Kurz kommentiert
Die EZB ist orientierungslos, weil sie die Geldmenge ignoriert

Soll die EZB den Zins noch einmal erhöhen oder nicht? Im EZB-Rat gibt es dazu verschiedene Meinungen.

Besinnt man sich auf die ersten Jahre der EZB, so galt eine Geldmengenexpansionsrate M3 von 4,5 % als geeignet, die damalige implizite Zielinflationsrate von 1,5 % zu erreichen. 2003 hat die EZB ihre Zielinflationsrate auf möglichst knapp unter zwei, also 1,99… Prozent erhöht. Eine Inflationsrate von ungefähr 2 Prozent setzt nach der ursprünglichen Strategie der EZB eine M3-Expansionrate von ungefähr 5 Prozent voraus.  Eine M3-Expansionsrate von etwa fünf  – nämlich 5,1  – Prozent gab es im Oktober 2022.  Wenn die EZB diese M3- Expansionsrate beibehalten hätte, wäre die Inflationsrate früher oder später auf 2 Prozent gesunken. Zugleich wäre es die rezessionsminimierende Strategie der Inflationsbekämpfung gewesen.  (Die konstante Expansionsrate des Geldangebots wäre nicht gleichbedeutend mit einem konstanten Zins gewesen.)

Die EZB ist weit unter die rezessionsminimierende M3-Expansionsrate von 5 Prozent hinausgeschossen. Seit Juli schrumpft M3 sogar (im Vorjahresvergleich). M1 geht schon seit Januar zurück, im Juli mit einer Jahresrate von minus 9.2 Prozent. Mit einer weichen Landung ist das nicht vereinbar. Was bezweckt die EZB mit ihrem geldpolitischen Overkill? Will sie die Rückkehr zu ihrem Inflationsziel abkürzen, die Inflationserwartungen ein für alle Mal ausrotten?

Viele Beobachter wollen die laufende Geldpolitik von den Veränderungen der laufenden Inflationsrate abhängig machen. Auch diese Methode ist verkehrt. Die laufende Inflationsrate ist das Ergebnis der Geldpolitik von vor 2-3 Jahren. Daran kann man nichts mehr ändern. Die laufende Geldpolitik kann nur die zukünftige Inflationsrate beeinflussen. Sie muss sich nach der mittelfristig erwarteten Geldnachfrage richten. Eine M3-Expansionsrate von 5 Prozent tut das.

Blog-Beiträge zum Thema:

Uwe Vollmer (Uni Leipzig): Zum Niedergang der „monetären Analyse“ in der geldpolitischen Strategie des Eurosystems

Roland Vaubel (Uni Mannheim): Die Inflation heute ist die Folge des zu hohen Geldmengenwachstums 2020

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