Vorbemerkung: Die Feuilletons haben die Ökonomie nicht erst in der Finanz- und Staatsschuldenkrise entdeckt. Die Feuilletons waren immer schon (einerlei in welcher Zeitung, auch in der FAZ) tendenziell links, nahmen Kapitalismuskritik (aber nicht: Kapitalismusaffirmation) als Teil ihres Geschäftsmodell, waren im Zweifel eher staatsnah, aber weniger marktfreundlich und fühlten sich als Anwälte des guten, wahren und schönen Lebens gegen die Kälte und Ungerechtigkeit der Wirtschaftswelt. Das Feuilleton hat zwar einerseits Respekt vor der Welt der Wirtschaft (weil es meint, diese sei schwer verständlich, es sich aber auch relativ wenig um das Verständnis bemüht), fühlt sich ihr aber zugleich stilistisch, ästhetisch und philosophisch überlegen. Einzige Ausnahm war m.W. die Zeit der New Economy in den Neunzigerjahren. Damals kauften auch Kulturredakteure Aktien von Pixelpark und Lion Bioscience und waren ein wenig versöhnt mit dem Kapitalismus, weil er die Chance, reich zu werden nun auf einmal verband mit dem Gefühl, Avantgarde zu sein. Anyway: Das Verhältnis zwischen Wirtschaftsteil und Feuilleton befand sich immer in einer produktiven Spannung (auch und gerade in der FAZ) und befriedigt damit nicht nur die Streitlust der Redaktion, sondern zudem unterschiedliche Lesergruppen und –bedürfnisse.
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Warum die Feuilletons sich für Wirtschaft interessieren“ weiterlesen