Was nun, EZB?
Die Inflationsraten sind in der Eurozone in ungeahnte Höhen gestiegen. Die EZB bleibt dennoch im Ruhemodus. Nun verzögert sich auch noch der erwartete Post-Corona-Aufschwung. Das Stagflationsgespenst geht um. Was kann die EZB jetzt tun?
Ein Gespräch zwischen Dr. Gertrud R. Traud (Helaba) und Dr. Jörn Quitzau (Berenberg).
Aus dem Inhalt:
- Was sollte die EZB jetzt tun? (01:47)
- Droht eine Lohn-Preis-Spirale?(13:33)
- Hat sich die EZB zu viele Aufgaben aufgehalst? (17:13)
- Warum haben die meisten Prognostiker mit ihren Inflationsprognosen falsch gelegen? (20:30)
Die Teilnehmer:
Dr. Gertrud Rosa Traud ist seit 2005 Chefvolkswirtin der Helaba, 2006 übernahm sie auch die Leitung des Researchs. Sie begann ihre Karriere bei Julius Bär (Deutschland) AG. 1999 wechselte sie zur Bankgesellschaft Berlin, wo sie u.a. die Leitung der institutionellen Aktienmarktstrategie innehatte.
Sie ist in zahlreichen Gremien vertreten, u. a. im Aufsichtsrat der DLE Group AG, im Vermögensbeirat der Volkswagen Stiftung sowie im Kuratorium der Aventis Foundation. Sie engagiert sich in sozialen Projekten, z.B. als Schirmherrin von ZONTAlente.
Frau Dr. Traud ist regelmäßige Ansprechpartnerin für finanzmarktrelevante und volkswirtschaftliche Fragestellungen bei Presse, Hörfunk sowie sozialen Medien und häufige Gastrednerin auf nationalen und internationalen Finanzmarktkonferenzen und bei Webinaren.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.
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Italienische 10jährige Staatsanleihen liegen jetzt schon bei 2,5%, französische bei 2% und deutsche bei knapp unter 1%. Die Märkte sind also schon viel weiter als die EZB mit ihren 0% für kurzfristige Anleihen.
Aktuell sieht es so aus, dass die hohe Inflation die Nachfrage abwürgt, ohne das die Notenbank das machen muss, was ja der Sinn einer Zinsanhebung wäre.
Das andere Problem sind die Lieferketten. Da hat sich gezeigt, dass die große Abhängigkeit vom Produktionsstandort China ein Problem ist. Sollte sich eine Produktionsverlagerung aus China heraus ergeben, wäre das gut. VW hat kürzlich gesagt, dass sie wieder mehr in den USA verkaufen wollen. Wenn man berücksichtigt, dass sie mit ihren Elektroautos in China schlecht ankommen, ist das keine falsche Überlegung. Wobei sich gerade zeigt, dass bei VW bei der Software vieles noch nicht gut klappt und attraktiv sind deren eAutos auch nicht, dafür aber teuer. Jedenfalls wenn der Staat nicht viel Geld zur Förderung der eAutos dazu gibt, wie in Deutschland. Software ist ein weiteres Feld bei dem man in Deutschland geschlafen hat, und nicht nur bei VW.
Nun, der Markt signalisiert gerade massiven Anpassungsbedarf bei Verbrauchern (nicht nur bei Sonnenblumenöl) und Produzenten. Das gilt also nicht nur für die Politik mit ihrer verfehlten Energie- und Russland- / Ukrainepolitik. Die wievielte Krise in den letzten Jahren ist das eigentlich schon? War das früher auch so oder liegt das nur daran, dass heute die Politik bei jedem Problem hektisch wird?