Der Klimawandel ist eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahrzehnte. Das 1,5 Grad-Ziel ist allgemein akzeptiert. Umstritten ist aber, wie es zu erreichen ist. Das Spektrum ist breitgefächert. Es reicht von planwirtschaftlichen Ansätzen bis marktlichen Lösungen. Die deutsche Klimapolitik ist planwirtschaftlich. Sie ist interessengebunden, kleinteilig, teuer und ineffizient. Das europäische Emissionshandelssystem verspricht dagegen mehr Markt in der Klimapolitik. Es ist technologieoffen, kostengünstiger und effektiver. Ob es weltweit anschlussfähig ist, bleibt umstritten. Tatsächlich wächst der Widerstand gegen mehr Markt in der Klimapolitik wieder. Die Planwirtschaft ist auf dem Vormarsch, auch in Europa. In Deutschland werden subventionsträchtige Differenzverträge (Klimaschutzverträge) propagiert. In der EU setzt die Kommission auf planwirtschaftliche Taxonomien. Das alles läuft einer weltweiten Einigung auf eine an marktwirtschaftlichen Prinzipien orientierten Klimapolitik zuwider. Ohne weltweite Lösungen ist aber die nationale und europäische Klimapolitik zum Scheitern verurteilt.
Prof. Dr. Norbert Berthold (JMU) im Gespräch mit Prof. Dr. Joachim Weimann (OVGU).
Aus dem Inhalt:
Einleitung (ab Minute 00:18)
Planwirtschaftliche deutsche Klimapolitik und Verteilungswirkungen. (02:29)
Wie funktioniert das Emissionshandelssystem? (13:06)
Einwände gegen das Emissionshandelssystem. (19:19)
Was ist von sogenannten Differenzverträgen (Carbon Contracts for Difference, CCfD) zu halten? (ab 35:32)
Warum ist die EU-Taxonomie ein ineffizientes planwirtschaftliches Instrument? (41:30)
Die Teilnehmer:
Prof. Dr. Joachim Weimann ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Geschäftsführer der „Business School Magdeburg“. Er ist Autor eines Lehrbuchs zur Umweltökonomik, Vorsitzender der „Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung e.V.“ und Initiator der Website „Nur mal kurz“, auf der er in kurzen Videoclips Fragen zur Klimapolitik leicht verständlich erklärt. Joachim Weimann beschäftigt sich gleichermaßen mit Grundlagenforschung (Experimente) und anwendungsorientierten Fragen (Umweltökonomik, Wirtschaftspolitik).
Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.
Podcasts zum Thema:
Prof. Dr. Norbert Berthold (JMU) im Gespräch mit Prof. Dr. Manuel Frondel (RWI)
Blog-Beiträge zum Thema:
Rupert Pritzl (2022): „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ und die ambivalente grüne Klimarhetorik. Eine Dechiffrierung der Sprache des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck
Manuel Frondel und Christoph M. Schmidt (2022): Ein europäischer Klimasozialfonds als Ausgleich für ambitionierte Klimapolitik? Bitte nicht!
Manuel Frondel (2021): Erhöhung des CO2-Preises: Nicht ohne sozialen Ausgleich!
Norbert Berthold (2021): Klima, Markt und Soziales. Der klimapolitische Dreiklang
Ich habe Zweifel ob das Verteuern von CO2 wirklich ein guter Weg ist. Zumindest ist es ein für die Käufer teurer Weg. Bei der Alternative, zB das Benzin/Diesel-Auto zu verbieten, käme die Umstellung sehr viel schneller und über die Skalenvorteile würden E-Autos schnell billiger werden. Allerdings würden die Investitionen in die alte Technologie innerhalb weniger Jahre wertlos werden, einschließlich der Wert der Altautos. Also, wie man es macht entscheidet darüber wo die Kosten landen. So landete bsw bei Merkels 2. Atomausstieg die Kosten beim Steuerzahler, im Gegensatz zum Atomausstieg von Rot/Grün, wo die Kosten bei der Energiewirtschaft lagen. Planwirtschaft versus Marktwirtschaft scheint mir hingegen Propaganda zu sein: vlt gibt es wirklich teurere und weniger teurere Wege, aber ich bezweifele, dass jemand tatsächlich den günstigsten Weg errechnen kann und falls doch, dass den die Politiker beschreiten würden. Corona hat wieder deutlich gezeigt: Kosten sind keine politische Kategorie.