Achtung Statistik
Verschwörungen

Hat die Mondlandung vielleicht gar nicht stattgefunden? Ist der Klimawandel eine Erfindung einer Gruppe von Wissenschaftlern? Oder verheimlicht die Pharmaindustrie seit Jahren eine wirkungsvolle Krebstherapie? Diese und ähnliche Verschwörungstheorien kursieren seit langem, speziell seit es das Internet gibt. Und für den Einzelnen ist es in der Regel unmöglich, diese selbst nachzuprüfen. Trotzdem glauben die meisten Menschen nicht an solche Theorien. Ein wesentlicher Grund ist wohl, dass man davon ausgehen kann, dass bei vielen Verschwörungen so viele Personen involviert sein müssten, so dass früher oder später einer von ihnen die Wahrheit preisgeben würde.

Aber nach welcher Zeit könnte man tatsächlich damit rechnen, dass eine Verschwörung von einem Mitwisser aufgedeckt wird? Mit dieser Frage hat sich nun der Physiker David Grimes von der Universität Oxford genauer auseinandergesetzt und seine Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Plos One“ veröffentlicht. Er hat dazu ein Modell aufgestellt, das in ähnlicher Form in vielen Bereichen, unter anderem seinem Forschungsfeld der Strahlenphysik, Verwendung findet. Die wesentlichen drei Parameter dieses Modells sind die Anzahl der Personen, die von der Verschwörung Kenntnis haben müssten, die verstrichene Zeit und die Wahrscheinlichkeit, dass eine einzelne Person das Geheimnis preisgibt.

Für die meisten Verschwörungstheorien ist es recht einfach, die ersten beiden Werte anzugeben. So fand die (vermeintliche) Mondlandung 1965 statt und es wäre wohl nicht vermeidbar gewesen, dass eine große Zahl von Nasa-Mitarbeitern Kenntnis gehabt haben müsste. Den dritten Wert – die Wahrscheinlichkeit, dass eine einzelne Person das Geheimnis preisgibt – hat Grimes dann geschätzt, indem er die Zeit bis zur Enthüllung vergangener tatsächlicher Skandale betrachtet hat, etwa den NSA-Skandal.

Das Modell beinhaltet sicherlich einige Vereinfachungen der Realität. Trotzdem gibt es aber eine erste Einschätzung über obige Verschwörungstheorien. Nach diesem Modell hätte etwa eine vorgetäuschte Mondlandung mit größter Wahrscheinlichkeit innerhalb der ersten vier Jahre aufgedeckt werden müssen. Ähnliches könnte man für die anderen Skandale erwarten.

Das liefert natürlich keine Sicherheit. Wenn Sie aber demnächst mit einer neuen Verschwörungstheorie konfrontiert werden, dann können Sie zur Einschätzung den Modellansatz von Herrn Grimes verwenden, um zu sehen, ob diese vor diesem Hintergrund überhaupt plausibel erscheint.

 

Björn Christensen und Sören Christensen
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