Offshore-Windstrom: Wann ist er konkurrenzfähig?

Windparks vor deutschen Küsten werden immer mehr zum Hoffnungsträger der Energiewende. Diese Hoffnung keimt seit den Versteigerungen von Offshore-Windkapazitäten, in denen Stromversorger wie EnBW keine direkten Subventionen in Form von Einspeisevergütungen mehr für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Windstrom forderten. Ob diese Hoffnungen berechtigt sind, muss sich allerdings erst noch erweisen, denn diese Windparks sind noch nicht gebaut. So hat EnBW für die Inbetriebnahme des Parks noch bis zum Jahr 2025 Zeit.

Klar ist jedoch, dass Offshore-Windparks, selbst wenn sie ohne Einspeisevergütungen auskommen, weiterhin in den Genuss indirekter Subventionen kommen, die aktuell von den Stromverbrauchern finanziert werden müssen. So werden die Netze, die nötig sind, den Windstrom an die Küste zu transportieren, über eine Abgabe, die auf den Strompreis aufgeschlagen wird, von den Verbrauchern finanziert, anstatt von den Windparkbetreibern. Die Kosten dafür können bis zu einem Drittel der Kosten für einen neuen Offshore-Windpark ausmachen. Im Zuge des weiteren Ausbaus der Windkraft vor den deutschen Küsten sollten künftige Betreiber die Kosten des Offshore-Netzausbaus selbst tragen müssen.

Schließlich profitieren sie bereits vom geplanten Netzausbau an Land: Große Überlandleitungen sind unabdingbar, um den im Norden produzierten Windstrom, gleich ob an Land oder vor der Küste erzeugt, in den Westen und Süden Deutschlands zu transportieren. Die Kosten für diese neuen Leitungen werden die Stromverbraucher über weiter steigende Netznutzungsentgelte, und damit zunehmende Strompreise, tragen müssen. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern, da es nicht ganz einfach wäre, die Kosten für den Stromtransport in den Überlandleitungen den jeweiligen Produzenten zuzuordnen. Folglich wird wohl weiterhin der gemeine Stromverbraucher die Rechnung dafür zu bezahlen haben.

Bislang profitieren die Betreiber von Offshore-Windparks, ebenso wie die anderer Erneuerbaren-Anlagen, zudem davon, dass sie nichts zur Versorgungssicherheit und insbesondere zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität beizutragen haben. Zur Gewährleistung einer konstanten Frequenz und Spannung im Speziellen sowie der Versorgungssicherheit im Allgemeinen müssen wiederum die Stromverbraucher durch Begleichung der Netznutzungsentgelte aufkommen. Allerdings entwickelt sich die Versorgungssicherheit mit zunehmender Abschaltung konventioneller Kraftwerke und einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren immer mehr zum wunden Punkt der Energiewende: Je mehr grüner Strom aus Sonne und Wind produziert wird, desto höher sind die Kosten, um das System stabil zu halten.

Denn es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen konventionellen Kraftwerken und Photovoltaik- bzw. Windkraftanlagen: Solar- und Windstrom lässt sich nicht nach Bedarf steuern, sondern schwankt je nach Wetter und Tageszeit. Das stellt das Stromsystem vor Herausforderungen. Je stärker die Erneuerbaren ausgebaut werden, desto höher fallen die sogenannten Systemkosten zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität und Versorgungssicherheit aus. In Ermangelung ausreichender wirtschaftlicher Speichermöglichkeiten, die absehbar nicht zur Verfügung stehen, braucht es immer noch konventionelle Kraftwerke, etwa neue hochflexible Gaskraftwerke, die dann Elektrizität liefern, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht bläst, aber ansonsten eher zur Untätigkeit verdammt sind.

In Zeiten der Windflaute entstehen folglich hohe Systemkosten, während in Zeiten von viel Wind der Wert des Windstroms bei null liegt, weil mehr Strom da ist, als nachgefragt wird. Dies ist mittlerweile während rund tausend Stunden im Jahr der Fall. Im Jahr 2018 gab es sogar mehr als 100 Stunden, in denen die Strompreise an der Börse negativ waren. Zu diesen Stunden gab es Strom nicht nur umsonst. Vielmehr wurde von den Produzenten sogar noch etwas an die Abnehmer bezahlt, damit diese den Strom abnehmen. Diese Fakten zeigen, dass es zu kurz greift, wenn man nur auf die reinen Herstellungskosten grünen Stroms schaut und darauf, ob ein Windpark ohne Einspeisevergütungen auskommt.

Mit entscheidend für die Konkurrenzfähigkeit von grünem Strom sind die Systemkosten, die laut Studien bis zur Hälfte der Herstellungskosten von Erneuerbaren ausmachen können. Erst wenn die gesamten Kosten, also die Summe aus Herstellungs- und Systemkosten, geringer sind als diejenigen traditioneller Stromquellen ist grüner Strom konkurrenzfähig. Davon ist auch Windstrom, der vor deutschen Küsten produziert wird, noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn die bisherige Kostendegression bei Offshore-Windparks zu berechtigten Hoffnungen Anlass gibt.

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