Donald Trump bekämpft das falsche Defizit
Handel, Zölle, Verschuldung

„Trade deficits hurt the economy very badly.“ (Donald Trump)

Defizite in der amerikanischen Leistungsbilanz sind für Donald Trump ein rotes Tuch. Er will sie mit einer harschen Zollpolitik gegen Freund und Feind eliminieren. Das wird ihm nicht gelingen. Diese Handelspolitik mit dem Holzhammer richtet weltweit nur Chaos an. Wenn er das (fragwürdige) Ziel hat, die Defizite in der amerikanischen Leistungsbilanz zu verringern, sollte er die Haushalts-Defizite im eigenen Land unter Kontrolle bringen. Das ist wirksamer, für die USA besser und hat für die Welt weniger Nebenwirkungen. Donald Trump bekämpft das falsche Defizit.

Donald Trump, der neue (alte) amerikanische Präsident ist besessen von der Idee, die seit langem hohen Defizite in der amerikanischen Leistungsbilanz zu eliminieren. Tatsächlich lag das Defizit im Jahr 2023 bei über 3,3 % des BIP. Für den „Dealmaker“ ist klar, die USA werden im internationalen Handel über den Tisch gezogen. Das sei teuer für die amerikanischen Bürger. Die De-Industrialisierung in den USA ist eine Folge. Ganze Regionen („rust belt“) litten darunter. Die amerikanische Handelspolitik müsse von den Füßen auf den Kopf gestellt werden. Zölle seien das beste Mittel. Unfairen Praktiken der Handelspartner würde ein Riegel vorgeschoben. Die schlimmsten seien die Chinesen. 60 % Zoll auf alle chinesischen Waren sollen die künstlichen Wettbewerbsvorteile chinesischer Unternehmen ausgleichen. Aber auch die Europäer seien handelspolitisch nicht viel besser. Mit Zöllen von 10 – 20 % auf europäische Güter will Trump die staatlich hoch subventionierte Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen eliminieren.

Kampf gegen Windmühlenflügel

Die Defizite in der Leistungsbilanz der USA entstehen, weil die Amerikaner mehr ausgeben als sie selbst produzieren. Mit dem Import ausländischer Güter wird die Lücke gefüllt. In den USA sind es aber nicht nur die Privaten, die mehr ausgeben (I > S). Auch der Staat (G > T) beteiligt sich an der inländischen Ausgabenflut. Ein Ergebnis ist eine wachsende staatliche Verschuldung. Die Trump’sche Strategie, die Defizite in der Leistungsbilanz mit Zöllen auf Importe zu verringern, geht nur auf, wenn es gelingt, das Ausgabenverhalten von Privaten und Staat zu verändern. Damit ist aber nicht zu rechnen. Zölle wirken wie Steuern auf Importe und Subventionen für Exporte. Kurzfristig verringert sich das Defizit in der Leistungsbilanz, die Importe sinken, die Exporte steigen. Diese Entwicklung hält aber nicht lange an. Die Makroökonomie gewinnt immer (Richard Baldwin). Mit dem Rückgang der Defizite in der Leistungsbilanz wertet der Dollar auf. Die „Erfolge“ beim Abbau des Defizits werden wieder zunichte gemacht.

Reaktionen des Auslandes

Wenn Trump die Zölle auf den Import chinesischer Güter nur hoch genug setzt, wird es ihm gelingen, die bilateralen Handelsbeziehungen mit China stark einzuschränken. Dann mag auch das Defizit der USA im Handel mit China sinken. Die unweigerliche chinesische Antwort der Vergeltung wird den bilateralen Handel weiter verringern. Für das Defizit in der amerikanischen Leistungsbilanz in toto ist damit aber wenig gewonnen. Chinesische Waren werden nicht mehr direkt in die USA eingeführt. Sie nehmen einen Umweg. China exportiert stärker in andere, von amerikanischen Zöllen weniger betroffene Länder, wie etwa Kanada oder Mexiko. Von dort kommen die chinesischen Produkte dann in die USA. Der chinesische Impuls auf das Defizit in der amerikanischen Leistungsbilanz bleibt. Grundsätzlich wird die Trump’sche Handelspolitik aber auch deshalb scheitern, weil die internationalen Handelspartner höhere amerikanische Zölle nicht widerspruchslos hinnehmen. Sie werden eigene Abwehrmaßnahmen ergreifen. Ein weltweites Chaos ist programmiert.

Kampf gegen das Haushalts-Defizit

Wenn Trump das amerikanische Leistungsbilanz-Defizit verringern will, gäbe es einen wirkungsvolleren Weg ohne große Nebenwirkungen und internationale Verwicklungen. Er könnte daran gehen, das erhebliche Haushaltsdefizit in den USA zu verringern. Es lag 2023 bei 6,3 % des BIP, und das obwohl die Wirtschaft boomt. Die Schuldenstandsquote von gegenwärtig fast 100 % des BIP würde sinken. Das hätte einen doppelten Effekt. Die negativen Rückwirkungen hoher staatlicher Verschuldung auf Inflation, wachsendem Druck auf die Unabhängigkeit der FED, steigende Gefahren der Insolvenz der USA und zunehmende Destabilisierung der internationalen Finanzmärkte, weil der Dollar als Leitwährung leidet, würden verringert. Ein Abbau des amerikanischen Haushalts-Defizits würde Trump auch seinem (fragwürdigen) Ziel näherbringen, das Leistungsbilanz-Defizit zu verringern. Ein Sparprogramm würde die Importe von Gütern verringern. Geringere Schulden würden die internationale Wettbewerbsfähigkeit der USA stärken. Die Exporte amerikanischer Unternehmen würden Fahrt aufnehmen.

Trumponomics: Inkonsistente Politik

Diesen Weg der Haushaltskonsolidierung wird Trump allerdings ganz sicher nicht gehen. Er hat schon angekündigt, staatliche Einnahmen zu verringern und staatliche Ausgaben zu erhöhen. Steuern (Unternehmens-, Kapital- und Einkommensteuern) sollen gesenkt, Ausgaben (mexikanischer „Schutzwall“, Verteidigung, Soziales) erhöht werden. Das alles spricht dafür, dass die Haushalts-Defizite weiter wachsen werden. Wenn es so weitergeht, befürchtet das CBO, dass die amerikanischen Staatsschulden bis 2054 auf 172 % des BIP steigen werden (hier). Das alles tut der Entwicklung der defizitären amerikanischen Leistungsbilanz nicht gut. Wie so oft, ist die Trump’sche Politik in hohem Maße inkonsistent, Trumponomics (hier) eben. Mit hohen Haushalts-Defiziten konterkariert er seine eigene Zollpolitik, mit der er (chancenlos) die Defizite in der amerikanischen Leistungsbilanz abbauen will. Der internationale Flurschaden, den er anrichtet, ist erheblich. Alles in allem: Er kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen das falsche Defizit.

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