Am 25. Juni 2021 ist Juergen Bernardo Donges im Alter von 80 Jahren verstorben. Damit ist eine der markantesten und prägnantesten ordnungspolitischen Stimmen der deutschen Wirtschaftswissenschaft verstummt.
Donges wurde am 24. Oktober 1940 in Sevilla geboren und wuchs in Madrid auf. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, wo er im Jahr 1966 sein Diplom und im Jahr 1969 seine Promotion erhielt. Im selben Jahr wurde Herbert Giersch als Leiter an das Institut für Weltwirtschaft in Kiel berufen, und Donges folgte ihm an die Kieler Förde. Dort wurde er rasch einer der wichtigsten Mitarbeiter von Giersch; er leitete zunächst die Abteilung „Entwicklungsländer und Weltwirtschaft“ und danach die Abteilung „Wachstum und Strukturwandel“ in Kiel, wo der Autor dieses Beitrags mit ihm zusammenarbeiten durfte. Als langjähriger Vizepräsident und Stellvertreter von Giersch konnte er neben den wissenschaftlichen auch seine Managementfähigkeiten unter Beweis stellen. Als sich seine Hoffnungen zerschlugen, als Nachfolger von Giersch zum Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft berufen zu werden, folgte er im Jahr 1989 einem Ruf der Universität zu Köln auf den Lehrstuhl für Wirtschaftliche Staatswissenschaften, insbesondere Wirtschaftspolitik. Auch aus dem Ruhestand seit dem Jahr 2007 mischte er sich weiterhin kräftig in die wirtschaftspolitischen Diskussionen ein – nicht zuletzt als Autor unseres Blogs Wirtschaftliche Freiheit.
Von 1992 bis 2002 war Donges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, ab2002 als dessen Vorsitzender. Einen Namen machte er sich auch als Leiter der Expertenkommission zum Abbau marktwidriger Regulierungen (Deregulierungskommission), als stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Regulierungsfragen der Bundesnetzagentur sowie als Mitglied im Kronberger Kreis. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter die Bernhard-Harms-Medaille des Instituts für Weltwirtschaft, das Komturkreuz des Spanischen Zivilordens und den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.
Donges war ein unerschütterlicher und mitreißender Verfechter der marktwirtschaftlichen Ordnung. Dabei ging er keinem Konflikt in Wissenschaft und Öffentlichkeit aus dem Wege und wusste dabei eine scharfe rhetorische Klinge zu führen. Einer seiner Kernsätze, die er Mitarbeitern und Studenten immer wieder mit auf den Weg gab, lautete, stets hellwach und misstrauisch zu sein, wenn Produzenten behaupten, sie dienten nicht ihrem eigenen Wohl, sondern vor allem dem Gemeinwohl. Seinen intellektuellen Kampf für offene Märkte und gegen Protektionismus führte er auf nationaler wie auf internationaler Bühne – mit Schwerpunkten in Deutschland und in Lateinamerika, dem Kontinent, dem er sich zeitlebens besonders verbunden fühlte. Er wird uns fehlen.
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