Das Umweltbundesamt und das Öko-Institut e.V. haben am Wochenende eine Pressemitteilung verbreitet, die in den Medien breite Berücksichtigung gefunden hat. Unter der Überschrift „Faktencheck Obsoleszenz“ wurde u.a. die Schlagzeile „Mehr Waschmaschinen, Wäschetrockner und Kühlschränke innerhalb von 5 Jahren defekt (…)“ verbreitet. Ein Ziel der zweiteiligen Studie, zu der jetzt der erste Teil veröffentlicht wurde, liegt in der Überprüfung, ob Obsoleszenz – also der herstellerseitig geplante vorzeitige Verschleiß – bei Hausgeräten zu beobachten ist. Im ersten Schritt wurden dazu Verbraucher bei Ersatzkauf eines Haushaltsgroßgerätes nach dem Ersatzgrund befragt, differenziert nach dem Alter der Geräte. Die Befragung fand dabei 2004 und 2012/2013 statt. Ein zentrales Ergebnis liegt darin, dass bei Haushaltsgroßgeräten bis 5 Jahren 2004 3,5% der Befragten angaben, dass das alte Gerät kaputt gegangen sei, 2012/2013 hingegen dieser Anteilswert auf 8,3% gestiegen ist. Genau auf diesen Ergebnissen beruht auch die abgeleitete Schlagzeile „Mehr Waschmaschinen, Wäschetrockner und Kühlschränke innerhalb von 5 Jahren defekt (…)“.
Tatsächlich lässt sich diese Schlussfolgerung selbstverständlich nicht aus den präsentierten Befragungsdaten ableiten. Am einfachsten kann man sich dieses vielleicht an folgender Frage verdeutlichen, die sich jeder selber stellen mag: Was haben Sie mit dem Paar Schuhe gemacht, das bei Ihnen als letztes kaputtgegangen ist? Vermutlich wird der überwiegende Teil der Leser diese Frage schlicht mit „weggeschmissen“ beantworten. Wenn man nun aber fragen würde, wie mit kaputten Schuhen in der Kindheit umgegangen wurde, so wird sich bei vielen das Bild des Schusters im Kopf formieren.
Und ähnliches könnte es auch bei den Haushaltsgroßgeräten vorliegen. Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für Haushaltsgeräte nach dem Verbraucherpreisindex zwischen den beiden Befragungszeitpunkten um 6% gefallen, während die Löhne (und damit die Kosten) für Elektriker und Servicetechniker im gleichen Zeitraum deutlich gestiegen sein dürften. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass heute bereits beim ersten auftretenden Defekt eines Haushaltsgroßgerätes häufig sofort die Ersatzbeschaffung vorgenommen wird, weil eine Reparatur nicht mehr lohnt. Hingegen ist es plausibel, dass Verbraucher 2004 ein junges Haushaltsgroßgerät bei einem Defekt noch häufiger reparieren ließen. Natürlich ist nicht klar, ob die genannte mögliche Erklärung zutrifft. In jedem Fall ist diese Erklärung allerdings genauso wenig auszuschließen wie die Schlussfolgerung des Umweltbundesamts und des Öko-Instituts e.V.
Zusammenfassend kann man sagen, dass mit dem vorliegenden Studiendesign auf Basis der vorgestellten Befragungsdaten schlicht keine Aussage dazu getroffen werden kann, ob Haushaltsgroßgerätes heute schneller kaputtgehen als früher. Der eigentlich propagierte Zweck der Studie kann also gar nicht erfüllt werden. Vielleicht bringt der zweite Teil der Studie ja mehr Licht ins Dunkel.
- Achtung Statistik
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Die „Irrsinn-Formel“ - 17. Juli 2016
„Überprüfung, ob Obsoleszenz – also der herstellerseitig geplante vorzeitige Verschleiß – bei Hausgeräten zu beobachten ist.“
Ein Mythos, eine urbane Legende. Es ist mir keine Methode, kein technisches Verfahren bekannt, mit dem man Verschleiß oder Ausfall produktionstechnisch „programmieren“ oder planen könnte. Die Garantiedauern werden immer weiter angehoben, das Risiko bestünde also, dass der Ausfall in die Garantiezeit fällt und der Hersteller, der seine Herstellungskosten schon äußerst knapp berechnen muss, zur Kasse gebeten wird.
Gerade bei Haushaltsgeräten werden viele Geräte oder wichtige Bauteile (Motoren, Elektronik) von einige wenigen Herstellern produziert und unter verschiedensten Markennamen vertrieben. Es ist kaum anzunehmen, dass die selben Bauteile bei verschiedenen Marken unterschiedliche Lebensdauern haben.
Danke für den kritischen und gut begründeten Hinweis zum Forschungsdesign der aktuellen UBA-Studie. Wer sich für mehr Informationen und konkrete Belege für geplante Obsoleszenz interesiert, findet diese auf den Seiten von MURKS? NEIN DANKE! und insbesondere auf meinem Blog http://www.murks-nein-danke.de/blog.
Vielleicht lassen sich Geräte nicht programmieren, dass sie nach einem bestimmten Zeitraum kaputt gehen, aber es ist doch Fakt, dass Teile in z.B. Waschmaschinen, die früher bei den alten Geräten, 10 Jahre und älter, aus Metall waren und heute aus Kunststoff sind. Es gab doch auch schon TV-Berichte über Geräte, die gar nicht erst so gebaut sind, um sie reparieren lassen zu können, z.B. elektr. Zahnbürsten. Was soll ich als Verbraucher nun davon halten? Ich finde das elektr. Geräte früher länger gehalten haben als heute. Zum Teil ist es doch heute so, dass man nach 2-3 Jahren schon keine Ersatzteile mehr für ein Gerät bekommt, also muss ich ein neues kaufen, weil eine Reparatu gar nicht öglich ist.