Gastbeitrag
Kaufrausch der US-Konsumenten vorbei
Entwarnung bei Inflation?

Die Pandemie hatte in Verbindung mit umfangreichen staatlichen Transferleistungen zu einem Kaufrausch der Amerikaner bei Konsumgütern geführt. Dieser wiederum sorgte für Engpässe und steigende Preise. Wir analysieren, ob sich die Lage inzwischen entspannt hat.

Konsum von Waren auf hohem Niveau stabilisiert

Viele Dienstleistungen konnten in der Pandemie 2020 nicht konsumiert werden; so waren der Reiseverkehr stark eingeschränkt und Restaurants geschlossen. Gleichzeitig stieg trotz der Krise das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte spürbar, weil die US-Regierung eine Vielzahl an Sondertransfers wie erhöhte Arbeitslosenhilfen und Einmalzahlungen beschloss.

Als Reaktion erhöhten die Amerikaner massiv ihren Konsum von Waren. Anfang 2021 war dieser in realer Rechnung 20% höher als vor der Pandemie. Vor der Krise hatte diese Verbrauchskomponente hingegen pro Jahr im Durchschnitt nur um 31/2% zugelegt. Dieser sprunghafte Anstieg musste zwangsläufig zu Verspannungen führen.

Seit etwa einem Jahr hält sich der Warenkonsum nahezu stabil auf seinem erhöhten Niveau (Abbildung 1). Hingegen hat der Konsum von Dienstleistungen erst jetzt wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Die Aufhebung der meisten Coronabeschränkungen dürfte für weiteres Wachstum sorgen.

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Produktion zieht an

Die durch die Verschiebung der Konsumstruktur ausgelösten Probleme haben sich zwar noch nicht gelöst, es zeichnet sich aber eine allmähliche Normalisierung ab. Dazu trägt bei, dass die US-Produktion von Konsumgütern in den letzten Monaten angezogen hat (Abbildung 2). Zuvor hatte sie lange Zeit trotz der starken Nachfrage praktisch auf dem Vor-Pandemie-Niveau stagniert, weil Engpässe bei Vorprodukten die Produktion bremsten.

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… und auch die Importe nehmen kräftig zu

Zudem sind seit letztem Sommer auch die Importe von Konsumgütern wieder deutlich gestiegen, nachdem sie im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres per Saldo stagniert hatten (Abbildung 3).

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Sparquote spürbar gesunken

In den letzten Monaten hat sich also das Angebot an Konsumgütern aus inländischer Produktion und Importen ausgeweitet, während die Nachfrage nur noch stagnierte. Allerdings könnte die mäßige Nachfrageentwicklung grundsätzlich auch daran liegen, dass die Verbraucher gar nicht so viele Waren kaufen konnten, wie sie wollten. Dann wäre aber die Sparquote gestiegen. Tatsächlich ist sie in den letzten Monaten aber gesunken und liegt inzwischen sogar wieder etwas niedriger als vor der Pandemie (Abbildung 4).

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Wareninflation sinkt wieder, …

Offensichtlich gibt es tatsächlich eine Entspannung bei dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Erste Anzeichen dafür finden sich auch bei den Preisen. So sind die Preise von Waren (ohne Energie und Nahrungsmittel) im März gegenüber Februar sogar gesunken (Abbildung 5). Hingegen hatte die Knappheit die Preise über weite Strecken des vergangenen Jahres kräftig steigen lassen. Dies galt etwa bei Gebrauchtwagen, und gerade hier sind die Preise im März spürbar gefallen.

Mit der Verschiebung der Nachfrage weg von Waren und zurück zu Dienstleistungen drohen allerdings steigende Preise in diesem Sektor, insbesondere vor dem Hintergrund des deutlichen Anstiegs der Löhne. Zeitlich parallel zur Beruhigung bei den Warenpreisen sieht man, dass sich Dienstleistungen zuletzt stärker verteuert haben.

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… aber keine Entwarnung bei der Inflation

Die wahrscheinliche Normalisierung der amerikanischen Konsumnachfrage nach Waren dürfte zumindest bei diesen zu einer Beruhigung der Inflation führen. Dies wird dazu beitragen, dass die Inflationsrate insgesamt in den nächsten Monaten von dem im März erreichten Rekordwert (8,5% auf Basis des Verbraucherpreisindex) zurückgehen wird.

Allerdings dürfte sie weiter deutlich über dem Ziel der Fed von 2% bleiben. Denn deren Geldpolitik ist immer noch weit von einem neutralen Niveau entfernt. Selbst die von uns bis Mitte 2023 unterstellten Leitzinsanhebungen um 300 Basispunkte dürften nicht ausreichen, um die Inflation so stark abzubremsen. Hierfür wäre wohl eine noch restriktivere Politik nötig, aber vermutlich um den Preis einer Rezession.

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz
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