Im Zuge der Neuausrichtung seiner geldpolitischen Strategie hatte der EZB-Rat im Sommer 2021 beschlossen, geldpolitische Entscheidungen künftig auf Grundlage zweier ineinandergreifender Analysen zutreffen, nämlich einer „wirtschaftlichen“ und einer „monetären und finanziellen Analyse“. Damit verbleibt der EZB-Rat zwar nominell in der Tradition seiner „Zwei-Säulen-Strategie“; allerdings setzt er inzwischen die Schwerpunkte völlig neu, und es hat den Anschein, dass die Geldmengenentwicklung in die Rolle einer Nebendarstellerin im geldpolitischen Entscheidungsprozess gedrängt wird. In den „Monetary policy statements“ zu Beginn der EZB-Pressekonferenzen wird die Geldmenge jetzt kaum noch erwähnt.
„Zum Niedergang der „monetären Analyse“ in der geldpolitischen Strategie des Eurosystems“ weiterlesenGastbeitrag
EZB – Plädoyer für M3
Die EZB tut sich zurzeit wegen der vielen Unsicherheiten bei der Prognose der Inflation schwer mit ihren geldpolitischen Entscheidungen. Obwohl die Geldmenge wie in der Vergangenheit wertvolle Orientierung geben könnte, scheint die EZB die Erkenntnisse aus M3 erneut nicht zu beachten. Diese signalisieren einen kräftigen unterliegenden Inflationsdruck, was für ein zügiges geldpolitisches Gegensteuern spricht.
Podcast
Die Rückkehr der Inflation
Die Inflationsrate der Eurozone ist zum Jahresbeginn um 1,2 Prozentpunkte nach oben geschossen. An den Finanzmärkten macht sich Inflationsangst breit. Ist das bloß eine Momentaufnahme oder ist es der Beginn anhaltend höherer Preise? Verfügen die Notenbanken über geeignete Instrumente, den Preisauftrieb zu bremsen? Oder sind ihnen die Hände gebunden, weil die hochverschuldeten Staaten keine höheren Zinsen verkraften könnten?
Diese Fragen diskutieren Prof. Dr. Michael Heise, Prof. Dr. Norbert Berthold und Dr. Jörn Quitzau.
Auf der Suche nach Inflation
Zur Abe-Strategie der Bank von Japan eines aggressiven Anleiheerwerbs
In einem Beitrag zu diesem Blog hatte ich auf die Konsequenzen unterschiedlicher Techniken der Basisgeldschaffung aufmerksam gemacht (NEUMANN, 2014). Die EZB emittiert Basisgeld hauptsächlich indem sie den Banken so viel Kredit gibt, wie die zum festgesetzten Refinanzierungssatz der EZB nachfragen. Die Basisgeldnachfrage der Banken wird daher zum limitierenden Faktor der monetären Expansion. Die FED dagegen emittiert Basisgeld, indem sie Staatsanleihen erwirbt. Da die amerikanische Staatsschuld derzeit mehr als das Vierfache der Geldbasis beträgt, muss die FED nicht besorgt sein, an ein Limit zu stoßen.
Die große Illusion von Expansion
Zur Geldpolitik der EZB
Seit längerem haben Wissenschaftler, Journalisten und Banker vor einer weltweit zu expansiven Geldpolitik gewarnt,[1] und im Unterschied zu ihrem Vorgänger Ben Bernanke spricht Janet Yellen, die neue Präsidentin des Federal Reserve Board, nicht nur über einen notwendigen Ausstieg der Fed aus dem expansiven Kurs der amerikanischen Geldpolitik, sondern sie hat mit Amtsantritt begonnen, die monatlichen Anleiheankäufe von fast 100 auf gut 40 Mrd. US-Dollar zurückzufahren. Das ist ein Einstieg in den Ausstieg, aber sehr viel mehr wird von der Fed zu tun sein. Neuerdings mahnt sogar die ,Zentralbank der Zentralnotenbanken“˜, also die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), dass die Normalisierung der „äußerst lockeren“ Geldpolitik nicht nur in den Vereinigten Staaten „zu spät und zu langsam“ erfolgen könnte.[2] Das alles kontrastiert bemerkenswert mit der in Deutschland von einigen Beobachtern gern vorgetragenen Sorge, die Eurounion könnte demnächst in einen Deflationsprozess abrutschen, nachdem die gemessene Preissteigerungsrate inzwischen auf nur noch 0,4 Prozent zurückgegangen ist. Allerdings handelt es sich derzeit um einen Prozess der Disinflation, der mit einer gefährlichen Deflation nicht zu verwechseln ist. Ohne eine kumulative, deutliche Abwärtsentwicklung aller Geldmengenaggregate gibt es keine Deflation, und die bisher vorliegenden monetären Daten zeigen nichts dergleichen.
„Die große Illusion von Expansion
Zur Geldpolitik der EZB“ weiterlesen
Gastbeitrag
Sind Zentralbanken noch zeitgemäß?
Das politische Experiment einer gemeinsamen europäischen Währung ist an den selbst gesteckten Ansprüchen gemessen gescheitert. Der Euro sollte ökonomische Stabilität und politische Einheit bringen. Längst ist die Krise das Hauptmerkmal des Euro-Systems in beiderlei Hinsicht. Der Euro ist eine Fehlkonstruktion mit Ansage. Eine Geldpolitik für verschiedene Länder bedeutet: „one size fits none“. Das wirft die Frage auf: Sind Zentralbanken noch zeitgemäß? Erhellend ist es, die Funktionsweise monopolistisch-behördlicher Zentralbanken mit freiheitlich-wettbewerblichen Geldordnungen zu vergleichen.
„1. Würzburger Ordnungstag“
Zentralbankwettbewerb untergräbt die Währungsstabilität!
Der Wettbewerb unter Zentralbanken kann sowohl zu Währungsstabilität als auch zu Währungsinstabilität führen. Nach Vaubel (1986) verliert eine Zentralbank, die zu Inflation tendiert, reale Geldnachfrage an stabilitätsorientierte Zentralbanken. Sie muss auf Einnahmen verzichten; die Wirkung geldpolitischer Entscheidungen auf die inländische Wirtschaftsentwicklung wird untergraben. Dies wirke disziplinierend zugunsten der Geldwertstabilität, so Vaubel, der eine wichtige Nebenbedingung formuliert: Es dürfe keine Verständigung zwischen den einzelnen Zentralbanken in Form von Wechselkursstabilisierung (als „internationales Preiskartell unter Geldproduzenten“) oder internationaler geldpolitischer Koordination geben.
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Zentralbankwettbewerb untergräbt die Währungsstabilität!“ weiterlesen
Geldpolitik im Krisenmodus
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise ist im Bereich Geldpolitik kaum noch etwas so, wie es früher einmal war. Bereits Anfang 2008 kam es zur zinspolitischen Wende in den USA, in deren Folge der Leitzins von der FED bis auf nahezu null Prozent gesenkt wurde. Die Bank of England folgte dieser Politik mit geringem zeitlichen Abstand. Im Gegensatz dazu erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) noch am 3. Juli 2008 ihren Leitzins, da die Finanzkrise aus ihrer Sicht überwunden schien und nun Inflationsgefahren für das Eurowährungsgebiet eine größere Bedeutung bei ihrer Entscheidungsfindung einnahmen. Doch bereits drei Monate später schloss sich die EZB vor dem Hintergrund der Lehman-Pleite und den damit verbundenen Wirkungen im Bankensystem den allgemeinen Leitzinssenkungen an. Als Reaktion auf den weitgehenden Zusammenbruch des Interbankenmarktes ging die EZB ferner dazu über, ihre Refinanzierungsgeschäfte in Form von Mengentendern mit unbegrenzter Zuteilung und nicht mehr als Zinstender durchzuführen. Dies hat bis heute zur Konsequenz, dass sich die Banken in jedem beliebigen Umfang zu dem jeweils geltenden Leitzins bei der EZB refinanzieren können. Darüber hinaus reduzierte die EZB – insbesondere im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise – die Anforderungen an diejenigen Wertpapiere, die von den Banken als Sicherheit für die Refinanzierung bei ihr hinterlegt werden müssen.
Die EZB wird immer mehr Geld drucken und den EURO entwerten
I.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) subventioniert den Euro-Bankensektor mit einer unlimitierten Basisgeldmenge, offeriert zu Tiefstzinsen. Das löst nicht die Ursache der Finanz- und Wirtschaftskrise, die die Zentralbanken durch zuviel Kredit und Geld, bereitgestellt zu künstlich gedrückten Zinsen, verursacht haben. Vielmehr treibt sie den angerichteten Schaden – der zusehends sichtbarer wird in Form von überschuldeten Staaten und Banken – weiter in die Höhe.
Seit September 2009 beschwichtigt der EZB-Rat mehr oder weniger regelmäßig die Öffentlichkeit, den baldigen Ausstieg aus den „ungewöhnlichen Politikmaßnahmen“ – im Klartext: aus der Politik der unbegrenzten Basis-Geldmengenvermehrung – zu vollziehen. Doch genau das Gegenteil hat er gemacht. Mittlerweile hat der EZB-Rat die Überschussreserve im Bankensektor auf etwa 1000 Mrd. Euro erhöht, weil er die Zahlungsfähigkeit von Staaten und Banken sicherstellen will, koste es, was es wolle.
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Deutschlands Europapolitik
Wunschträume, Stagflation und Geldpolitik
Das europäische Haus befindet sich in keinem wohlgeordneten Zustand. Gleich mehrere Probleme gefährden den Wirtschafts- und Währungsverbund: (a) die Folgen der Wirtschaftskrise, (b) die ausufernde Verschuldungen diverser Staaten, (c) ein die Preisniveaustabilität gefährdendes Übermaß an monetärer Liquidität, (d) Tendenzen zu einer weder demokratisch noch ökonomisch legitimierbaren Zentralisierung von Kompetenzen sowie (e) ein verschärfter Umgangston zwischen den Repräsentanten der verschiedenen Nationen. Wie kann Europa mit diesen Schwierigkeiten umgehen? Wie sollte Deutschland auf die Problemlage reagieren? Diese Fragestellungen werden im Folgenden an Hand von drei Zukunftsszenarien diskutiert.
„Deutschlands Europapolitik
Wunschträume, Stagflation und Geldpolitik“ weiterlesen