verringern könnte, und bei vielen auch durchaus zu Recht.
Die hohen Preissteigerungsraten werden gemeinhin auf höhere Beschaffungskosten der Unternehmen zurückgeführt. Tatsächlich sind insbesondere die Einfuhrpreise stark gestiegen, im Zuge dessen auch die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte. So lag im 2. Quartal 2022 der Deflator der Importe um knapp 20% höher als ein Jahr zuvor. Es ist aber zur kurz gegriffen, dies allein auf den Ukraine-Krieg und die dadurch verursachten Kostensteigerungen zurückführen zu wollen, denn der beschleunigte Preisanstieg bei importierten Gütern setzte bereits im Frühjahr 2021 ein. Die Exportpreise sind demgegenüber deutlich schwächer gestiegen. Dieser negative „Terms-of-Trade-Effekt“[1] hat dafür gesorgt, dass Deutschland trotz eines Zuwachses des (preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsrate 1,8% gegenüber Vorjahr im 2. Quartal 2022) insgesamt ärmer geworden ist: Der Realwert des Bruttoinlandsprodukts lag zuletzt um 0,5% unter dem Wert des Vorjahres, der Realwert der Verfügbaren Einkommen sogar fast 2% niedriger.
Die höheren Beschaffungspreise für importierte Waren sind jedoch nicht der alleinige Grund für die gestiegene Inflation. Vielmehr scheinen einige Unternehmen den Kostenschub auch als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine noch stärkere Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern. Dies legen jedenfalls die Daten der amtlichen Statistik zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der daraus errechenbaren (impliziten) Deflatoren wichtiger Aggregate nahe.
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