Der Anteil junger Menschen ohne Berufsausbildung ist seit einigen Jahren rückläufig. Waren es 2005 noch 16,5 Prozent der 20-24-Jährigen, die ohne Berufsausbildung blieben, so ist dieser Anteil auf 13,9 Prozent im Jahr 2010 gefallen (BIBB, 2013). Trotzdem sind nach wie vor 1,4 Mio. junger Menschen zwischen 20 und 30 Jahren ohne Berufsabschluss. Dies ist individuell bedauerlich, und gesamtwirtschaftlich stellt dies für unsere Gesellschaft einen herben Verlust dar. Denn aufgrund ihres geringeren Humankapitals sind diese Personen im Schnitt weniger produktiv einsetzbar, sie werden geringer entlohnt und bleiben häufig arbeitslos. So weist die offizielle Statistik einen Anteil von 40,7 Prozent Niedriglohnempfänger unter den Beschäftigten ohne Berufsausbildung aus (die Definition von Niedriglohn basiert auf der Basis der nach SOEP referierten Niedriglohnschwellen, die für Westdeutschland 9,50€ pro Stunde und für Ostdeutschland 7,00€ pro Stunde betragen. Der individuelle Bruttostundenlohn wurde berechnet, indem in der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 der Bruttomonatsverdienst in das Verhältnis zu der tatsächlich geleisteten Wochenarbeitszeit gesetzt wurde. (vgl. BIBB, 2013). Unter den Erwerbstätigen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung finden sich hingegen nur 16,9 Prozent Niedriglohnempfänger, insgesamt sind sogar nur 15,5 Prozent der Beschäftigten zu einem Niedriglohn angestellt.
Nun hängt der Lohn von der Arbeitsproduktivität der Beschäftigten ab. Sind die Beschäftigten besser ausgebildet, können sie höhere Löhne aushandeln. Wer keine Ausbildung abgeschlossen hat, muss mit niedrigen Löhnen vorlieb nehmen oder läuft das Risiko, keinen Arbeitsplatz zu finden. Werden von den Unternehmen Lohnuntergrenzen eingehalten (z.B. aufgrund von Tarifverträgen), so existieren entsprechende Arbeitsplätze erst gar nicht. Die Folge ist eine hohe Arbeitslosigkeit unter den Geringqualifizierten im Vergleich zu den beruflich qualifizierten Personen. Die Daten der OECD belegen dies (siehe Abb.1). Die Arbeitslosigkeitsraten unter den Erwerbspersonen ohne Berufsausbildung und unter jenen mit Berufsausbildung unterscheiden sich deutlich. So betrug die Arbeitslosenquote im Jahr 2010 für Erwerbspersonen mit Berufsabschluss oder Hochschulzugangsberechtigung 6,9 Prozent, unter Personen ohne Berufsausbildung und ohne Hochschulzugangsberechtigung hingegen 15,9 Prozent.
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Nun ist diese Tatsache nichts Neues. Um auch Jugendliche, die sich bei der Ausbildungsplatzsuche schwertun, in eine Berufsausbildung zu integrieren und damit zu einem Berufsabschluss zu verhelfen, hat der Gesetzgeber sich für die Einrichtung eines breiten Spektrums an Übergangsmaßnahmen entschieden. Diese Maßnahmen sollen Jugendlichen dabei helfen, schulische Versäumnisse nachzuholen und sie fit für den Beginn einer Ausbildung zu machen. Die integrierte Ausbildungsberichterstattung der statistischen Ämter spricht vom Integrationsbereich, das Bundesinstitut für Berufsbildung hingegen vom Übergangssystem. Es handelt sich hierbei vor allem um Angebote an beruflichen Schulen wie das Berufsvorbereitungsjahr, das Berufsgrundbildungsjahr oder die Schulklassen für Schülerinnen und Schüler ohne Berufsausbildungsverhältnis. Hinzu kommen Jugendliche in Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit. Viele dieser Maßnahmen verfolgen einen guten Zweck und helfen den Jugendlichen. In manchem Fall dienten und dienen die Maßnahmen jedoch auch eher als Aufbewahrungseinrichtung für Jugendliche, weil es schlichtweg (vor allem in der Zeit um 2005) zu wenige Ausbildungsplätze für die ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen gab. In den Jahren 2005 und 2006 startete mehr als jeder fünfte Jugendliche seine Karriere im Ausbildungssystem in den Maßnahmen des Übergangssystems!
Mittlerweile ist dieser Anteil auf 13,3 Prozent gesunken. Trotzdem machen die Jugendlichen in diesen Maßnahmen nach wie vor gerade bei den noch schulpflichtigen 16- und 17-jährigen einen erheblichen Anteil aus (vgl. Abb2).
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Interessant an dieser Stelle ist die Wirkung des einsetzenden demografischen Wandels, der mittlerweile das Ausbildungssystem erreicht hat. Insgesamt ist zwischen 2005 und 2011 die Zahl der jungen Menschen in Deutschland um 16 Prozent zurückgegangen. Dabei sind die regionalen Unterschiede bemerkenswert: Während in einigen westlichen Länder die demografische Veränderung noch kaum wahrzunehmen ist, beträgt der Rückgang der Jugendlichen in den ostdeutschen Ländern zwischen 50- und 60 Prozent (vgl. Tab. 1).
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Infolge des demografischen Wandels haben sich die Ursachen der Probleme Jugendlicher bei der Integration in Ausbildung und Beschäftigung verschoben. Abb. 3 illustriert dies, in dem den unversorgten Ausbildungsplatzbewerbern die offenen Ausbildungsstellen gegengerechnet werden. Von 2006 bis 2009 zeigt sich deutlich, dass die Zahl unversorgter Ausbildungsplatzbewerber deutlich zurückgegangen ist, während die Anzahl offener Stellen nur unmerklich angestiegen ist. Ab 2009 nahm dann vor allem die Zahl der unbesetzten Stellen bei annähernd gleicher Anzahl unversorgter Bewerber zu. Das Ergebnis lässt sich als Zunahme einer Mismatch-Problematik auf dem Ausbildungsmarkt deuten (vergleiche zur Erklärung der Mismatch-Problematik Berthold (2010)). Existierten um 2005/2006 zu wenige Ausbildungsstellen, um allen Bewerbern eine Lehre zu ermöglichen, so sind heute zwar viele Stellen offen, die Jugendlichen aber passen nicht zu den Stellen.
Hier zeigt sich noch einmal deutlich, dass mehr im Bereich der schulischen Bildung zu leisten ist, um den Jugendlichen einen direkten Übergang in die Berufsausbildung zu ermöglichen. Zudem muss die Vergütung der Auszubildenden dringend deutlich nach den an der allgemeinbildenden Schule erreichten Abschlüssen oder noch besser nach der tatsächlichen Produktivität der Jugendlichen differenziert werden, was die Tarifpartner jedoch bis heute verhindern.
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Quellenverweise
- Berthold, N. (2010): Verkehrte Welt: Eurosklerosis in Amerika, Wirtschaftswunder in Deutschland? Arbeitsmarktmodelle im Wettbewerb, in: Wirtschaftsliche Freiheit – Das ordnungspolitische Journal.
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (2013): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2013, Bonn.
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (2002 bis 2012): BIBB-Erhebung „Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30.09.“
- OECD (div. JG): Education at a Glance, Paris.
- Homeoffice und Produktivität - 9. Juli 2024
- Die freie Wahl zwischen Home-Office und Präsenzarbeit - 19. Dezember 2022
- Wettbewerb der Hochschulen
Die Perspektive im Bundesbildungsbericht 2022 - 10. Juli 2022
Wie schade, dass solche informativen Artilkel so unglaublich schlecht präsentiert werden! WordPress stellt seit Jahren sehr viel bessere „Themes“ zur Verfügung, die zudem auch zu allen Bildschirmgrößen passen.
Der Text hier zeigt sich als kaum lesbare „Bleiwüste“, durch den Blocksatz mit seinen Löchern ist die Lesbarkeit noch einmal erschwert. Zwischenüberschriften fehlen ganz und die Sprache ist derart trocken, dass es auch nicht gerade zum Lesen reizt. Aber das ist das wenigste, hier ist es wirklich die FORM (WordPress aus der Steinzeit, schlechte Typo), die den INHALT erschlägt.