Achtung: Statistik
Mehrwertsteuer in Griechenland

Seit Anfang der Woche gelten in Griechenland für viele Produkte und Lebensmittel höhere Mehrwertsteuersätze der Höhe 6, 13 und 23 Prozent. So müssen für verpackte und verarbeitete Lebensmittel und für Getränke und Mahlzeiten in Cafés und Restaurants nun 23 Prozent statt bisher 13 Prozent Mehrwertsteuer entrichtet werden. In den Medien kursieren seitdem Berichte über die konkreten Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung. So lässt sich zum Beispiel von gestiegenen Butterpreisen von 1,50 auf 1,90 Euro und von um 20 Cent teureren Schokoriegeln lesen. Außerdem wird berichtet, dass der Handel die Preissteigerungen durch die Mehrwertsteuererhöhung insgesamt auf rund 20 Prozent schätzt. Aber können die genannten Preissteigerungen tatsächlich alleine auf die Mehrwertsteuererhöhung zurückgeführt werden?

Dies lässt sich leicht selbst nachprüfen: Eine Erhöung der Mehrwertsteuer von 13 auf 23 Prozent bedeutet konkret, dass Lebensmittel um knapp 9 Prozent teurer werden sollten, sofern die höhere Steuerlast einzig den Verbrauchern aufgebürdet wird. Denn die Waren kosten nun 123 Prozent des Nettopreises gegenüber 113 Prozent vorher, welches einer Steigerung der Verkaufspreise um 8,8 Prozent entspricht. Wenn die Butter bisher also 1,50 Euro gekostet hat, sollte sie nach der Umstellung auf die neue Mehrwertsteuer 1,63 Euro und mitnichten 1,90 Euro kosten. Das Beispiel zeigt, dass der größte Teil der Preissteigerung von 40 Cent bei der Butter nicht durch die höhere Mehrwertsteuer erklärt werden kann. Der die Preissteigerung umsetzende Handel hat den Butterpreis also still und heimlich zusätzlich um 27 Cent angehoben. Und auch die berichtete Preiserhöhung von 20 Cent beim Schokoriegel ist eigentlich nur bei einem Riesenriegel denkbar. Dieser hätte vorher nämlich 2,26 Euro gekostet haben müssen – das wäre doch arg teuer gewesen. Und Preissteigerungen im griechischen Handel von ins- gesamt rund 20 Prozent aufgrund der Mehrwertsteuererhöhungen hätten eine Steigerung der Mehrwertsteuer auf weit über 30 Prozent vorausgesetzt.

Die Beispielrechnungen zeigen, dass die medialen Berichte entweder deutlich übertrieben sind oder der griechische Handel die Mehrwertsteuererhöhung als willkommenen Anlassnimmt, um die Preise zusätzlich zu erhöhen. Insofern bleibt für die gebeutelten griechischen Verbraucher die Hoffnung, dass sich die Preise im Wettbewerb des Handels nicht auf Dauer auf die genannten Größenordnungen erhöhen werden.

Björn Christensen und Sören Christensen
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